Weil sie Deutsche sind – Massenfreitod von Demmin vom 30.04.1945

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Als das Deutsche Reich am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammenbrach, war es für die Deutsche Wehrmacht ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Für die Zivilbevölkerung war es der Beginn eines Albtraums, denn sie wurde plötzlich zum Freiwild für die Rachegelüste des Feindes. Dieser hasste sie so sehr, dass er ihnen kein Erbarmen zeigte. Was die Deutschen in jenen Tagen erleiden mussten, war grausamer als alles, was sie sich je hätten vorstellen können.

Demmin war eine beschauliche Stadt an der Mündung von Peene, Tollense und Trebel, die für ihre malerischen Fachwerkhäuser und ihre reiche Geschichte bekannt war. Doch im Frühjahr 1945 wurde Demmin zum Schauplatz eines der schrecklichsten Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, das bis heute kaum bekannt ist: der Massensuizid von Hunderten, vielleicht sogar Tausenden von Zivilisten, die lieber den Tod wählten, als in die Hände der sowjetischen Soldaten zu fallen.

Wie kam es zu diesem dramatischen Entschluss? Was waren die Gründe, die die Menschen dazu bewogen, sich selbst und ihre Kinder zu töten? Und welche Folgen hatte dieser Massensuizid für die Stadt und die Überlebenden? Dieser Artikel versucht, diese Fragen zu beantworten und die Geschichte von Demmin zu beleuchten, die lange Zeit verdrängt und vergessen wurde.

Die Vorgeschichte: Demmin im Krieg

Demmin war eine Stadt mit etwa 15.000 Einwohnern, die vor allem von der Landwirtschaft und dem Handwerk lebte. Die Stadt war seit dem Mittelalter ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und hatte eine wechselvolle Geschichte, die von Kriegen, Bränden und Seuchen geprägt war. Im 19. Jahrhundert erlebte Demmin einen wirtschaftlichen Aufschwung und wurde zu einem Zentrum der Region.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war Demmin zunächst weitgehend von den Kriegshandlungen verschont. Die Stadt war kein militärisches Ziel und hatte keine bedeutende Industrie. Die meisten Männer wurden jedoch zum Kriegsdienst eingezogen, und die Frauen, Kinder und Alten mussten die Versorgung und die Arbeit aufrechterhalten. Die Stadt nahm auch viele Flüchtlinge aus den Ostgebieten auf, die vor der heranrückenden Roten Armee flohen. Die Stimmung war angespannt und ängstlich, aber die meisten Bewohner glaubten noch an den Sieg des Deutschen Reiches und an die Propaganda von Goebbels und Hitler.

Das änderte sich jedoch im April 1945, als die Rote Armee immer näher kam und die Frontlinie zusammenbrach. Die sowjetischen Truppen waren auf einem gnadenlosen Rachefeldzug, nachdem sie die Gräuel der deutschen Besatzung in der Sowjetunion erlebt hatten. Sie plünderten, vergewaltigten und töteten alles, was ihnen in den Weg kam, und machten keinen Unterschied zwischen Soldaten und Zivilisten, zwischen Männern, Frauen und Kindern. Die Nachrichten von diesen Gräueltaten verbreiteten sich schnell und lösten Panik und Schrecken aus.

Die Stadt war völlig unvorbereitet auf die drohende Gefahr. Es gab keinen Luftschutz, keine Evakuierung, keine Verteidigung. Der örtliche NSDAP-Kreisleiter, Walter Kappe, war ein fanatischer Nazi, der die Bevölkerung zum Durchhalten und zum Kampf bis zum letzten Mann aufrief. Er verbot jegliche Fluchtversuche und drohte mit der Todesstrafe für jeden, der sich ergeben oder mit dem Feind kooperieren würde. Er organisierte auch eine sogenannte „Werwolf“-Gruppe, die hinter den feindlichen Linien Sabotageakte und Attentate verüben sollte. Diese Gruppe bestand jedoch hauptsächlich aus Jugendlichen und alten Männern, die kaum eine Chance gegen die übermächtige Rote Armee hatten.

Die Katastrophe: Demmin in Flammen

Am 30. April 1945, dem Tag, an dem Hitler in Berlin Selbstmord beging, erreichten die ersten sowjetischen Panzer die Stadtgrenze von Demmin. Sie stießen auf keinen Widerstand, denn die wenigen deutschen Soldaten, die noch in der Stadt waren, hatten sich längst abgesetzt oder versteckt. Die sowjetischen Truppen begannen sofort, die Stadt systematisch zu zerstören. Sie setzten die Fachwerkhäuser in Brand, sprengten die Brücken und schossen wahllos auf die fliehenden oder sich ergebenden Zivilisten. Die Stadt wurde zu einer lodernden Feuerhölle, aus der es kein Entrinnen gab.

Die Bewohner von Demmin sahen sich vor eine grausame Wahl gestellt: sich den sowjetischen Soldaten auszuliefern, die ihnen Schlimmes antun würden, oder sich selbst zu töten, um ihnen zu entgehen. Viele entschieden sich für die zweite Option. Sie nahmen Gift, erhängten sich, erschossen sich oder ertränkten sich in den Flüssen. Manche töteten auch ihre Kinder, um sie vor einem schlimmeren Schicksal zu bewahren. Die meisten Suizide fanden in den ersten drei Tagen nach der Einnahme der Stadt statt, als das Chaos und der Terror am größten waren.

Die genaue Zahl der Toten ist bis heute nicht bekannt, da viele Leichen verbrannt oder in den Flüssen verschwunden sind. Schätzungen reichen von 700 bis über 1.000, was etwa 5 bis 7 Prozent der Bevölkerung entspricht. Damit war Demmin die Stadt mit der höchsten Suizidrate in Deutschland am Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Massensuizid von Demmin war kein Einzelfall, sondern Teil einer Welle von Selbsttötungen, die vor allem in den Ostgebieten Deutschlands zu beobachten war. Insgesamt sollen sich etwa 10.000 bis 15.000 Menschen in den letzten Kriegstagen das Leben genommen haben.

Die Gründe: Demmin im Wahn

Warum haben sich so viele Menschen in Demmin für den Freitod entschieden? Was hat sie dazu getrieben, diesen verzweifelten Schritt zu tun? Die Antwort ist nicht einfach, denn es gab viele Faktoren, die zu diesem Phänomen beigetragen haben. Einige davon waren:

– Die Angst vor der Roten Armee: Die sowjetischen Soldaten waren für die Deutschen der Inbegriff des Schreckens. Sie hatten von den Gräueltaten gehört, die sie in anderen Städten und Dörfern verübt hatten, und sie fürchteten um ihr Leben, ihre Ehre und ihre Zukunft. Sie glaubten, dass sie keine Gnade oder Gerechtigkeit erwarten konnten, sondern nur Rache und Gewalt. Sie hatten auch keine Hoffnung auf eine Befreiung durch die westlichen Alliierten, die noch weit entfernt waren.

– Die Propaganda des NS-Regimes: Die Nazis hatten die Bevölkerung jahrelang mit ihrer Ideologie indoktriniert und ihnen eingeredet, dass sie einer überlegenen Rasse angehörten, die um jeden Preis kämpfen und siegen musste. Sie hatten auch die Feindbilder geschürt und die sowjetischen Soldaten als „asiatische Horden“ und „bolschewistische Untermenschen“ dargestellt, die Deutschland vernichten wollten. Sie hatten die Menschen aufgefordert, lieber zu sterben, als sich zu ergeben, und ihnen gedroht, dass sie als Verräter oder Feiglinge gelten würden, wenn sie das nicht täten.

Für Viele war der Entschluss, sich und ihren Lieben das Leben zu nehmen, das einzig Wahre, was sie in dieser belastenden Situation unternehmen können, um den Rachegelüsten der Russen zu entkommen.

Quelle

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