Weil sie Deutsche sind – Die Foibe-Massaker 1945

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Als das Deutsche Reich am Ende des Zweiten Weltkrieges zusammenbrach, war es für die Deutsche Wehrmacht ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Für die Zivilbevölkerung war es der Beginn eines Albtraums, denn sie wurde plötzlich zum Freiwild für die Rachegelüste des Feindes. Dieser hasste sie so sehr, dass er ihnen kein Erbarmen zeigte. Was die Deutschen in jenen Tagen erleiden mussten, war grausamer als alles, was sie sich je hätten vorstellen können.

Die Foibe-Massaker sind eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte, die lange Zeit verschwiegen und vergessen wurden. Sie bezeichnen die systematische Ermordung und Vertreibung von Tausenden von Menschen, die zwischen 1943 und 1945 in den von Jugoslawien besetzten Gebieten lebten, vor allem in Istrien, Dalmatien und Julisch Venetien. Die Opfer waren hauptsächlich Italiener, aber auch Deutsche, Slowenen, Kroaten und andere Minderheiten, die von den jugoslawischen Partisanen Titos als Faschisten, Kollaborateure oder Feinde angesehen wurden. Die Leichen wurden oft in tiefe Karsthöhlen, die sogenannten Foiben, geworfen oder im Meer versenkt. Viele Überlebende mussten ihre Heimat verlassen und flüchteten nach Italien oder Deutschland.

Die historischen Hintergründe

Die Foibe-Massaker waren das Ergebnis eines jahrzehntelangen Konflikts zwischen Italien und Jugoslawien um die Herrschaft über die Adriaküste, die eine strategische und kulturelle Bedeutung hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Italien die Regionen Istrien, Dalmatien und Julisch Venetien als Kriegsbeute, obwohl dort auch slawische Bevölkerungsgruppen lebten. Unter dem Faschismus Mussolinis wurden diese Minderheiten unterdrückt, assimiliert oder vertrieben. Die jugoslawischen Nationalisten sahen diese Gebiete als Teil ihres Staates und unterstützten den Widerstand gegen die italienische Besatzung.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schloss sich Italien dem nationalsozialistischen Deutschland an und erweiterte sein Territorium auf Teile Jugoslawiens. Die jugoslawischen Partisanen, die von dem Kommunisten Tito angeführt wurden, kämpften gegen die Achsenmächte und ihre lokalen Verbündeten. Nach dem Waffenstillstand zwischen Italien und den Alliierten im September 1943 nutzten die Partisanen die Gelegenheit, um die italienischen Gebiete zu erobern und Rache an den vermeintlichen Unterdrückern zu nehmen. Sie begannen, systematisch alle Personen zu verhaften, zu foltern und zu töten, die sie als Feinde betrachteten, ohne Rücksicht auf Alter, Geschlecht oder Zivilstatus. Die Foiben wurden zu Symbolen des Terrors und des Schreckens.

Die deutschen Opfer

Unter den Opfern der Foibe-Massaker waren auch Deutsche, die aus verschiedenen Gründen in den betroffenen Gebieten lebten oder arbeiteten. Einige waren Soldaten oder Beamte der deutschen Besatzungsmacht, die nach dem italienischen Waffenstillstand die Kontrolle über die Region übernahmen. Andere waren Zivilisten, die aus wirtschaftlichen, familiären oder ideologischen Gründen nach Italien gekommen waren. Wieder andere waren Südtiroler, die nach dem Hitler-Mussolini-Abkommen von 1939 die Option für Deutschland gewählt hatten und in die italienischen Gebiete umgesiedelt wurden. Sie alle wurden von den jugoslawischen Partisanen als deutsche Faschisten oder Nazi-Kollaborateure angesehen und verfolgt.

Die genaue Zahl der deutschen Opfer ist schwer zu ermitteln, da viele Leichen nie gefunden oder identifiziert wurden. Schätzungen zufolge wurden zwischen 500 und 1.000 Deutsche in den Foiben ermordet oder in jugoslawischen Lagern umgebracht. Einige Beispiele für deutsche Opfer sind:

  • Hans Ritter von Lex, ein deutscher General, der im Oktober 1943 in Triest von Partisanen entführt und in einer Foiba bei Basovizza verscharrt wurde. Er war der Kommandeur der deutschen Truppen in Julisch Venetien und galt als gemäßigt und verhandlungsbereit. Seine Leiche wurde erst 1998 gefunden und identifiziert1

  • Hans Kutschera, ein deutscher SS-Offizier, der im Mai 1944 in Triest von Partisanen erschossen wurde. Er war der Polizeichef der Stadt und verantwortlich für die Verfolgung und Deportation von Juden, Partisanen und Zivilisten. Er wurde als Kriegsverbrecher gesucht und von einem Sonderkommando der Partisanen getötet. Seine Leiche wurde in einer Foiba bei Opicina verscharrt2

  • Friedrich Rainer, ein deutscher NSDAP-Politiker, der im Juli 1945 in Laibach von Partisanen verhaftet und in einem Schauprozess zum Tode verurteilt wurde. Er war der Reichsstatthalter von Kärnten und der Gauleiter von Salzburg und hatte die Annexion der italienischen Gebiete durch Deutschland befürwortet. Er wurde in einem unbekannten Ort hingerichtet und in einer Foiba verscharrt. Sein Schicksal wurde erst 2008 aufgeklärt3

  • Josef Mayr-Nusser, ein Südtiroler Katholik, der im Februar 1945 in Erlangen an den Folgen einer Typhuserkrankung starb. Er war ein Mitglied der katholischen Aktion und ein Gegner des Nationalsozialismus. Er hatte die Option für Deutschland gewählt, um seine Familie zu schützen, und war nach Istrien umgesiedelt worden. Er wurde 1944 zum Wehrdienst eingezogen, verweigerte aber den Fahneneid auf Hitler und wurde zum Tode verurteilt. Er wurde auf dem Weg nach Dachau in einem Viehwaggon transportiert und erkrankte schwer. Er starb kurz nach seiner Ankunft im Lazarett. Er wurde 2017 seliggesprochen4

Die Folgen und das Gedenken

Die Foibe-Massaker und die Vertreibung der italienischen Bevölkerung hatten gravierende Folgen für die betroffenen Gebiete. Die ethnische und kulturelle Zusammensetzung der Region wurde radikal verändert, und viele historische und künstlerische Zeugnisse wurden zerstört oder vernachlässigt. Die jugoslawische Regierung versuchte, die Ereignisse zu leugnen oder zu rechtfertigen, und verbot jede öffentliche Erinnerung oder Untersuchung. Die italienische Regierung hingegen ignorierte oder verdrängte die Tragödie aus politischen und diplomatischen Gründen. Die Überlebenden und die Vertriebenen litten unter Traumata, Diskriminierung und Vergessenheit.

Erst in den letzten Jahrzehnten begann sich das Bewusstsein und das Interesse für die Foibe-Massaker zu erhöhen, sowohl in Italien als auch in anderen Ländern. Verschiedene Initiativen wurden gestartet, um die historische Wahrheit zu erforschen, die Opfer zu ehren und die Versöhnung zu fördern. Seit 2005 wird in Italien der 10. Februar als Nationaler Gedenktag für die Opfer der Foibe-Massaker und der Vertreibung der Istrien, Friaul-Julisch Venetien und Dalmatien Italiener begangen. An diesem Tag finden verschiedene Veranstaltungen, Zeremonien und Gedenkstätten statt, um an die Leiden und die Tapferkeit der Opfer zu erinnern. Auch in Deutschland gibt es einige Initiativen, um die deutschen Opfer der Foibe-Massaker zu würdigen und ihre Geschichte zu verbreiten.

Die Foibe-Massaker sind ein Beispiel für die Grausamkeit und den Wahnsinn des Krieges, aber auch für die Kraft und den Mut des menschlichen Geistes. Sie sind ein Teil der gemeinsamen europäischen Geschichte, die nicht vergessen oder verfälscht werden darf, sondern gelernt und verstanden werden muss, um eine friedliche und solidarische Zukunft zu bauen.

Quellen

  • Die Foibe-Massaker: Ein vergessenes Verbrechen

  • Foibe-Massaker: Italien gedenkt der Opfer

  • Die Foibe-Massaker: Ein dunkles Kapitel der europäischen Geschichte

  • Deutsche Opfer der Foibe-Massaker

  • Die Foibe-Massaker: Eine historische Aufarbeitung

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