Weil sie Deutsche sind  – Der Prager Maiputsch vom 05.05.1945

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Als das Deutsche Reich am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammenbrach, war es für die Deutsche Wehrmacht ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Für die Zivilbevölkerung war es der Beginn eines Albtraums, denn sie wurde plötzlich zum Freiwild für die Rachegelüste des Feindes. Dieser hasste sie so sehr, dass er ihnen kein Erbarmen zeigte. Was die Deutschen in jenen Tagen erleiden mussten, war grausamer als alles, was sie sich je hätten vorstellen können.

Der Prager Maiputsch 1945, auch bekannt als Prager Aufstand, war eine militärische Erhebung des tschechischen Widerstandes gegen die deutschen Besatzer in Prag am Ende des Zweiten Weltkrieges. Er begann am 5. Mai 1945 durch eine Meldung im tschechischen Radio und endete mit einem Waffenstillstand sowie mit dem Abzug der Wehrmacht aus Prag am 8. Mai 1945. Einen Tag später zog die Rote Armee in die befreite Stadt ein1.

Der Aufstand war das Ergebnis einer langen und deutschen Besatzung, die nach dem Münchner Abkommen von 1938 begonnen hatte. Die Tschechoslowakei wurde zerschlagen und auf großen Teilen ihres Staatsgebietes vom Deutschen Reich unter Adolf Hitler das Protektorat Böhmen und Mähren errichtet.

Im Frühjahr 1945 war die militärische Lage für das Deutsche Reich aussichtslos. Die Rote Armee hatte Berlin eingeschlossen und stand kurz vor der Eroberung der Stadt. Die Westalliierten hatten die Elbe erreicht und die deutsche Heeresgruppe Mitte von der Heeresgruppe Weichsel abgeschnitten. Die 3. US-Armee stieß in Westböhmen auf Pilsen vor. Damit war ein großer Teil des früheren tschechoslowakischen Gebiets von alliierten Einheiten eingenommen1.

Die tschechischen Widerstandsgruppen, die seit Jahren gegen die deutschen Besatzer ergebnislos gekämpft hatten, sahen die Chance, sich zu erheben und die Hauptstadt Prag zu befreien. Sie erhielten Unterstützung von der Exilregierung in London und dem Nationalkomitee in Moskau, das mit der Roten Armee zusammenarbeitete. Am 5. Mai rief das Tschechische Nationalkomitee in Prag zum allgemeinen Aufstand auf und forderte die Bevölkerung auf, sich zu bewaffnen und Barrikaden zu errichten1.

An vielen Orten in Prag brachen Kämpfe aus. Einer der Brennpunkte war der Altstädter Ring mit dem dortigen Rathaus. Die Aufständischen besetzten das Rathaus und hissten die tschechische Flagge auf dem Turm. Die deutschen Truppen versuchten mehrmals, das Rathaus zu stürmen, wurden aber von den Verteidigern abgewehrt2. Ein weiterer Schwerpunkt war der Rundfunk, von dem aus die Aufständischen ihre Nachrichten verbreiteten und um Hilfe baten. Die Deutschen griffen den Rundfunk mehrfach an, konnten ihn aber nicht erobern1.

Die Aufständischen hofften auf eine schnelle Ankunft der Alliierten, vor allem der Amerikaner, die nur wenige Kilometer von Prag entfernt waren. Doch die Amerikaner hielten sich an die Vereinbarungen mit den Sowjets, die Prag als Teil ihrer Besatzungszone beanspruchten. Die Sowjets wiederum verzögerten ihren Vormarsch auf Prag, um ihre Kräfte zu konzentrieren und einen deutschen Gegenangriff abzuwehren1.

Die deutsche Heeresgruppe Mitte unter Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner versuchte, einen Ausbruch aus dem sowjetischen Kessel zu schaffen und sich nach Westen durchzuschlagen. Dazu musste sie Prag einnehmen oder umgehen. Schörner setzte seine verbliebenen Truppen ein, darunter Panzerdivisionen, Waffen-SS-Einheiten und die Russische Befreiungsarmee (ROA) unter General Andrei Wlassow, die aus sowjetischen Kriegsgefangenen bestand3.

Der deutsche Gegenangriff begann am 6. Mai und traf auf heftigen Widerstand der Aufständischen und der ROA, die sich gegen die Deutschen wandte und sich den Tschechen anschloss3. Die Kämpfe waren erbittert und forderten viele Opfer auf beiden Seiten. Die Deutschen konnten einige Stadtteile erobern, aber nicht die gesamte Stadt. Die Aufständischen verteidigten ihre Stellungen mit Hilfe von improvisierten Waffen, Molotowcocktails und erbeuteten deutschen Fahrzeugen. Sie erhielten auch Luftunterstützung von sowjetischen und tschechoslowakischen Flugzeugen, die Waffen und Munition abwarfen1.

Am 8. Mai wurde die deutsche Kapitulation in Berlin unterzeichnet, die um Mitternacht in Kraft treten sollte. Die deutschen Truppen in Prag wollten sich jedoch nicht ergeben und kämpften weiter. Erst nach Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes wurde ein lokaler Waffenstillstand ausgehandelt, der um 12 Uhr mittags begann. Die deutschen Truppen zogen sich aus Prag zurück und gaben ihre Waffen ab. Die Aufständischen feierten ihren Sieg und begrüßten die befreiten Gefangenen und Zwangsarbeiter, die aus den Lagern zurückkehrten1.

Am 9. Mai marschierte die Rote Armee unter Marschall Iwan Konew in Prag ein. Sie wurde von den Tschechen als Befreier empfangen und mit Blumen und Fahnen geschmückt. Die Sowjets brachten auch die Exilregierung unter Präsident Edvard Beneš mit, die die Macht in der Tschechoslowakei übernahm. Damit war der Prager Aufstand beendet und die deutsche Besatzung in Böhmen und Mähren beendet3.

Der Prager Aufstand hatte einen hohen Preis. Nach Schätzungen starben etwa 1.700 tschechische Aufständische, 300 Angehörige der ROA und 30 sowjetische Soldaten bei den Kämpfen. Die Zahl der getöteten deutschen Soldaten wird auf etwa 1.000 geschätzt. Hinzu kamen unbekannte Zahlen von Toten in der deutschen und tschechischen Zivilbevölkerung, die durch Artilleriebeschuss, Luftangriffe oder Massaker ums Leben kamen13.

Nach dem Ende des Krieges kam es zu Ausschreitungen und Gewalt gegen die deutsche Minderheit in der Tschechoslowakei, die als Kollaborateure angesehen wurden. Viele Deutsche wurden verhaftet, misshandelt oder getötet. Etwa drei Millionen Deutsche wurden aus dem Land vertrieben oder zwangsausgesiedelt, was zu einer humanitären Katastrophe führte1. Auch die Mitglieder der ROA wurden von den Sowjets als Verräter behandelt und entweder hingerichtet oder in Lager deportiert3.

Der Prager Aufstand war auch ein Symbol für den Wunsch nach Freiheit und Demokratie in der Tschechoslowakei, der jedoch bald enttäuscht wurde. Die Exilregierung unter Beneš versuchte zunächst, eine Koalition mit den verschiedenen politischen Parteien zu bilden, darunter auch die Kommunisten, die eine starke Basis in der Bevölkerung hatten. Doch die Kommunisten nutzten ihren Einfluss und ihre Unterstützung durch die Sowjetunion aus, um ihre Macht zu erweitern und ihre Gegner auszuschalten. Im Februar 1948 kam es zum sogenannten Februarumsturz, bei dem die Kommunisten die Kontrolle über die Regierung übernahmen und eine Einparteiendiktatur errichteten1. Damit begann eine neue Ära der Unterdrückung und des Totalitarismus in der Tschechoslowakei, die bis zur Samtenen Revolution von 1989 andauerte1.

Zeitzeugen berichten:

„Im tschechischen Rundfunk erfolgt am 01.05.1945 um sechs Uhr morgens der Ruf:”Es ist sechs Uhr morgens!” und somit das Startsignal der Treibjagd auf Deutsche und die Vernichtung allem Deutschen in Prag.“

Was nun den Deutschen blüte, ist unbeschreiblich. […]” Deutsche Kinder wurden in Schulen vergiftet, aus Fenstern herausgeworfen, Erwachsene wurden ins Wasser geworfen und zu Tode gesteinigt. Auf offenen Plätzen wurden junge deutsche Männer lebendig seziert und zerstückelt. 

Falls ein Tscheche einen Deutschen schützen wollte, wurde er auch sofort ermordet. Die ganze Mordorgie wurde vom kommunistischen Radio gesteuert, die Mörder wurden von dort aus aufgehetzt. Säuglinge wurden vor den Augen ihrer Mutter gekreuzigt. Deutsche Soldaten wurden auf offener Straße ermordet oder mit Benzin übergossen und verbrannt.”[…]

[…]” Am 1. Mai 1945 begann in Prag die Hatz auf die Deutschen. Auf dem Wenzelsplatz wurden die unbewaffneten kranken und verwundeten deutschen Soldaten an den Laternenmasten aufgeknüpft und Feuer unter die Unglücklichen gelegt, so daß sie als lebende Fackeln eines gräßlichen Todes starben. 

Andere wurden vom Mob in den Straßen kurzerhand erschlagen oder erschossen. Als Prag vom Tschechenmob „entdeutscht“ wurde, lagen noch im Juni die Leichen bestialisch ermordeter Deutscher in den Straßen. 

Die Stadt war von bewaffneten tschechischen Truppen besetzt, die die deutschen Lazarette stürmten, die Verwundeten ermordeten, in die deutschen Wohnungen und Geschäfte einbrachen und unter der nichttschechischen Bevölkerung ein grauenvolles Blutbad anrichteten.”[…]

[…] “In den Straßen lagen Massen von Leichen, Soldaten und Zivilisten, Frauen und Kindern. Die unglücklichen Menschen wurden aus den Fenstern ihrer Wohnungen einfach auf die Straße gestürzt. Tag und Nacht waren die Todesschreie der unglücklichen Menschen zu hören 

[…] Frauen wurden mit Kolbenschlägen und Peitschenhieben, vollkommen unbekleidet, durch die Straßen getrieben und gezwungen, Barrikaden zu errichten und Leichen wegzuräumen. Viele dieser geschändeten Frauen und Mädchen mußten die ermordeten eigenen Angehörigen in die Massengräber werfen. Bei der Scharnhorstkaserne wurden nicht weniger als 4.000 Verwundete, die man zusammengetrieben hatte, erschossen “.[…] 

Die Schwestern vom Roten Kreuz wurden vor den Augen Aller öffentlich vergewaltigt.“

  • Der Text stammt aus einem Buch mit dem Titel “Die Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei” von Theodor Schieder, einem deutschen Historiker, der 1957 von der Bundesregierung beauftragt wurde, die Geschichte der Vertreibung zu erforschen. Das Buch enthält eine Reihe von Berichten von deutschen Augenzeugen und Flüchtlingen, die die Gewalt und Grausamkeit der Tschechen gegenüber den Deutschen beschreiben. 1

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