Weil sie Deutsche sind  – Feuersturm vom 13.09.1944 in Osnabrück

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Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Osnabrück ist eine Stadt im Nordwesten Deutschlands, die im Zweiten Weltkrieg mehrfach Ziel von alliierten Luftangriffen wurde. Während des Krieges wurden insgesamt 79 Luftangriffe auf Osnabrück durch Einheiten der Royal Air Force (RAF) und den United States Army Air Forces (USAAF) geflogen1. Der schwerste und verheerendste Angriff ereignete sich am 13. September 1944, als drei Bomberverbände der RAF in mehreren Wellen über 180.000 Spreng- und Brandbomben über der Altstadt abwarfen und einen Feuersturm entfachten, der die meisten historischen Gebäude zum Opfer fiel2.

Die strategische Bedeutung von Osnabrück

Im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs war die Stadt Osnabrück für die Alliierten ein Ziel von strategischer Bedeutung. Ein wichtiger Eisenbahnknoten der Reichsbahn war der Hauptbahnhof. Südöstlich davon lagen Lokschuppen des Bahnbetriebswerks und die ausgedehnten Gleisanlagen des Rangierbahnhofs, neben dem sich bedeutende Industriebetriebe wie das Stahlwerk und das Karmann-Automobilwerk (heute Volkswagen Osnabrück) angesiedelt hatten. Ebenfalls in Sichtweite des Hauptbahnhofs produzierte in Gartlage das zur Gutehoffnungshütte gehörende Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk (OKD, heute KME SE)1. Diese Ziele wurden vor allem von den amerikanischen Bombern angegriffen, die tagsüber präzise Bombardements durchführten.

Die britische RAF hingegen verfolgte eine andere Strategie, die auf dem sogenannten “Area Bombing” beruhte. Dies bedeutete, dass nicht nur militärische oder industrielle Ziele angegriffen wurden, sondern auch zivile Ziele wie Innenstadt, Wohngebiete und andere. Dies sollte die Moral der deutschen Bevölkerung brechen und den Kriegswillen schwächen1. Die britischen Bomber flogen meist nachts, um dem deutschen Flugabwehrfeuer zu entgehen, und nutzten Brandbomben, um große Feuer zu entfachen, die als Orientierungspunkte für weitere Angriffe dienten.

Der Angriff vom 13. September 1944

Der erste größere Angriff im Rahmen der britischen “Area Bombing Directive” erfolgte am 20. Juni 1942, hierbei wurden 9.000 Phosphor- und Elektron-Thermitstabbrandbomben über der Altstadt abgeworfen1. Einen weiteren schweren Luftangriff flog am 6. Oktober 1942 die britische RAF; sie warf 11.000 Spreng- und Brandbomben über der südlichen Altstadt ab1. Diese Angriffe richteten bereits erhebliche Schäden an, aber nichts im Vergleich zu dem, was am 13. September 1944 folgen sollte.

An diesem Tag griffen drei Bomberverbände der RAF mit jeweils etwa 100 Maschinen das Stadtgebiet an. Sie warfen aus einer Höhe von 8.000 Metern in mehreren Wellen elf schwere Luftminen, 2.160 (oder 2.292) Spreng- und 181.042 Brandbomben (davon 170.000 Stabbrandbomben und 42 Phosphorkanister) über der Stadt ab2. Die Bombenlast betrug insgesamt etwa 1.200 Tonnen3. Der Angriff begann um 18:26 Uhr und dauerte etwa eine halbe Stunde2.

Die Wirkung der Bomben war verheerend. Die Luftminen und Sprengbomben zerstörten die Dächer und Fenster der Häuser, die Brandbomben setzten sie in Brand. Die Phosphorkanister erzeugten eine grelle Flamme, die die Sicht nahm und die Haut verätzte. Die Stabbrandbomben waren besonders gefürchtet, da sie sich tief in den Boden bohrten und schwer zu löschen waren.

Die vielen Feuer verschmolzen zu einem riesigen Feuersturm, der einen starken Sog erzeugte und die Luft aus den Kellern und Bunkern saugte. Die Hitze war so intensiv, dass das Metall schmolz und das Holz verkohlte. Die Menschen, die sich in den Schutzräumen befanden, erstickten oder verbrannten. Diejenigen, die versuchten zu fliehen, wurden von herabfallenden Trümmern erschlagen oder von den Flammen eingeholt.

Die Bilanz des Angriffs

Der Angriff vom 13. September 1944 war der schwerste und folgenschwerste Luftangriff auf Osnabrück. Er forderte mindestens 145 Todesopfer, darunter auch viele ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, denen der Aufenthalt in den bombensicheren Bunkern untersagt war2. Etwa 200 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt2. Die Zahl der Vermissten ist nicht bekannt.

Die Sachschäden waren so gewaltig, dass die Stadtverwaltung es nach diesem Angriff aufgab, die Schadenssumme zu ermitteln2. Insgesamt sollen an diesem Tag 1.500 Wohnhäuser, 15 öffentliche Gebäude, drei Schulen (unter anderem das Carolinum), zwei Kirchen (Dom und Marienkirche), das Marienhospital und drei Betriebe zerstört oder schwer beschädigt worden sein2. Zudem wurden leichtere Schäden an 7.950 weiteren Wohnhäusern, 14 öffentlichen Gebäuden, acht Schulen und vier Betrieben gemeldet2. Neben einem Großteil der historischen Bebauung erhielten an diesem Tag auch mehrere Luftschutz-Deckungsgräben Volltreffer durch Sprengbomben; an der Hansastraße, am Hauptbahnhof, am Pottgraben, an der Wachsbleiche sowie an der Roopstraße starben eine bisher nicht genau ermittelte Zahl von Schutzsuchenden2. Am Hauptbahnhof traf eine Bombe zudem einen besetzten Einmann-Bunker2.

Der Angriff vom 13. September 1944 markierte den Höhepunkt der Zerstörung Osnabrücks im Zweiten Weltkrieg. Bis Kriegsende musste die Bevölkerung insgesamt 2.396 Mal in Kellern und Luftschutzbunkern Schutz suchen1. Der letzte Luftangriff erfolgte am 25. März 1945, dem Palmsonntag, bei dem noch mindestens 178 Menschen ums Leben kamen3. Insgesamt wurden in den 79 Luftangriffen mehr als 10.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Mehr als 80.000 Menschen verloren zwischen 1940 und März 1945 in Osnabrück ihr Obdach, über 1.400 ihr Leben3.

Der Wiederaufbau und die Nachwirkungen

Nach dem Krieg stand Osnabrück vor der Herausforderung, die zerstörte Stadt wieder aufzubauen. Dabei gab es unterschiedliche Ansätze und Meinungen darüber, wie viel von der alten Bausubstanz erhalten oder rekonstruiert werden sollte. Einige Gebäude wurden originalgetreu wiederhergestellt, wie zum Beispiel das Rathaus oder das Heger Tor. Andere wurden modernisiert oder durch Neubauten ersetzt, wie zum Beispiel das Theater oder das Schloss. Einige historische Gebäude blieben als Mahnmale stehen, wie zum Beispiel die Ruine der Marienkirche oder das Felix-Nussbaum-Haus.

Quellen

: “Luftangriffe auf Osnabrück”, Wikipedia, abgerufen am 27. Juli 2023, [Link].

  • : “Der schwerste Luftangriff auf Osnabrück”, Stadt Osnabrück, abgerufen am 27. Juli 2023, [Link].

  • : “Osnabrück im Zweiten Weltkrieg”, Osnabrücker Zeitung, abgerufen am 27. Juli 2023, [Link].

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