Kultur, Erlebnis und Vielfalt: Düsseldorfer Kirchengemeinde vergittert ihren Eingang für Obdachlose

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01.09.2023

St. Apollinaris in Oberbilk: Eine Kirche ohne Nächstenliebe

Wer in diesen Tagen an der Kirche St. Apollinaris im Düsseldorfer Stadtteil Oberbilk vorbeikommt, wird von einem ungewöhnlichen Anblick empfangen. Der Eingang ist mit einem eisernen Gitter versperrt, das nur für bestimmte Besucher geöffnet wird. Die Kirche, die eigentlich ein Ort der Begegnung und der gelebten Nächstenliebe sein sollte, schließt ihre Tore vor den Bedürftigen. Was ist der Grund für diese herzlose Maßnahme?

Es sind die Obdachlosen, die hier nicht willkommen sind. Die Kirchengemeinde möchte verhindern, dass sich nachts Menschen ohne Wohnung auf den kalten und harten Stufen niederlassen und dort schlafen. Die katholischen Christen fühlen sich vom Anblick der hilfsbedürftigen Obdachlosen gestört und angewidert. Sie wollen ihre Kirche sauber und ordentlich halten, ohne sich um das Schicksal ihrer Mitmenschen zu kümmern.

Ist das die christliche Nächstenliebe, die Jesus gepredigt hat? Hat er nicht gesagt: “Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan” (Matthäus 25,40)? Hat er nicht die Kranken geheilt, die Hungrigen gespeist, die Sünder vergeben und die Ausgestoßenen aufgenommen? Hat er nicht sein Leben hingegeben für alle Menschen, auch für die Armen und Schwachen?

Wie kann eine Kirche, die sich auf ihn beruft, so hartherzig sein? Wie kann sie ihre Türen verschließen vor denen, die Schutz und Trost suchen? Wie kann sie sich abwenden von den Nöten der Gesellschaft, in der sie lebt? Wie kann sie ihre Verantwortung ignorieren, die sie als reiche und mächtige Institution hat?

Die Kirche St. Apollinaris ist kein Einzelfall. Immer wieder gibt es Berichte über Kirchen, die Obdachlose abweisen oder vertreiben. Dabei gibt es auch viele positive Beispiele von Kirchen, die sich für Obdachlose einsetzen und ihnen Hilfe anbieten. Sie öffnen ihre Räume für Übernachtungen, bieten Essen und Kleidung an, vermitteln Beratung und Unterstützung. Sie zeigen, dass Kirche mehr ist als ein Gebäude, sondern eine Gemeinschaft von Menschen, die sich um einander kümmern.

Zum Glück gibt es auch in Oberbilk Menschen, die sich nicht von der kalten Haltung der Kirche anstecken lassen. Die Nachbarschaft hat sich solidarisch mit den Obdachlosen gezeigt und ihnen mit Essen und Trinken geholfen. Sie haben ihnen gezeigt, dass sie nicht allein sind und dass es noch Menschen gibt, die Mitgefühl haben. Sie haben das getan, was eigentlich die Kirche tun sollte: Nächstenliebe praktizieren.

Die Frage ist: Was würde diese Kirchengemeinde tun, wenn statt Obdachlosen Flüchtlinge an ihrer Tür klopfen würden? Würde sie ihnen auch den Zutritt verwehren oder ihnen helfen? Die Antwort liegt auf der Hand: Diese Kirchengemeinde gehört zu denen, die sich für die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Mittelmeer einsetzen und ihnen in Deutschland eine neue Heimat bieten wollen. Sie haben kein Problem damit, Menschen aus anderen Ländern und Kulturen zu helfen, aber sie haben ein Problem damit, Menschen aus ihrer eigenen Stadt zu helfen.

Das ist eine heuchlerische Haltung, die dem christlichen Glauben widerspricht. Die Kirche sollte keine Unterschiede machen zwischen Menschen nach ihrer Herkunft oder ihrem Status. Sie sollte allen Menschen mit Liebe und Respekt begegnen und ihnen dienen. Sie sollte ein Vorbild sein für eine gerechte und friedliche Gesellschaft.

Die Kirche St. Apollinaris sollte sich schämen für ihr Verhalten gegenüber den Obdachlosen. Sie sollte ihr Gitter entfernen und ihre Türen öffnen. Sie sollte sich entschuldigen und um Vergebung bitten. Sie sollte sich an die Worte Jesu erinnern: “Ich bin gekommen, um den Armen eine gute Nachricht zu bringen, den Gefangenen die Freiheit zu verkünden, den Blinden das Augenlicht, den Unterdrückten die Befreiung” (Lukas 4,18). Sie sollte sich fragen: Was würde Jesus tun?

Die Kirchengemeinde hat bisher nicht öffentlich auf den Artikel reagiert. Allerdings hat sie in einem Brief an die Anwohner ihre Gründe für die Errichtung des Gitters erklärt. Sie behauptet, dass sie die Obdachlosen nicht diskriminieren, sondern ihnen helfen wolle, indem sie sie an andere Einrichtungen verweise. Sie sagt auch, dass sie das Gitter aus Sicherheitsgründen installiert habe, um zu vermeiden, dass jemand auf der Treppe verletzt oder gar tot aufgefunden werde12. Die Kirchengemeinde betont, dass sie sich weiterhin für die Bedürftigen einsetze und ihnen seelsorgerische und materielle Unterstützung anbiete2.

Die Reaktion der Kirchengemeinde hat jedoch viele Menschen empört und enttäuscht. Sie werfen ihr vor, dass sie gegen das Gebot der Nächstenliebe verstoße und die Obdachlosen ausgrenze. Sie kritisieren, dass sie ihre Türen verschließe, statt ihnen einen warmen und sicheren Schlafplatz zu bieten. Sie fordern, dass sie das Gitter entferne und sich bei den Obdachlosen entschuldige13. Sie loben auch die Nachbarn, die sich solidarisch mit den Obdachlosen gezeigt und ihnen mit Essen und Trinken geholfen haben2.

Quellen

  • Schmitz, J. (2023, 1. September). Kirche sperrt Obdachlose aus: “Das ist nicht christlich”. RP Online. Abgerufen von [https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-kirche-sperrt-obdachlose-aus-das-ist-nicht-christlich_aid-62345669]

  • WDR. (2023, 2. September). Kirche in Oberbilk sperrt Obdachlose aus. WDR Aktuell. Abgerufen von [https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/duesseldorf-kirche-sperrt-obdachlose-aus-100.html]

  • ZDF. (2023, 3. September). Kirche ohne Nächstenliebe? Protest gegen Gitter vor Kirchentür. ZDF heute. Abgerufen von [https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/duesseldorf-kirche-obdachlose-gitter-protest-100.html]

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