Katastrophen der Menschheit – Wittenoom: Die giftige Geisterstadt, die niemand besuchen sollte

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Wittenoom ist eine Stadt in Westaustralien, die einst die größte Stadt der Pilbara-Region war. Heute ist sie eine Geisterstadt, die von der Regierung offiziell aufgegeben wurde. Der Grund dafür ist Asbest, ein gefährlicher Stoff, der in den nahegelegenen Minen abgebaut wurde. Asbest kann schwere Krankheiten wie Lungenkrebs, Mesotheliom und Asbestose verursachen, die oft erst Jahrzehnte nach der Exposition auftreten. Schätzungen zufolge sind bereits etwa 2000 Menschen an den Folgen des Asbestabbaus in Wittenoom gestorben12

Die Geschichte von Wittenoom

Wittenoom wurde 1947 als Arbeitersiedlung für die Asbestmine gegründet, die von Lang Hancock und seinem Partner Frank Wittenoom betrieben wurde. Der Ort wurde nach Frank Wittenoom benannt, dessen Bruder Edward Horne Wittenoom ein Politiker war3 Die Mine war damals die einzige Quelle für Blauasbest in Australien, der als wertvolles Baumaterial galt. Die Nachfrage nach Asbest stieg in den 1950er Jahren, als es für die Isolierung von Gebäuden, Schiffen und Rohren verwendet wurde. Die Bevölkerung von Wittenoom wuchs auf über 20.000 Menschen an, die in einfachen Hütten lebten. Die Stadt hatte eine Schule, ein Krankenhaus, ein Kino, eine Kirche und einen Souvenirshop13

Die Gesundheitsbedenken

Obwohl die Gefahren von Asbest schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt waren, wurden die Arbeiter und die Bewohner von Wittenoom nicht ausreichend geschützt. Sie waren ständig dem blauen Staub ausgesetzt, der sich in der Luft, auf der Kleidung, in den Häusern und sogar in den Spielplätzen der Kinder ablagerte. Die Arbeiter trugen keine Atemschutzmasken oder Schutzkleidung und wurden nicht regelmäßig untersucht. Die Mine war auch nicht rentabel, da die Qualität des Asbests schlecht war und die Transportkosten hoch waren13

Die ersten Fälle von asbestbedingten Krankheiten wurden in den 1960er Jahren diagnostiziert, als die Arbeiter anfingen, über Atembeschwerden, Husten und Brustschmerzen zu klagen. Die Mine wurde 1966 geschlossen, aber die Stadt blieb noch einige Jahre bestehen. Die Regierung versuchte, die Bewohner zu evakuieren, indem sie ihnen Entschädigungen und Umsiedlungshilfen anbot. Viele weigerten sich jedoch, ihre Heimat zu verlassen, aus Angst vor dem Verlust ihrer Gemeinschaft, ihrer Identität und ihrer Erinnerungen. Andere waren sich der Gefahr nicht bewusst oder glaubten, dass sie immun seien13

Die stufenweise Aufgabe des Ortes

In den 1970er Jahren begann die Regierung, die Stadt schrittweise aufzugeben. Sie schnitt die Strom- und Wasserversorgung ab, entfernte die öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen und löschte den Namen der Stadt von den offiziellen Karten und Straßenschildern. Im Jahr 2007 wurde der Stadtstatus per amtlicher Bekanntmachung aufgehoben und der Shire of Ashburton erhielt die Befugnis, die Straßen zu schließen, die in kontaminierte Zonen führten. Die Regierung warnte die Öffentlichkeit eindringlich vor einem Besuch in Wittenoom und erklärte, dass es keinen sicheren Expositionswert für Asbest gebe13

Trotz der Warnungen und der Isolation blieben einige wenige Bewohner in Wittenoom, die sich weigerten, die Stadt zu verlassen. Einer von ihnen war Mario Hartmann, ein gebürtiger Vorarlberger aus Sulz, der 32 Jahre lang in Wittenoom lebte. Er kümmerte sich um die Wettermessdaten und versorgte den Flughafen von Perth mit Messdaten. Er verließ die Stadt erst 2019, als er in die Nähe der Zivilisation in die Perth Hills zog4

Die heutige Situation

Heute ist Wittenoom eine Geisterstadt, die nur noch von einigen Touristen besucht wird, die von der morbiden Faszination des Ortes angezogen werden. Sie ignorieren die Warnschilder, die überall rund um die Stadt aufgestellt sind, und riskieren ihre Gesundheit für ein Foto oder ein Souvenir. Die Regierung versucht, diese Besucher abzuschrecken, indem sie ihnen Bußgelder androht und ihnen die Registrierung ihrer Fahrzeuge entzieht12

Die Asbestgefahr ist jedoch noch lange nicht vorbei. Die Minen von Wittenoom enthalten immer noch Millionen Tonnen von Asbest, die durch Erosion, Wind und Wasser in die Umwelt gelangen können. Die Regierung hat bisher keine wirksame Lösung gefunden, um das Asbest zu beseitigen oder zu isolieren. Die Asbestkrankheiten werden voraussichtlich noch viele Jahre lang Todesopfer fordern, nicht nur unter den ehemaligen Arbeitern und Bewohnern von Wittenoom, sondern auch unter ihren Familienangehörigen, die dem Asbest indirekt ausgesetzt waren13

Wittenoom ist somit eine der größten Sicherheits- und Gesundheitstragödien Australiens, die als Mahnmal für die verheerenden Folgen des Asbestabbaus dient. Die Stadt ist ein Ort, den niemand besuchen sollte, aber den niemand vergessen darf.

Quellen

1: Wittenoom in Australien: Giftige Geisterstadt lockt Touristen an 2: Wittenoom in Australien: Bereits 2000 Menschen gestorben: Verseuchte Geisterstadt lockt immer mehr Besucher an 3: Wittenoom – Wikipedia 4: [Wittenoom: Der letzte Bewohner der Geisterstadt] : [Galileo: Wittenoom – Die giftigste Stadt der Welt]

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