Weil sie Deutsche sind – Blutsonntag in Bromberg am 3. und 4. September 1939 

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  1. Dezember 2025

Die westpreußische Stadt Bromberg, heute Bydgoszcz, wurde in den ersten Tagen des Zweiten Weltkriegs zum Schauplatz schwerer Gewalt. Am Sonntag, dem 3. September 1939, und am darauffolgenden Montag eskalierte die ohnehin angespannte Lage in der Stadt. Inmitten militärischer Rückzugsbewegungen, Gerüchten über bewaffnete Sabotage und einer allgemeinen Atmosphäre der Angst kam es zu Übergriffen auf Angehörige der deutschen Minderheit. Besonders tragisch sind die Vorgänge, die sich in der Thorner Straße 125 abspielten und mit dem Tod mehrerer Zivilisten verbunden waren. 

Nach dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 befand sich Bromberg in einer Ausnahmesituation. Polnische Truppen zogen sich aus dem Raum zurück, während lokale Behörden versuchten, mit improvisierten Sicherheitsmaßnahmen die Kontrolle zu behalten. Zeitgleich verbreiteten sich Gerüchte über angebliche Angriffe durch deutsche Saboteure. Diese Gerüchte, deren Ursprung bis heute umstritten ist, trugen maßgeblich zur Eskalation bei. Polnische Soldaten und bewaffnete Zivilisten gingen in dieser Situation gegen Volksdeutsche vor, die pauschal der Zusammenarbeit mit der Wehrmacht verdächtigt wurden. 

In der Thorner Straße 125 lebten mehrere Mitglieder der Familie Gannott sowie weitere deutsche Zivilisten. Zu ihnen gehörten Willi Gannott, seine 19-jährige Tochter Vera, deren Mutter und Tante sowie Karl Kohn. Hinzu kamen weitere Volksdeutsche, darunter junge Menschen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren. Zeitgenössische Berichte und spätere Untersuchungen beschreiben, dass das Haus in diesen Tagen Ziel gewaltsamer Übergriffe wurde. Willi Gannott kam dabei ums Leben. Die Quellen sprechen von massiver Gewaltanwendung, die schließlich tödlich endete. Auch weitere deutsche Zivilisten aus dem Umfeld des Hauses verloren in diesen Tagen ihr Leben. 

Neben den Tötungsdelikten berichten zeitgenössische Aussagen von Misshandlungen überlebender Bewohner. Vera Gannott wurde nach späteren Zeugenaussagen Opfer schwerer Gewalt. Darüber hinaus kam es zu Plünderungen, bei denen persönliche Wertgegenstände wie Geld und Schmuck entwendet wurden. Die Wohnung in der Thorner Straße wurde verwüstet, Möbel zerstört und das Inventar erheblich beschädigt. Diese Vorgänge stehen exemplarisch für zahlreiche ähnliche Übergriffe, die sich in Bromberg und Umgebung während dieser beiden Tage ereigneten. 

Die genaue Zahl der Opfer des sogenannten Bromberger Blutsonntags ist bis heute Gegenstand historischer Debatten. Schätzungen reichen von mehreren hundert Toten auf beiden Seiten. Unstrittig ist jedoch, dass die Ereignisse von der nationalsozialistischen Propaganda unmittelbar aufgegriffen und instrumentalisiert wurden. Bilder der Opfer und Berichte über die Gewalt dienten der Rechtfertigung der deutschen Besatzungspolitik und der nachfolgenden Repressionsmaßnahmen. Gleichzeitig weisen Historiker darauf hin, dass die Geschehnisse in einem Klima aus Angst, Desinformation und militärischem Zusammenbruch stattfanden, in dem individuelle Schuld und kollektive Verantwortung schwer voneinander zu trennen sind. 

Die Vorgänge in der Thorner Straße 125 verdeutlichen die Tragik dieser Tage auf lokaler Ebene. Sie zeigen, wie schnell zivile Nachbarschaften in Zeiten politischer und militärischer Eskalation zu Orten tödlicher Gewalt werden konnten. Für die betroffenen Familien bedeuteten der 3. und 4. September 1939 den Verlust von Angehörigen, Heimat und Sicherheit. Die historische Aufarbeitung dieser Ereignisse bleibt bis heute wichtig, um die Mechanismen von Gewalt, Propaganda und Eskalation besser zu verstehen. 

 

Quellen:  

https://de.wikipedia.org/wiki/Bromberger_Blutsonntag Wikipedia  

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/zweiter-weltkrieg/kriegsverlauf/bromberg Deutsches Historisches Museum  

https://ia802902.us.archive.org/4/items/Blutsonntag/Bromberg-Blutsonntag_1939.pdf ia802902.us.archive.org 

 

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