Der seltsame Feuertod von Dr. John Irving Bentley (1966, Pennsylvania)
02.10.2025
Ein Fall, der mich nicht loslässt
Es gibt Geschichten, die setzen sich fest wie Rauch im Stoff – und der Tod von Dr. John Irving Bentley gehört definitiv dazu. Ein 92‑jähriger Landarzt, allein zu Hause in Coudersport, Pennsylvania, und am nächsten Morgen findet man… nun ja, fast nichts mehr von ihm. Nur der untere Teil seines rechten Beins steckt noch im Hausschuh, daneben ein Loch im Linoleumboden, und im Keller liegt ein ordentlicher Haufen Asche. Der Rest des Hauses? Erstaunlich unversehrt.
Ich bin über diesen Fall gestolpert, als ich mich in die Welt der „spontanen menschlichen Selbstentzündung“ (SHC) eingelesen habe – ein Phänomen, das irgendwo zwischen Gruselgeschichte und forensischem Rätsel liegt. Bentley ist so etwas wie der „Posterboy“ dieser Kategorie, weil die Szene so bizarr ist: keine lodernden Flammen, keine verbrannten Möbel, nur ein Körper, der fast vollständig verschwunden ist.
Die Entdeckung – wie aus einem Krimi
Am 5. Dezember 1966 kommt Don Gosnell, Gaszähler-Ableser, ins Haus. Schon im Keller riecht er diesen süßlich‑beißenden Rauch und sieht ein Loch in der Decke, durch das Asche gefallen ist. Oben im Badezimmer dann der Schock: das Bein im Hausschuh, die Gehhilfe quer über dem Loch, die Badewanne leicht geschwärzt – und sonst nichts, was nach einem normalen Wohnungsbrand aussieht.
Das Loch im Boden war etwa 2½ mal 4 Fuß groß, die Asche darunter sauber auf dem Kellerboden. Kein Chaos, keine verbrannten Wände. Genau das macht den Fall so seltsam: Wie kann ein Körper so vollständig verbrennen, ohne dass der Raum mit abbrennt?
Wahrscheinliche Ursache – weniger mystisch, mehr tragisch
Bentley war Kettenraucher, und sein Morgenmantel hatte schon vorher Brandspuren. Die wahrscheinlichste Erklärung ist der sogenannte Dochteffekt: Glut (von Pfeife oder Streichholz) entzündet Kleidung, das Feuer schmilzt Körperfett, das wiederum den Stoff wie eine Kerze nährt. Unterstützt durch Luftzug aus dem Keller („Stack Effect“) kann so ein lokales Feuer stundenlang brennen – heiß genug, um Knochen zu kalzinieren, aber ohne den Raum zu zerstören.
SHC‑Fans halten dagegen und verweisen auf die geringe Umgebungsschädigung und die „Reinheit“ der Asche. Aber die meisten forensischen Berichte sehen hier keinen „inneren“ Brand, sondern eine tragische Verkettung aus Glut, Stoff und Luftstrom.
Warum der Fall bis heute fasziniert
Vielleicht liegt es daran, dass die Szene so bildhaft ist: das Bein im Hausschuh, die unversehrte Gehhilfe, die Badewanne mit nur leichten Schmauchspuren. Es ist ein Bild, das sich ins Gedächtnis brennt – und das Popkultur und Medien immer wieder aufgreifen. Von Charles Dickens bis „Akte X“ hat die Idee der spontanen Selbstentzündung ihren Platz gefunden. Bentley ist dabei einer der Fälle, die den Mythos am Leben halten, auch wenn die nüchterne Erklärung viel banaler ist.
Quellen
- BR – Das Kalenderblatt: „4. Dezember 1966: John Irving Bentley stirbt eines rätselhaften Feuertodes“
- Wikipedia (EN): „John Irving Bentley“
- Science-Online.org: „Spontane Selbstentzündung: schauriger Spuk jetzt aufgeklärt?“
- Endeavor News: „50 years later Bentley death still a mystery“
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