Dyatlov-Pass – Wir werden hier sterben – Teil 1

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1. Vorwort

Vor einiger Zeit wurde ich durch die Fake-Doku  “Devil’s Pass” auf diese tatsächliche Expedition einiger Wanderer der russischen Universität UPI im Jahre 1959 zum Berg Cholat Sjachl (mansisch für “Berg der Tosenden Winde” oder “Gänsenest”; 1097 m). 

Der Gebirgspass, an dem das Unglück geschah, wurde später nach dem Gruppenanführer Igor Dyatlov “Dyatlov-Pass” benannt. Ziel der Expedition war es, über den Berg Cholat Skal den Berg Otorten (russ. Отортен, Höhe: 1235 m) zu erreichen, der Luftlinie etwa 13,6 Kilometer nördlich des Unglücksortes liegt. Die Strecke wurde zu dieser Jahreszeit als „Kategorie III“, die schwerste, eingeschätzt. Alle Mitglieder hatten Erfahrung mit langen Skitouren und Gebirgsexpeditionen.

Die Sportwanderungen wurden von der Wanderabteilung der UPI organisiert, es waren gesteuerte Freizeitbeschäftigungen. Die Studenten konnten sich so ihre Sportnoten aufbessern oder den damals begehrten Abschluss als zertifizierter Bergführer verdienen. Im Ural waren derartige Freizeitaktivitäten sehr begehrt unter den Studenten. Die Teilnahme galt als Ehre, man konnte sich so auch Aufmerksamkeit bei der Partei verdienen, um beruflich voranzukommen.

Aus unbekannten Gründen und Ursachen kehrte die Expedition am 12.02.1959 nicht mehr zurück, auch wurde das vereinbarte Telegramm von der Rückkehr in den Ort Iwdel nie gesandt. Die Rettungsgruppe wartete noch bis zum 20.02.1959, da es durchaus vorkommen konnte, dass sich die Expeditionen durch widrige Umstände mit der Rückkehr verspäteten. Sie erwarteten daher, dass die Dyatlov-Expedition im Zeitraum 12.02. – 20.02.1959 den Ort Iwdel erreichen würde, und das Telegramm sandte – was leider nie der Fall war.

2. Einführung

Der Dyatlov-Vorfall war der ungeklärte Tod von neun Bergsteigern im nördlichen Ural am 03.02.1959.

Die Gruppe setzte sich aus acht Männern und zwei Frauen zusammen. Die Teilnehmer dieser geplanten Bergwanderung waren Wanderer der örtlichen Universität für Funktechnik und allesamt erfahrene  Bergsteiger. Die Wanderungen wurden von der Wanderabteilung der UPI organisiert und waren zur damaligen Zeit unter den Studenten sehr beliebt. Sie dienten der Verbesserung der Sportnoten und um die Gunst der Partei zu gewinnen. Ziel war das heißbegehrte Zertifikat als Bergführer.

Die Gegend, in der sie wandern wollten, kannten sie bereits von zahlreichen vorhergehenden Bergauf Steigen aus. Dieser Punkt ist für die weiteren Betrachtungen dieses rätselhaften Falles entscheidend.  Es waren keine Laien, die zum Berg hinaufstiegen, sondern Experten ihres Faches, die sich dort oben auskannten und wussten, welchen Gefahren sie sich stellen mussten. Sie waren körperlich und geistig bereit, sich dem zu stellen und wussten, wie sie sich in einer Gefahrensituation verhalten sollten. Denn ein solcher Bergaufstieg ist nicht einfach zu meistern, und es drohten Gefahren, die aus heiterem Himmel über einen Anfänger hereinbrechen konnten.

Aus diesem Grunde war es auch für den Ural vorgeschrieben, dass Bergsteiger sog. Bergbücher führen mussten, eine Art Tagebuch und darin die Lage oder Besonderheiten des Aufstiegs festhalten mussten – für den Notfall. Und genau diese Tage-Bücher dienten später den Ermittlern als Anhaltspunkte für ihre Arbeiten und aus diesen Tagebüchern können heute die Strecke des Aufstieges der Dyatlov-Gruppe nachvollzogen werden.

Nehmen wir einmal den Fundort der Gruppe, den „Berg der Tosenden Winde“, und das Ural-Gebirge genauer unter die Lupe.

3. Uralgebirge „Berg der Tosenden Winde“ 

Welches Ziel hatte diese Gruppe, wo genau wollten die Bergsteiger hin? Schauen wir uns deshalb zunächst einmal den Zielort der Bergsteigergruppe an und lernen den Ural kennen.

Dies alles, um sich zunächst ein Bild vom Tatort zu bilden und sich als Leser und Laien mit dem Bergsteigen an für sich bekannt zu machen.  Selbst mir als Autor ist das Bergsteigen unbekannt, so dass ich mich in das Thema einarbeiten musste.

3.1 Mythos “Berg der Toten” ¹

Man liest in den gültigen Publikationen zum Thema von dem “Berg der Toten”, dem Cholat Sjachl, angeblich ein Heiligtum der Mansen. Nun, Beides ist Unsinn, eine Erfindung einiger Autoren zum besseren Verkauf ihrer Bücher zum Thema. Zum besseren Verkauf und Steigerung des Umsatzes und höheren Tantiemen werden hier die Mansi verunglimpft, die von den Legenden im Ausland über sie keinerlei Ahnung und Wissen haben.

Stimmig ist, dass der Cholat Sjachl ein Berg ist und auf Mansi “Berg der Tosenden Winde”, auch “Gänsenest” bedeutet. Tosende Winde ist selbsterklärend, auf dem Gipfel herrscht meist Sturm. Die Legende des Gänsenest bedeutet, dass nach der Großen Sintflut auf diesem Gipfel ein Gänsenest gefunden wurde.

Dieser Berg ist den Mansi auch nicht heilig, sie kennen keine heiligen Orte. Er wird wegen seiner Rau- und Unberechenbarkeit von den Mansi gemieden. Die Wetter sind auf ihm nicht vorhersehbar, plötzliche Umschwünge gefürchtet.

3.2 Die Mansen und Chanten ² ³

[…]Im russischen Westsibirien, im Ural, leben indigene Völker der Arktis: Chanten, Mansen, Nenzen und andere indigene Gruppen. Viele dieser Menschen versuchen trotz der zunehmenden Urbanisierung traditionell zu wirtschaften. 

Sie leben von der Rentierzucht, vom Fischfang und von der Jagd. Das Vordringen der Erdölunternehmen in die Tundra und Taiga macht dies jedoch immer schwieriger. So versuchen die Menschen, sich mit den Konzernen zu arrangieren oder durch Proteste ihre Anliegen durchzusetzen.

Die Chanten leben in einem etwa 1300 km² großen Gebiet entlang der Flüsse Ob und Irtysch. 

Das Territorium der Mansen liegt südwestlich von dem der Chanten und zieht sich bis in die tiefer gelegenen Gebiete des Ural. Die Gruppe der Chanten und Mansen umfasst etwa 30.000 Menschen. Die Sprache der sibirischen Völker ist in zahlreiche Dialekte unterteilt. Häufig verstehen auch Angehörige ein und derselben Volksgruppe, beispielsweise die Chanten, sich untereinander nicht, wenn sie aus unterschiedlichen Gebieten stammen. 

Im 19. Jahrhundert waren diese Völker in Klans mit jeweiligen Oberhäuptern aufgeteilt. Auf der Firmenebene hatten die Ältesten das Sagen. Die wichtige Rolle des Familienoberhaupts besteht bis heute weiter. Die Chanten und Mansen, die heute noch ihre traditionelle Lebensweise pflegen, sind zumeist Halbnomaden. Sie wechseln mehrmals im Jahr ihren Wohnsitz.[…]

3.3 Der Ural 4

Dieses 2400 km lange und 1895 m hohe Gebirge trennt Europa von Asien und liegt knapp in der Nähe von Moskau. Es besitzt zahlreiche Berge, das Klima ist rau und kalt. Im Sommer können auch Temperaturen über 20 Grad erwartet werden. 

Wandern erfordert hier einige Erfahrungen, zahlreiche Gefahren erwarten den Wanderer. Heute besitzen wir GPS, Notfallgepäck, Handys oder Sat-Telefon, um im Notfall Hilfe zu holen. Je nach Lage, Wetter und Höhe kann dann binnen einer Stunde Hilfe eintreffen. Doch wir befinden uns im Jahre 1959, wo derartige Technik noch unbekannt war.

Wurde jemand verletzt, musste derjenige von seinen Kameraden zur nächsten Ortschaft zurückgetragen werden, oder ein Mitglied der Gruppe musste alleine Hilfe holen. Demnach sind Erfahrung und Gesundheitszustand in diesen einsamen Höhen oberste Gebote. Wir werden erfahren, dass die Suche nach den neun Vermissten wochenlang dauerte, da Niemand die genaue Wanderstrecke kannte.

3.4  Kyschtym-Unfall/Majak 5

Auch dieser jahrzehntelang geheim gehaltene Strahlenunfall in Majak/Ural gehört hierher. Am 29.09.1958 explodierte durch einen übersehenen technischen Mangel radioaktive Abfallfässer. 

Der dadurch entstandene Fallout verstrahlte weite Teile des Uralgebietes. Ein Mitglied dieser Gruppe, Yuri Krivonischenko, arbeitete zum Zeitpunkt des Unglückes genau dort in Majak. Teile der gefundenen Kleidung der Gruppe wiesen radioaktive Partikel der in Majak produzierten Uran-Güte auf. Aufgrund der Tatsache, dass dieser Student auch in Moskau studieren durfte, stellt sich die dringende Frage, ob auch KGB-Tätigkeiten dies alles ermöglicht hatten.

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