Weil sie Deutsche sind  – Der Feuersturm von Freiburg im Breisgau 27.11.1944

Lesezeit 4 minutes

Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.

„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill

Freiburg im Breisgau ist eine Stadt im Südwesten Deutschlands, die für ihre malerische Altstadt, ihre Universität und ihre ökologische Ausrichtung bekannt ist. Doch hinter dieser idyllischen Fassade verbirgt sich eine dunkle Geschichte: Am Abend des 27. November 1944 wurde die Stadt von der britischen Luftwaffe im Rahmen der Operation Tigerfish fast vollständig zerstört. Dies war der mit Abstand schwerste Luftangriff auf Freiburg im Zweiten Weltkrieg, dem rund 2800 Menschen zum Opfer fielen.

Die Vorgeschichte

Lange Zeit hegte man in Freiburg die Hoffnung, keinen Großangriff erleiden zu müssen. Das Reichsluftfahrtministerium hatte 1935 Freiburg nur als Luftschutzort 2. Ordnung eingestuft1. Damit musste die Stadt durch den Bau von Schutzräumen und -bunkern ohne finanzielle Mittel des Reiches für einen ausreichenden Schutz der Bevölkerung sorgen. Selbst als verstärkt Luftangriffe auf nahegelegene Städte erfolgten, blieb die Hoffnung bestehen, im Bombenkrieg verschont zu bleiben, denn Freiburg stand in den Ziellisten der Alliierten nur an untergeordneter Stelle.

Die erste Bombardierung der Stadt erfolgte am 10. Mai 1940 durch die deutsche Luftwaffe selbst, die sich bei schlechter Sicht irrtümlich für Colmar hielt2. Bei diesem Angriff starben 57 Einwohner und es wurden 69 Bomben abgeworfen2.

Die deutsche Führung versuchte, den Irrtum zu vertuschen und die Bombardierung den Kriegsgegnern zuzuschreiben. Die gleichgeschalteten deutschen Medien griffen das Ereignis auf und nutzten es als Propaganda für weitere Angriffe auf die Alliierten2.

Bis zum November 1944 wurde Freiburg noch mehrmals von alliierten Flugzeugen angegriffen, meist mit geringem Schaden und wenigen Opfern. Die Angriffe richteten sich vor allem gegen militärische Ziele wie den Flugplatz oder den Güterbahnhof1. Die Bevölkerung war jedoch zunehmend verunsichert und ängstlich, zumal viele Flüchtlinge aus anderen bombardierten Städten in Freiburg Zuflucht suchten.

Das Ziel

Die Operation Tigerfish war Teil der alliierten Strategie des Flächenbombardements, die darauf abzielte, die Moral der deutschen Zivilbevölkerung zu brechen und die Kriegsproduktion zu stören. Die Bezeichnung Tigerfish geht auf Air Vice Marshal Robert Saundby zurück, der als begeisterter Angler alle für Flächenbombardements geeigneten deutschen Städte mit einem Fish code versehen hatte1. Saundby war Stellvertreter von Air Chief Marshal Arthur Harris, dem Kommandeur des RAF Bomber Command.

Freiburg wurde als Ziel ausgewählt, weil es eine relativ große Stadt war, die bisher wenig Schaden erlitten hatte und daher eine hohe Brandempfindlichkeit aufwies1. Außerdem lag es in der Nähe der Schweizer Grenze, was eine gute Orientierung für die Bomber ermöglichte. Die Stadt hatte auch einige militärische Bedeutung als Standort einer Flak-Schule und eines Munitionsdepots1.

Der Angriff

Der Angriff wurde von 292 Bombern der RAF durchgeführt, die von 13 Mosquito-Jagdbombern begleitet wurden1. Die Bomber starteten von verschiedenen Basen in England und flogen über Frankreich in Richtung Freiburg. Um 19:58 Uhr wurde der erste rote Leuchtpfeil über der Stadt abgeworfen, der das Ziel markierte1. Kurz darauf folgten weitere Leuchtpfeile und Leuchtbomben, die die Stadt in ein grelles Licht tauchten. Die Flak-Abwehr war schwach und unkoordiniert, da viele Geschütze wegen Treibstoffmangels nicht einsatzbereit waren1.

Um 20:00 Uhr begann der eigentliche Bombenabwurf, der bis 20:21 Uhr andauerte1. Die Bomber warfen insgesamt 14.525 Bomben ab, darunter 3.000 Sprengbomben und 11.500 Brandbomben1. Die Sprengbomben sollten die Dächer aufreißen und die Brandbomben sollten die Häuser in Flammen setzen. Die Bomben fielen vor allem auf die Innenstadt, aber auch auf die Stadtteile Wiehre, Stühlinger, Herdern und Brühl1.

Die Wirkung war verheerend: Die Stadt wurde von einem Feuersturm erfasst, der Temperaturen von bis zu 1000 Grad Celsius erreichte1. Die Menschen, die sich in den Kellern oder Bunkern versteckt hatten, erstickten oder verbrannten. Diejenigen, die versuchten zu fliehen, wurden von herabfallenden Trümmern erschlagen oder von den Flammen eingeholt. Viele Leichen waren so verkohlt, dass sie nicht mehr identifiziert werden konnten.

Die Folgen

Der Angriff forderte mindestens 2797 Todesopfer, darunter 400 Kinder1. Etwa 9000 Menschen wurden verletzt und 20.000 obdachlos1. Die Stadt wurde zu 80 Prozent zerstört, darunter viele historische Gebäude wie das Münster, das Rathaus, das Theater und die Universität1. Der materielle Schaden wurde auf 600 Millionen Reichsmark geschätzt1.

Der Angriff löste in Freiburg und im ganzen Land Trauer, Wut und Verzweiflung aus. Viele fragten sich nach dem Sinn und der Rechtfertigung eines solchen Massakers an einer wehrlosen Stadt. Die nationalsozialistische Propaganda versuchte, den Angriff als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit darzustellen und die Bevölkerung zum Durchhalten aufzurufen. Doch viele erkannten, dass der Krieg verloren war und dass Deutschland für seine eigenen Verbrechen büßen musste.

Der Angriff hatte jedoch keinen entscheidenden Einfluss auf den Kriegsverlauf. Freiburg war kein wichtiges industrielles oder militärisches Zentrum und der Angriff schwächte die deutsche Kriegsmaschinerie kaum. Auch die Moral der Bevölkerung wurde nicht gebrochen, sondern eher gestärkt. Viele Freiburger halfen sich gegenseitig bei der Bergung der Toten, der Versorgung der Verletzten und dem Wiederaufbau der Stadt.

Das Gedenken

Nach dem Krieg wurde Freiburg wiederaufgebaut, wobei man sich bemühte, die historische Substanz zu erhalten oder zu rekonstruieren. Die Stadt entwickelte sich zu einem Zentrum des Friedens und der Ökologie und pflegte gute Beziehungen zu ihren ehemaligen Feinden. Die Erinnerung an den schwersten Luftangriff auf Freiburg blieb jedoch lebendig und wurde in verschiedenen Formen ausgedrückt.

Gedenkstellen

In Freiburg gibt es mehrere Gedenkstellen, die an den Luftangriff erinnern. Eine davon ist das Mahnmal für die Opfer des Luftkrieges auf dem Hauptfriedhof, das aus einem großen Kreuz und einer Stele mit den Namen der Toten besteht1. Eine andere ist das Mahnmal am Platz der Alten Synagoge, das an die Zerstörung der jüdischen Gemeinde erinnert1. Eine dritte ist das Mahnmal am Martinstor, das aus einer zerstörten Häuserwand besteht und an die Zerstörung der Altstadt erinnert1.

Quellen

*****************************************************************************

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Haben Sie Fragen oder Anregungen?

Schreiben Sie eine Mail: admin@wahrheitschecker.de

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!