Katastrophen der Menschheit – Centralia und die letzten Zeugen des Brandes

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Centralia war einst eine blühende Bergbaustadt im US-Bundesstaat Pennsylvania, die auf einem reichen Vorkommen von Anthrazitkohle gegründet wurde. Heute ist sie eine Geisterstadt, die von einem unterirdischen Feuer heimgesucht wird, das seit 1962 ununterbrochen brennt. Wie kam es zu dieser Katastrophe, die das Leben von Tausenden von Menschen zerstörte und eine ganze Stadt auslöschte?

Der Ausbruch des Feuers

Die genaue Ursache des Feuers, das unter Centralia wütet, ist bis heute nicht geklärt. Die gängigste Theorie besagt, dass es durch eine illegale Müllverbrennung auf einer stillgelegten Grube ausgelöst wurde. Am 27. Mai 1962 wollten die Freiwilligen Feuerwehrleute von Centralia die Müllhalde beseitigen, indem sie sie anzündeten und dann mit Wasser löschten. Doch die Glut blieb bestehen und fraß sich durch einen Riss im Boden in die darunter liegenden Kohleflöze. Das Feuer breitete sich schnell aus und konnte nicht mehr gestoppt werden1.

Es gab jedoch auch andere Theorien, die von Brandstiftung, Sabotage oder einem unbeabsichtigten Funkenflug von einer nahegelegenen Schmiede sprachen. Einige glaubten sogar, dass das Feuer schon viel früher begonnen hatte, möglicherweise durch einen Blitzschlag oder eine spontane Selbstentzündung der Kohle2.

Die Folgen des Feuers

Die Bewohner von Centralia merkten zunächst nicht viel von dem Feuer, das unter ihren Füßen loderte. Erst nach einigen Jahren zeigten sich die ersten Anzeichen der Gefahr. Die Temperatur des Bodens stieg an, Rauch und giftige Gase traten aus Spalten und Löchern aus, die sich plötzlich auftaten. Die Luftqualität verschlechterte sich, die Vegetation verdorrte, die Tiere starben. Einige Bewohner hielten sich Wellensittiche als lebendige Frühwarnsysteme: Wenn der Vogel tot vom Käfig fiel, war es Zeit zu fliehen2.

Die Behörden versuchten, das Feuer zu löschen, indem sie Gruben mit Wasser füllten, Schächte versiegelten oder Gräben ausheben ließen. Doch nichts half. Das Feuer war zu groß, zu tief und zu unkontrollierbar. Die Kosten für eine erfolgreiche Löschung wurden auf mehrere Hundert Millionen Dollar geschätzt3. Die einzige Lösung war, die Stadt aufzugeben.

Die Umsiedlung der Bewohner

Im Jahr 1984 bot die Regierung den rund 1100 verbliebenen Einwohnern von Centralia eine Entschädigung an, um ihre Häuser zu verlassen und sich an einem sichereren Ort niederzulassen. Die meisten nahmen das Angebot an, doch einige weigerten sich, ihre Heimat aufzugeben. Sie führten einen jahrelangen Rechtsstreit gegen die Behörden, die sie zwangsweise evakuieren wollten. Schließlich erhielten sie eine lebenslange Erlaubnis, in Centralia zu bleiben, unter der Bedingung, dass sie ihre Häuser weder verkaufen noch vererben durften.

Heute leben nur noch fünf Menschen in Centralia, die sich als die letzten Wächter der Stadt sehen. Sie haben sich mit dem Feuer arrangiert, das immer noch unter ihnen brennt. Sie wissen, dass sie die letzten Zeugen einer Stadt sind, die bald ganz von der Landkarte verschwinden wird.

Das Erbe des Feuers

Centralia ist heute eine Attraktion für Touristen, die sich von dem morbiden Charme der Stadt angezogen fühlen. Sie besuchen die verlassenen Straßen, die verfallenen Gebäude, den Friedhof, der noch gepflegt wird, und den berüchtigten Graffiti Highway, ein Stück der alten Route 61, das von Rissen und Löchern übersät ist und von bunten Sprüchen bedeckt ist2.

Das Feuer unter Centralia ist aber nicht nur eine Kuriosität, sondern auch eine Mahnung. Es zeigt, wie der Mensch die Natur ausbeutet und zerstört, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Es zeigt, wie eine kleine Unachtsamkeit zu einer großen Tragödie führen kann. Und es zeigt, wie eine Gemeinschaft an ihrer Identität festhält, auch wenn alles um sie herum in Flammen steht.

Quellen

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