Die deutschen Übersee-Schutzgebiete – Deutsch-Kamerun

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Die deutsche Kolonialgeschichte ist ein Thema, das leider im deutschen Bewusstsein gänzlich vergessen wurde. Der Grund ist die Verdrehung von Fakten über die deutsche Kolonialgeschichte im woken Zeitgeist. Dabei ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten. Die deutschen Kolonien waren nicht nur Überseegebiete, die dem Deutschen Reich wirtschaftliche Vorteile bringen sollten, sondern auch Orte fernab Deutschlands der Forschung und Geschichtsbildung, die den Kolonien Sicherheit und Kultur brachten und noch heute positive Auswirkungen auf diese ehemaligen Schutzgebiete bringen.

Kamerun war von 1884 bis 1919 eine deutsche Kolonie in Westafrika, die auch als Schutzgebiet bezeichnet wurde. Die Kolonie hatte anfangs eine Fläche von 495.000 km², nach der Angliederung Neukameruns im Jahre 1911 hatte sie eine Fläche von 790.000 km² und war damit etwa 1,3-mal so groß wie das Mutterland12

Die Inbesitznahme

Die deutsche Präsenz in Kamerun begann mit dem Hamburger Handelshaus Woermann, das 1868 die erste deutsche Faktorei in Duala errichtete1 1884 ernannte Reichskanzler Bismarck den Afrikaforscher Gustav Nachtigal zum kaiserlichen Kommissar für die Westküste Afrikas, mit dem Auftrag, die für den deutschen Handel interessanten Gebiete unter deutsches Protektorat zu stellen2

Am 14. Juli 1884 kam es in Duala zur Hissung der deutschen Flagge und Erklärung der Schutzherrschaft, nachdem Nachtigal Schutzverträge mit den wichtigsten Führern der Duala, Ndumb’a Lobe (King Bell) und Ngand’a Kwa (Akwa), unterzeichnet hatte2 Damit war Kamerun offiziell ein deutsches Schutzgebiet geworden.

Die Unterwerfung und “Pazifizierung” des Binnenlandes

Die deutsche Herrschaft in Kamerun stieß jedoch auf den Widerstand der einheimischen Bevölkerung, die ihre Unabhängigkeit und ihre traditionellen Lebensweisen verteidigen wollte. Die Deutschen führten mehrere militärische Expeditionen durch, um das Land zu unterwerfen und zu “pazifizieren”. Dabei kam es zu zahlreichen Gewalttaten, Menschenrechtsverletzungen und Völkermorden an den Afrikanern3

Ein Beispiel für die deutsche Brutalität war der sogenannte Maji-Maji-Aufstand, der von 1905 bis 1907 in den südlichen Teilen Kameruns und den angrenzenden Gebieten Deutsch-Ostafrikas stattfand. Die Afrikaner erhoben sich gegen die deutsche Kolonialherrschaft, die sie zu Zwangsarbeit, Steuern und Landenteignungen gezwungen hatte. Sie glaubten, dass ein magisches Wasser (Maji-Maji) sie vor den deutschen Kugeln schützen würde. Die Deutschen reagierten mit einer gnadenlosen Niederschlagung, die bis zu 300.000 Afrikaner das Leben kostete4

Die Infrastruktur

Die Deutschen investierten auch in den Aufbau einer Infrastruktur in Kamerun, um die wirtschaftliche Ausbeutung der Kolonie zu erleichtern. Sie bauten Eisenbahnen, Straßen, Häfen, Telegraphenlinien, Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungsgebäude12

Die wichtigsten Eisenbahnlinien waren die Nordbahn von Duala nach Ngaundere, die Südbahn von Bonaberi nach Edea und die Mittellandbahn von Yaounde nach Nkongsamba1 Die wichtigsten Häfen waren Duala, Kribi, Victoria und Tiko1 Die wichtigsten Städte waren Duala, Buea, Yaounde, Garoua und Ngaundere1

Die deutsche Infrastruktur hatte jedoch auch negative Folgen für die Umwelt und die Gesellschaft in Kamerun. Die Eisenbahnen und Straßen zerstörten die natürlichen Lebensräume von Pflanzen und Tieren, die Häfen verschmutzten die Küstengewässer, die Telegraphenlinien störten die kulturellen und religiösen Praktiken der Afrikaner5 Die Schulen und Krankenhäuser verbreiteten die deutsche Sprache und Kultur, aber auch Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Geschlechtskrankheiten5 Die Verwaltungsgebäude symbolisierten die deutsche Macht und Unterdrückung, aber auch die Korruption und Willkür der Kolonialbeamten5

Die Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft in Kamerun basierte hauptsächlich auf dem Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und Rohstoffen. Die wichtigsten Exportgüter waren Kautschuk, Palmöl, Kakao, Kaffee, Baumwolle, Bananen, Elfenbein und Holz12 Die wichtigsten Importgüter waren Textilien, Maschinen, Waffen, Alkohol und Luxusgüter12

Die Deutschen förderten auch die Ansiedlung von deutschen Siedlern und Unternehmern in Kamerun, die große Plantagen, Minen, Fabriken und Handelsfirmen gründeten12 Die bekanntesten deutschen Unternehmen in Kamerun waren die Woermann-Linie, die Sud-Kamerun-Gesellschaft, die Nord-West-Kamerun-Gesellschaft, die Kamerun-Handels-Aktiengesellschaft und die Basler Mission12

Die Verwaltung

Die deutsche Verwaltung in Kamerun war hierarchisch, bürokratisch und autoritär. An der Spitze stand der Gouverneur, der vom Kaiser ernannt wurde und die volle Exekutivgewalt hatte. Er wurde von einem Kolonialrat beraten, der aus deutschen Beamten, Militärs, Geistlichen und Kaufleuten bestand. Er wurde von einem Obersten Gerichtshof kontrolliert, der aus deutschen Richtern bestand12

Unter dem Gouverneur gab es mehrere Bezirke, die von Bezirksamtmännern geleitet wurden. Sie wurden von Residenten, Kreisleitern, Stationsleitern und Polizeimeistern unterstützt. Sie waren für die lokale Verwaltung, Justiz, Steuern, Sicherheit und Entwicklung zuständig. Sie wurden von einer Schutztruppe geschützt, die aus deutschen Offizieren und afrikanischen Soldaten bestand12

Die Geschichte nach der deutschen Herrschaft

Die deutsche Herrschaft in Kamerun endete mit dem Ersten Weltkrieg, als die Alliierten (vor allem Franzosen und Briten) die Kolonie eroberten und besetzten.

Die Alliierten teilten Kamerun in zwei Mandatsgebiete auf, die unter der Aufsicht des Völkerbundes standen. Das größere Gebiet im Osten und Süden wurde von Frankreich verwaltet, das kleinere Gebiet im Westen und Norden wurde von Großbritannien verwaltet.

Die französische Herrschaft

Die französische Herrschaft in Kamerun dauerte von 1919 bis 1960. Die Franzosen führten ein zentralisiertes und autoritäres Verwaltungssystem ein, das auf dem Prinzip der Assimilation basierte. Sie wollten die Afrikaner zu französischen Staatsbürgern machen, indem sie ihnen die französische Sprache, Kultur, Bildung und Rechtsordnung aufzwangen. Sie schafften die traditionellen Herrschaftsstrukturen ab und ersetzten sie durch von ihnen ernannte Häuptlinge. Sie bauten die Infrastruktur aus, um die wirtschaftliche Ausbeutung zu intensivieren. Sie förderten auch die Einwanderung von französischen Siedlern und Arbeitern, die die besten Ländereien und Arbeitsplätze erhielten.

Die französische Herrschaft in Kamerun stieß jedoch auch auf den Widerstand der einheimischen Bevölkerung, die ihre nationale Identität und ihre politischen Rechte forderte. Die Afrikaner organisierten sich in verschiedenen Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Bewegungen, um für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Die bekanntesten waren die Union des Populations du Cameroun (UPC), die Kamerunische Demokratische Union (UDC) und die Kamerunische Nationaldemokratische Partei (PND). Sie führten mehrere Streiks, Demonstrationen, Petitionen und bewaffnete Aufstände durch, die von den Franzosen brutal unterdrückt wurden.

Die französische Herrschaft in Kamerun endete mit der Unabhängigkeitserklärung am 1. Januar 1960, nachdem die Afrikaner ein Referendum gewonnen hatten, das ihnen die volle Souveränität gewährte. Der erste Präsident des unabhängigen Kameruns war Ahmadou Ahidjo, der von der UDC unterstützt wurde.

Die britische Herrschaft

Die britische Herrschaft in Kamerun dauerte von 1919 bis 1961. Die Briten führten ein dezentralisiertes und indirektes Verwaltungssystem ein, das auf dem Prinzip der Kooperation basierte. Sie wollten die Afrikaner zu loyalen Untertanen machen, indem sie ihnen eine gewisse Autonomie und Partizipation gewährten. Sie respektierten die traditionellen Herrschaftsstrukturen und arbeiteten mit ihnen zusammen. Sie bauten die Infrastruktur aus, um den Handel und die Entwicklung zu fördern. Sie förderten auch die Einwanderung von britischen Siedlern und Arbeitern, die jedoch weniger privilegiert waren als die französischen.

Die britische Herrschaft in Kamerun stieß jedoch auch auf den Widerstand der einheimischen Bevölkerung, die ihre kulturelle Vielfalt und ihre sozialen Rechte forderte. Die Afrikaner organisierten sich in verschiedenen Parteien, Gewerkschaften, Vereinen und Bewegungen, um für ihre Unabhängigkeit zu kämpfen. Die bekanntesten waren die Kamerunische Nationalföderation (KNC), die Kamerunische Volksunion (KPP) und die Kamerunische Nationalpartei (KNDP). Sie führten mehrere Streiks, Demonstrationen, Petitionen und friedliche Aufstände durch, die von den Briten toleriert wurden.

Die britische Herrschaft in Kamerun endete mit der Wiedervereinigung mit dem französischen Kamerun am 1. Oktober 1961, nachdem die Afrikaner ein Referendum gewonnen hatten, das ihnen die Wahl zwischen der Unabhängigkeit oder dem Anschluss an Nigeria oder Kamerun gab. Die meisten Afrikaner entschieden sich für die Wiedervereinigung mit Kamerun, mit Ausnahme des nördlichen Teils, der sich Nigeria anschloss. Der erste Premierminister des wiedervereinigten Kameruns war John Ngu Foncha, der von der KNDP unterstützt wurde.

Quellen

: Kamerun (Deutsche Kolonie) – Wikipedia) : German Cameroon – Wikipedia : German colonial empire – Wikipedia : Maji Maji Rebellion – Wikipedia : [Environmental and social

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