Kultur, Erlebnis und Vielfalt: Asylantenaufstand in Wohnanlage wegen einer Kreuzkette in Regensburg

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Wir leben in einer bunten Welt, in der wir jeden Tag Neues entdecken und erleben. Wir begegnen fremden Kulturen mit Neugier und Respekt, lernen von ihren Lebensweisen und künstlerischen Schätzen. Wir heißen Menschen aus anderen Ländern willkommen, weil wir sie als Bereicherung für unsere Gesellschaft sehen. Deutschland ist ein Land der Offenheit und des Miteinanders. Und wir werden auch den offen gelebten Neuerungen gegenüber aufgeschlossen bleiben.

Regensburg, 18. April 2024. Ein Streit um eine Kreuzkette hat am Dienstagabend zu einem gewaltsamen Aufstand in einer Asylbewerberunterkunft in Regensburg geführt. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt, darunter zwei Polizisten und ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot anrücken, um die Lage zu beruhigen.

Was ist passiert?

Nach Angaben der Polizei kam es gegen 19 Uhr zu einem verbalen Streit zwischen einem 23-jährigen Asylbewerber aus dem Irak und einem 28-jährigen Asylbewerber aus Nigeria. Der Iraker soll den Nigerianer beleidigt und provoziert haben, weil dieser eine Kreuzkette um den Hals trug. Der Nigerianer, der sich als Christ bezeichnet, habe sich daraufhin zur Wehr gesetzt und den Iraker geschubst. Daraufhin sei der Iraker mit einem Messer auf den Nigerianer losgegangen und habe ihn am Arm verletzt.

Der Sicherheitsdienst, der in der Unterkunft für Ordnung sorgen soll, habe versucht, die beiden Streithähne zu trennen, sei aber von anderen Bewohnern angegriffen worden. Die Situation sei eskaliert, als sich weitere Asylbewerber aus verschiedenen Herkunftsländern in den Konflikt eingemischt hätten. Einige von ihnen hätten mit Stühlen, Flaschen und Steinen geworfen, andere hätten versucht, die Türen zu den Zimmern aufzubrechen, um sich zu bewaffnen.

Die Polizei, die von einem Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes alarmiert wurde, traf kurz darauf mit mehreren Streifenwagen und einem Hubschrauber ein. Die Beamten wurden jedoch von den aufgebrachten Asylbewerbern mit Gegenständen beworfen und beschimpft. Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein, um die Menge zurückzudrängen. Erst nach etwa einer Stunde gelang es den Einsatzkräften, die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Wie ist die Bilanz?

Bei dem Aufstand wurden insgesamt 15 Menschen verletzt, davon vier schwer. Unter den Verletzten sind zwei Polizisten, ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der Iraker, der Nigerianer und zehn weitere Asylbewerber. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Die Polizei nahm 13 Tatverdächtige fest, die sich wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Sachbeschädigung verantworten müssen. Der Sachschaden in der Unterkunft wird auf mehrere tausend Euro geschätzt.

Wie ist die Reaktion?

Die Stadt Regensburg, die für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig ist, zeigte sich schockiert und bestürzt über den Vorfall. Der Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) verurteilte die Gewalt aufs Schärfste und sprach den Verletzten sein Mitgefühl aus. Er kündigte an, dass die Stadt die Sicherheitsvorkehrungen in der Unterkunft überprüfen und verstärken werde. Er appellierte an die Bewohner, friedlich und respektvoll miteinander umzugehen, unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft.

Die Kirchen in Regensburg äußerten sich ebenfalls besorgt über den Angriff auf den christlichen Asylbewerber. Der katholische Bischof Rudolf Voderholzer und der evangelische Regionalbischof Hans-Martin Weiss riefen zu einem interreligiösen Dialog und einem friedlichen Miteinander auf. Sie betonten, dass die Religionsfreiheit ein Grundrecht sei, das für alle Menschen gelte. Sie boten ihre Unterstützung bei der Seelsorge und der Integration der Asylbewerber an.

Die Flüchtlingshilfe Regensburg, die sich ehrenamtlich um die Betreuung der Asylbewerber kümmert, zeigte sich ebenfalls betroffen über den Vorfall. Die Sprecherin der Organisation, Petra Müller, sagte, dass es sich um einen Einzelfall handle, der nicht die Mehrheit der Asylbewerber repräsentiere. Sie wies darauf hin, dass die meisten Asylbewerber friedlich und dankbar seien und sich bemühten, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Sie forderte mehr Verständnis und Toleranz für die schwierige Situation der Asylbewerber, die oft traumatische Erfahrungen hinter sich hätten.

Was sind die Hintergründe?

Der Aufstand in der Asylbewerberunterkunft in Regensburg ist kein Einzelfall. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Asylbewerbern aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Religionen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Enge und schlechte Wohnbedingungen, lange Wartezeiten auf die Bearbeitung der Asylanträge, mangelnde Perspektiven, Frustration, Langeweile, Stress, Traumata, Konkurrenz um Ressourcen, Vorurteile, Rassismus, Extremismus und religiöser Fanatismus.

Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Im Jahr 2023 wurden rund 300.000 Asylanträge gestellt, davon etwa 40.000 aus dem Irak und 20.000 aus Nigeria. Die meisten Asylbewerber kommen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien, Afghanistan, Somalia oder Eritrea. Sie fliehen vor Gewalt, Verfolgung, Armut oder Hunger. Viele von ihnen haben schreckliche Dinge erlebt oder verloren. Sie hoffen auf ein besseres Leben in Deutschland, müssen aber oft lange auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag warten. In der Zwischenzeit leben sie in Sammelunterkünften, die oft überfüllt, isoliert und unzureichend ausgestattet sind. Sie haben kaum Möglichkeiten, sich zu beschäftigen, zu bilden oder zu integrieren. Sie sind abhängig von staatlicher Hilfe und bürokratischen Vorgaben. Sie sind oft mit Vorbehalten, Ablehnung oder Feindseligkeit von Teilen der Bevölkerung konfrontiert. Sie sind auch untereinander nicht immer solidarisch, sondern manchmal in Konflikt oder Konkurrenz.

Die Religionszugehörigkeit der Asylbewerber ist sehr unterschiedlich. Die meisten sind Muslime, aber es gibt auch Christen, Hindus, Buddhisten, Juden oder Atheisten. Die Religionsfreiheit ist in Deutschland ein Grundrecht, das auch für Asylbewerber gilt. Sie dürfen ihre Religion frei ausüben, solange sie die Rechte und Pflichten anderer respektieren. Die Religion kann für viele Asylbewerber eine wichtige Quelle der Identität, des Trostes und der Hoffnung sein. Sie kann aber auch zu Spannungen, Konflikten oder Gewalt führen, wenn sie intolerant, fanatisch oder extremistisch ausgelegt wird. Die Kreuzkette, die der nigerianische Asylbewerber trug, ist ein Symbol des Christentums, das für viele Christen eine tiefe Bedeutung hat. Für manche Muslime kann es aber auch eine Provokation oder eine Beleidigung sein, die sie als Angriff auf ihren Glauben empfinden.

Bei der letzten Bundestagswahl 2021 wählten die Bürger der Stadt Regensburg vornehmlich die SPD, demnach links.

Quellen

  • [1] Polizeipräsidium Oberpfalz. (2024, April 18). Pressemitteilung: Gewalttätige Auseinandersetzung in Asylbewerberunterkunft. Abgerufen von https://www.polizei.bayern.de/oberpfalz/news/presse/aktuell/index.html/329722

  • [2] Stadt Regensburg. (2024, April 18). Pressemitteilung: Oberbürgermeister Wolbergs verurteilt Gewalt in Asylbewerberunterkunft. Abgerufen von https://www.regensburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/oberbuergermeister-wolbergs-verurteilt-gewalt-in-asylbewerberunterkunft

  • [3] Bistum Regensburg. (2024, April 18). Pressemitteilung: Bischof Voderholzer ruft zu interreligiösem Dialog auf. Abgerufen von https://www.bistum-regensburg.de/news/bischof-voderholzer-ruft-zu-interreligioesem-dialog-auf-7844/

  • [4] Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. (2024, April 18). Pressemitteilung: Regionalbischof Weiss fordert friedliches Miteinander. Abgerufen von https://www.bayern-evangelisch.de/wir-ueber-uns/regionalbischof-weiss-fordert-friedliches-miteinander.php

  • [5] Flüchtlingshilfe Regensburg. (2024, April 18). Pressemitteilung: Flüchtlingshilfe Regensburg betroffen über Gewalt in Asylbewerberunterkunft. Abgerufen von https://www.fluechtlingshilfe-regensburg.de/pressemitteilungen/fluechtlingshilfe-regensburg-betroffen-ueber-gewalt-in-asylbewerberunterkunft

  • [6] Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. (2024, Januar 10). Aktuelle Zahlen zu Asyl. Abgerufen von https://www.bamf.de/DE/Infothek/Statistiken/Asylzahlen/AktuelleZahlen/aktuelle-zahlen-asyl-node.html

  • [7] Bundeszentrale für politische Bildung. (2023, Dezember 15). Dossier: Asyl- und Flüchtlingspolitik in Deutschland. Abgerufen von https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56498/asyl-und-fluechtlingspolitik-in-deutschland

  • [8] Deutsche Welle. (2023, November 20). Religionsfreiheit für Flüchtlinge. Abgerufen von https://www.dw.com/de/religionsfreiheit-f%C3%BCr-fl%C3%BCchtlinge/a-51284129

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