Katastrophen der Menschheit: Minenkatastrophe in Soma/Türkei 13.05.2014

Lesezeit 3 minutes

Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Das Inferno von Soma: Wie Profitgier und Fahrlässigkeit 301 Bergleute das Leben kosteten

Es war ein Tag wie jeder andere im Mai 2014. Die Bergleute in der Eynez-Kohlemine in Soma/Türkei machten sich bereit für den Schichtwechsel, als plötzlich eine gewaltige Explosion die Mine erschütterte. Ein Feuer brach aus, das sich rasend schnell durch die unterirdischen Gänge fraß. Dichte Rauchwolken versperrten den Arbeitern den Weg ins Freie. Viele erstickten qualvoll an den giftigen Gasen, andere verbrannten bei lebendigem Leibe. Es war der Beginn eines dreitägigen Albtraums, der 301 Bergleute das Leben kostete und die ganze Nation in Trauer und Wut stürzte.

Was geschah in der Mine?

Die genaue Ursache der Explosion und des Feuers ist bis heute nicht geklärt. Die offizielle Untersuchung ergab, dass es sich um eine komplexe Verkettung von Faktoren handelte, darunter ein Kurzschluss, eine defekte Transformatorenstation, eine unzureichende Belüftung und eine fehlerhafte Brandmeldeanlage 1. Die Betreiberfirma Soma Kömür İşletmeleri A.Ş. wies jede Verantwortung von sich und behauptete, es habe sich um ein unvorhersehbares Unglück gehandelt 2.

Doch viele Zeugen und Experten widersprachen dieser Darstellung. Sie berichteten von gravierenden Sicherheitsmängeln in der Mine, wie mangelnder Wartung, fehlender Schutzausrüstung, unzureichender Schulung und übermäßiger Arbeitsbelastung 3. Sie beschuldigten die Firma, auf Kosten der Sicherheit gespart zu haben, um ihren Profit zu maximieren. Die Mine war 2005 privatisiert worden, und seitdem hatte die Firma die Produktionskosten von 140 auf 24 Dollar pro Tonne Kohle gesenkt .

Wie verlief die Rettungsaktion?

Die Rettungsaktion war eine verzweifelte und gefährliche Mission. Hunderte von Helfern versuchten, zu den eingeschlossenen Bergleuten vorzudringen, während das Feuer weiter wütete. Sie mussten sich durch enge und heiße Schächte kämpfen, die mit Rauch und Staub gefüllt waren. Sie riskierten ihr eigenes Leben, um ihre Kameraden zu retten.

Doch für viele kam jede Hilfe zu spät. Nur 486 Bergleute überlebten das Unglück . Die meisten von ihnen konnten sich in Rettungskammern zurückziehen oder wurden rechtzeitig evakuiert. Die anderen wurden tot aus der Mine geborgen. Die letzten Leichen wurden am 17. Mai 2014 gefunden . Viele Angehörige mussten tagelang in quälender Ungewissheit ausharren, bis sie die traurige Gewissheit erhielten.

Wie reagierte die Öffentlichkeit?

Das Unglück von Soma löste eine Welle der Empörung und des Protests aus. Tausende von Menschen gingen auf die Straße, um gegen die Regierung und die Firma zu demonstrieren. Sie warfen ihnen vor, die Leben der Bergleute geopfert zu haben, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Sie forderten Gerechtigkeit und Konsequenzen für die Verantwortlichen.

Die Regierung geriet unter starken Druck, ihre Haltung zur Kohleindustrie zu überdenken. Die Kohle ist eine wichtige Energiequelle für die Türkei, aber auch eine der schmutzigsten und gefährlichsten. Die Türkei hat eine hohe Rate an tödlichen Bergbauunfällen, die auf schlechte Sicherheitsstandards und mangelnde Kontrollen zurückzuführen sind . Schon 2013 hatten die Bergleute gegen diese Zustände protestiert und mehr staatliche Eingriffe gefordert. Doch ihr Antrag wurde vom Parlament abgelehnt, nur wenige Wochen vor dem Unglück .

Was waren die Folgen?

Das Unglück von Soma war das schlimmste in der Geschichte der Türkei und eines der schlimmsten weltweit. Es war ein Weckruf für die Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft, die Bedeutung von Menschenleben über die von Profit zu stellen. Es war auch eine Mahnung an die Welt, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und nachhaltigere und sicherere Alternativen zu suchen.

Nach dem Unglück wurden mehrere Untersuchungen eingeleitet, um die Ursachen und die Verantwortlichkeiten aufzuklären. 2018 wurden 14 Manager und Mitarbeiter der Firma zu Haftstrafen zwischen zwei und 22 Jahren verurteilt, weil sie fahrlässig gehandelt und den Tod der Bergleute verursacht hatten . Die Firma wurde außerdem zu einer hohen Entschädigungszahlung an die Hinterbliebenen verpflichtet.

Doch für viele war dies nicht genug. Sie forderten auch eine politische Verantwortung der Regierung, die die Privatisierung und Deregulierung der Kohleindustrie vorangetrieben hatte. Sie kritisierten auch die mangelnde Sensibilität und Empathie einiger Regierungsvertreter, die das Ausmaß der Tragödie herunterspielten oder sich respektlos gegenüber den Opfern verhielten.

Das Unglück von Soma war ein schwarzer Tag in der Geschichte der Türkei. Es war ein Tag, an dem Hunderte von Bergleuten ihr Leben ließen, weil sie ihrer Arbeit nachgingen. Es war ein Tag, an dem eine Nation um ihre Söhne trauerte. Es war ein Tag, an dem sich viele fragten: Warum musste das geschehen?

1: https://en.wikipedia.org/wiki/Soma_mine_disaster

2: https://www.gem.wiki/Soma_mine_disaster

3: https://www.dw.com/en/turkey-jails-mine-bosses-over-2014-soma-disaster/a-44627331 : https://en.wikipedia.org/wiki/Soma_mine_disaster : https://www.gem.wiki/Soma_mine_disaster : https://en.wikipedia.org/wiki/Soma_mine_disaster : https://en.wikipedia.org/wiki/Soma_mine_disaster : https://en.wikipedia.org/wiki/Soma_mine_disaster : https://www.dw.com/en/turkey-jails-mine-bosses-over-2014-soma-disaster/a-44627331

*****************************************************************************

Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Haben Sie Fragen oder Anregungen?

Schreiben Sie eine Mail: admin@wahrheitschecker.de

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!