Katastrophen der Menschheit – Explosionskatastrophe von Tianjin
Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.
Am 12. August 2015 ereignete sich eine der schwersten Industriekatastrophen der Geschichte in der chinesischen Hafenstadt Tianjin. Zwei gewaltige Explosionen in einem Lagerhaus für gefährliche Chemikalien forderten 173 Todesopfer, darunter 104 Feuerwehrleute, und verletzten fast 800 Menschen. Die Detonationen waren so stark, dass sie als Erdbeben registriert wurden und einen riesigen Feuerball und eine Pilzwolke in den Nachthimmel schickten. Die Ursache der Explosionen war eine Verkettung von Fehlern, Versäumnissen und Korruption, die zu einer unkontrollierten Lagerung und Handhabung von hochexplosiven Stoffen führte.
Der Hergang der Katastrophe
Die Katastrophe begann mit einem Brand in einem Container-Lager der Firma Ruihai Logistics, die sich auf den Transport und die Lagerung von gefährlichen Gütern spezialisiert hatte. Das Lager befand sich im Stadtteil Binhai im Hafen von Tianjin, einem der größten und wichtigsten Häfen Chinas. Gegen 22:50 Uhr Ortszeit wurde die Feuerwehr zu dem Brand gerufen, der vermutlich durch einen Kurzschluss oder eine Selbstentzündung ausgelöst wurde. Die Feuerwehrleute wussten nicht, welche Art von Chemikalien sich in dem Lager befanden, und begannen, das Feuer mit Wasser zu bekämpfen. Dies war jedoch ein fataler Fehler, denn unter den gelagerten Stoffen befanden sich auch Natriumcyanid, Kalziumcarbid und Ammoniumnitrat, die mit Wasser heftig reagieren und explosive Gase bilden können.
Um 23:36 Uhr kam es dann zu der ersten Explosion, die eine Sprengkraft von etwa 2,3 Tonnen TNT hatte. Die Druckwelle war so stark, dass sie Fenster in einem Umkreis von mehreren Kilometern zerstörte und Autos umwarf. Die Feuerwehrleute, die sich in der Nähe des Brandherdes befanden, hatten keine Chance zu entkommen. Nur 30 Sekunden später folgte die zweite Explosion, die noch viel stärker war und eine Sprengkraft von etwa 21 Tonnen TNT hatte. Die Explosion war so hell, dass sie vom Weltraum aus gesehen werden konnte, und erzeugte eine Schockwelle, die bis zu 15 Kilometer weit zu spüren war. Die Explosion schleuderte Trümmer, Container und Chemikalien in die Luft und verursachte einen massiven Feuersturm, der mehrere Stunden lang wütete.
Die Folgen der Katastrophe
Die Explosionen hinterließen ein Bild der Verwüstung in dem Hafengebiet. Mehr als 300 Gebäude wurden beschädigt oder zerstört, darunter Wohnhäuser, Fabriken, Lagerhallen und Büros. Viele Menschen wurden unter den Trümmern begraben oder verbrannt. Die Suche nach Überlebenden gestaltete sich schwierig, da die Temperatur an der Unglücksstelle sehr hoch war und die Luft mit giftigen Dämpfen und Staub gefüllt war. Die Behörden evakuierten mehr als 6.000 Menschen aus dem Gefahrenbereich und richteten Notunterkünfte und Krankenhäuser ein. Die Rettungsarbeiten wurden von mehr als 1.000 Feuerwehrleuten, Soldaten und Freiwilligen durchgeführt, die teilweise unter Lebensgefahr arbeiteten.
Eine der größten Sorgen war die Gefahr einer Umweltverschmutzung durch die freigesetzten Chemikalien. Besonders das Natriumcyanid, das in großen Mengen in dem Lager vorhanden war, galt als hochgiftig und potenziell tödlich. Das Natriumcyanid kann bei Kontakt mit Wasser oder Säuren Blausäure freisetzen, die zu Atemnot, Krämpfen und Bewusstlosigkeit führen kann. Die Behörden warnten die Bevölkerung, sich von dem Unglücksort fernzuhalten und kein Wasser aus der Umgebung zu trinken. Sie versuchten auch, das Natriumcyanid mit Wasserstoffperoxid zu neutralisieren und die kontaminierten Böden und Gewässer zu reinigen. Die genauen Auswirkungen der Chemikalien auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen sind jedoch noch nicht vollständig geklärt.
Die Aufklärung der Katastrophe
Die Explosionen lösten eine Welle der Empörung und des Misstrauens in der chinesischen Öffentlichkeit aus. Viele Menschen stellten Fragen nach der Verantwortung, der Sicherheit und der Transparenz der Behörden und der Unternehmen. Die Regierung versprach, eine gründliche Untersuchung durchzuführen und die Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Sie setzte eine Untersuchungskommission ein, die aus mehreren Ministerien und Experten bestand, und ordnete eine landesweite Überprüfung der Lagerung und des Transports von gefährlichen Gütern an.
Die Untersuchung ergab, dass die Firma Ruihai Logistics mehrere Gesetze und Vorschriften verletzt hatte, um ihren Profit zu maximieren. Sie hatte ohne Genehmigung mehr als 40 verschiedene Arten von gefährlichen Chemikalien in dem Lagerhaus gelagert, darunter einige, die nicht zusammen gelagert werden durften. Sie hatte auch die Sicherheitsabstände zu anderen Gebäuden und Straßen nicht eingehalten und die Feuerwehr und die Hafenbehörden nicht über die Art und Menge der Chemikalien informiert. Zudem hatte sie sich die notwendigen Lizenzen und Genehmigungen durch Bestechung von Beamten und Inspektoren erschlichen.
Die Untersuchungskommission kam zu dem Schluss, dass die Explosionen durch eine unkontrollierte chemische Reaktion zwischen den gelagerten Stoffen ausgelöst wurden, die durch den Brand und das Löschwasser beschleunigt wurde. Sie machte die Firma Ruihai Logistics und ihre Manager für die Katastrophe hauptverantwortlich, aber auch mehrere Beamte und Inspektoren, die ihre Pflichten vernachlässigt oder korrupt gehandelt hatten. Insgesamt wurden 49 Personen strafrechtlich verfolgt, darunter 25 Mitarbeiter von Ruihai Logistics, 11 Beamte und 13 Inspektoren. Die meisten von ihnen wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, einige auch zum Tode. Die Firma Ruihai Logistics wurde aufgelöst und ihre Vermögenswerte beschlagnahmt.
Die Lehren aus der Katastrophe
Die Explosionskatastrophe von Tianjin war ein Weckruf für China, seine Sicherheitsstandards und seine Umweltpolitik zu verbessern. Die Regierung erließ neue Gesetze und Vorschriften, um die Lagerung und den Transport von gefährlichen Gütern strenger zu kontrollieren und zu überwachen. Sie verbot auch die Lagerung von gefährlichen Gütern in Wohngebieten und in der Nähe von wichtigen Infrastrukturen. Sie förderte auch die Entwicklung von alternativen und umweltfreundlicheren Chemikalien und Technologien. Die Regierung versprach auch, die Opfer und die Betroffenen der Katastrophe angemessen zu entschädigen und den Wiederaufbau des Hafengebiets zu unterstützen.
Die Explosionen von Tianjin zeigten auch die Macht und die Bedeutung der sozialen Medien und des Internets in China. Viele Menschen nutzten die Online-Plattformen, um Informationen, Bilder, Videos und Meinungen über die Katastrophe auszutauschen und zu verbreiten. Sie forderten auch mehr Transparenz und Rechenschaft von den Behörden und den Unternehmen. Die sozialen Medien spielten auch eine wichtige Rolle bei der Mobilisierung von Hilfe und Solidarität für die Opfer und die Helfer. Die Explosionen von Tianjin waren somit nicht nur eine Tragödie, sondern auch eine Chance für mehr Bürgerbeteiligung und gesellschaftlichen Wandel in China.
Quelle
Gerne füge ich die Quellenangaben zu meinem Artikel hinzu. Hier sind sie:
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[1] Explosionskatastrophe von Tianjin 2015. (2021, September 29). In Wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Explosionskatastrophe_von_Tianjin_2015
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[2] Tianjin explosions: What we know. (2015, August 17). BBC News. https://www.bbc.com/news/world-asia-china-33844084
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[3] China explosions: What we know about what happened in Tianjin. (2015, August 15). The Guardian. https://www.theguardian.com/world/2015/aug/15/china-explosions-what-we-know-about-what-happened-in-tianjin
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[4] Tianjin blasts: China sets final death toll at 173, ending search for survivors. (2015, September 5). The Guardian. https://www.theguardian.com/world/2015/sep/05/tianjin-blasts-china-sets-final-death-toll-at-173-ending-search-for-survivors
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[5] Tianjin blasts: China jails 49 for ‘dereliction of duty’. (2016, November 9). BBC News. https://www.bbc.com/news/world-asia-china-37924048
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[6] Tianjin explosion: China vows those responsible will be ‘severely handled’. (2015, August 16). The Guardian. https://www.theguardian.com/world/2015/aug/16/tianjin-explosion-china-vows-those-responsible-will-be-severely-handled
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[7] Tianjin blasts: China sends in chemical experts. (2015, August 14). BBC News. https://www.bbc.com/news/world-asia-china-33909250
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[8] Tianjin blasts: Residents evacuated over chemical fears. (2015, August 15). BBC News. https://www.bbc.com/news/world-asia-china-33921524
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[9] Tianjin blasts: China sets new rules on dangerous goods. (2015, August 18). BBC News. https://www.bbc.com/news/world-asia-china-33955702
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[10] Tianjin blasts: How bloggers are filling the information gap. (2015, August 14). BBC News. https://www.bbc.com/news/blogs-trending-33922341
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