Weil sie Deutsche sind – Versenkung der Cap Arcona 03.05.1945

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Als das Deutsche Reich am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammenbrach, war es für die Deutsche Wehrmacht ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Für die Zivilbevölkerung war es der Beginn eines Albtraums, denn sie wurde plötzlich zum Freiwild für die Rachegelüste des Feindes. Dieser hasste sie so sehr, dass er ihnen kein Erbarmen zeigte. Was die Deutschen in jenen Tagen erleiden mussten, war grausamer als alles, was sie sich je hätten vorstellen können.

Die Cap Arcona war mehr als nur ein Luxusdampfer. Sie war das Flaggschiff der Hamburg-Südamerika-Linie, das schönste Schiff ihrer Zeit, ein Traum aus Stahl und Eleganz. Am 14. Mai 1927 lief sie vom Stapel und stach kurz darauf in See, um ihre Jungfernfahrt von Hamburg nach Argentinien anzutreten.

Sie war das perfekte Schiff für eine Zeit, in der Überseekreuzfahrten die ultimative Form des Reisens waren. Sie beförderte vermögende Luxusreisende, die sich an Bord verwöhnen ließen, aber auch Auswanderer, die nach Südamerika aufbrachen, um ein neues Leben zu beginnen. Die Strecke Hamburg – Buenos Aires legte die Cap Arcona in sagenhaften 15 Tagen zurück, schneller als jedes andere Schiff. Bis 1939 diente sie im Liniendienst Hamburg – Madeira – Rio de Janeiro sowie Buenos Aires und brachte etwa 200.000 Passagiere an ihr Ziel.

Doch das Schicksal der Cap Arcona sollte sich bald wenden. Ab 1940 wurde sie von der deutschen Kriegsmarine beschlagnahmt und als Wohnschiff in der Ostsee eingesetzt. Sie sollte nie wieder auf Südamerika-Fahrt gehen, sondern in den Wirren des Krieges versinken. Anfang 1945 wurde sie als Flüchtlingstransporter eingesetzt, um Menschen aus dem von der Roten Armee bedrohten Ostpreußen in den Westen zu bringen. Zusammen mit der Steuben und der Gustloff sowie Dutzenden anderen unbekannten Schiffen nahm sie an der größten Seerettungsaktion der Geschichte teil, die als Operation Hannibal bekannt wurde.

Am 14. April 1945 lag sie wegen eines Maschinenschadens vor Neustadt in Holstein vor Anker. Doch sie war nicht allein. Da die Briten immer näher rückten, wurden Tausende von Häftlingen aus dem Konzentrationslager Neuengamme nach Lübeck verlegt und auf verschiedene Schiffe verteilt.

Am 20. April 1945 wurden 4.000 Gefangene auf die Athen sowie die Thielbek gebracht. Später trafen noch weitere Inhaftierte ein, die auf die Cap Arcona verfrachtet wurden. Sie war mit 7.500 Personen völlig überfüllt und bot ein Bild des Grauens.

Der 3. Mai 1945 sollte der letzte Tag der Cap Arcona sein. Sie lag immer noch in der Lübecker Bucht zwischen Neustadt und Scharbeutz, als britische Flugzeuge einen Luftangriff auf die Liegeplätze der Deutschland, Thielbek und der Cap Arcona sowie zahlreicher anderer Schiffe in der Lübecker und Kieler Bucht starteten. Es war einer der letzten Angriffe des Krieges, der nur drei Tage später enden sollte. Die Flugzeuge feuerten Raketen und Bomben auf die Schiffe ab, ohne zu wissen, dass sie voller Flüchtlinge und Häftlinge waren. Die Schiffe waren nicht als Lazarett- oder Zivilschiffe gekennzeichnet und hatten Bordwaffen zur Verteidigung.

Gegen 15 Uhr traf das Unheil die Cap Arcona. Fünf Flugzeuge schossen eine Salve von Raketen auf das Schiff ab und trafen es voll. Vierzig Volltreffer verwandelten die Cap Arcona in ein loderndes Flammenmeer. Sie brannte vom Heck bis zum Mittelschiff und drohte zu kentern. Viele Menschen sprangen ins Wasser, um sich zu retten, doch sie fanden nur den Tod. Die Flugzeuge schossen aus niedriger Höhe auf die Schwimmenden, um sie zu töten oder zu vertreiben. Die Thielbek wurde ebenfalls angegriffen und ging innerhalb von 15 Minuten unter.

Ein Überlebender berichtet:

[…] Der Angriff britischer Flugzeuge lief seit 14:30 Uhr. Fünf Maschinen lösten im Tiefflug ihre neuzeitlichen Raketen als Salve auf die “Cap Arcona” aus. 40 Volltreffer verwandelten die “Cap Arcona” in ein loderndes Flammenmeer. Sie brannte lichterloh vom Heck bis zum Mittelschiff. Viele Menschen flohen, starben, ertranken. Vier Maschinen bekämpften die ca. 800 Meter entfernte, sich durch Flak heftig wehrende “Thielbek”. Sie hatte Backbord-Schlagseite und ging innerhalb von 15 Minuten unter.[…]

Die Rettungsmaßnahmen liefen viel zu spät an, wohl durch das Durcheinander während des Luftangriffs geschuldet. Nur etwa 400 Menschen konnten lebend geborgen werden. Die meisten von ihnen waren Häftlinge, die von den SS-Wachen erschossen oder von den Dorfbewohnern gelyncht wurden. Die Cap Arcona sank mit 6.400 Menschen an Bord in der Bucht. Sie war das größte Schiffsunglück der Geschichte, noch vor der Titanic.

Quellenangaben:

Arolsen Archives. (o. J.). Auf den Spuren einer Tragödie. Abgerufen am 29. Juli 2023, von https://arolsen-archives.org/stories/cap-arcona/

Kap Arkona. (2023, 26. Juli). In Wikipedia. Abgerufen am 29. Juli 2023, von https://de.wikipedia.org/wiki/Kap_Arkona

Der Fall Cap Arcona. (2021, 9. Mai). In Wikipedia. Abgerufen am 29. Juli 2023, von https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Fall_Cap_Arcona

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