HMS Affray – Das letzte verlorene U‑Boot der Royal Navy und die stillen Spuren im Ärmelkana

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07.10.2025 

Das Unglück im Ärmelkanal 

Am 16. April 1951 verschwand die HMS Affray, ein U‑Boot der Amphion‑Klasse, während einer Übungsfahrt im Ärmelkanal. An Bord befanden sich 75 Menschen – erfahrene Seeleute, Offiziersanwärter und Angehörige des Special Boat Service. Die Übung „Spring Train“ sollte Routine sein: Schnorchelfahrt über Nacht, Auftauchen am nächsten Morgen. Doch das Signal blieb aus. Ein Zerstörer hatte das Boot am Abend noch an der Oberfläche gesehen, danach verlor sich jede Spur. Die Suche konzentrierte sich bald auf Hurd Deep, die tiefste Rinne des Ärmelkanals. Dort, in einer Tiefe, die Bergungen nahezu unmöglich machte, lag das Wrack. Für die Royal Navy war es der schwerste Friedenszeit‑Verlust eines U‑Bootes. 

Technik und Ursachen 

Die Affray war 1949 mit einem Schnorchel nachgerüstet worden. Dieses Bauteil ermöglichte längere Unterwasserfahrten, indem es Frischluft ansaugte und Abgase abführte. Im Zentrum der späteren Untersuchung stand genau dieses System. Die wahrscheinlichste Ursache: ein Bruch des Schnorchelmastes, der Wasser in den Induktionsweg eindringen ließ. Das Boot verlor Auftrieb und sank. Eine alternative Theorie spricht von einer Batterieexplosion, die ebenfalls zu einem plötzlichen Untergang geführt haben könnte. Beide Szenarien eint, dass die Besatzung keine Chance auf Rettung hatte. Bereits zuvor waren technische Defekte dokumentiert worden, darunter Leckagen und Probleme an den Dieselmotoren. Die Affray war also kein makelloses Boot, sondern ein Schiff mit bekannten Schwachstellen. 

Die Suche nach der Affray 

Unmittelbar nach dem Ausbleiben des Surfacing‑Signals wurde Alarm ausgelöst. 26 Schiffe und zahlreiche Flugzeuge beteiligten sich an der Suche. Man horchte nach Klopfzeichen, sichtete die Wasseroberfläche nach Ölspuren und Trümmern. Mehrfach gab es Hoffnung, doch sie zerschlug sich. Am 19. April wurde die Rettungsaktion offiziell beendet. Erst zwei Monate später konnte das Wrack lokalisiert werden. Mit Kameras vom Bergungsschiff HMS Reclaim wurden Aufnahmen gemacht, die den Mastbruch als wahrscheinlichste Ursache bestätigten. Eine Bergung war unmöglich. Die Affray blieb am Grund des Ärmelkanals – ein stilles Grab für 75 Menschen. 

Umweltfolgen in Hurd Deep 

Ein U‑Boot, das in der Tiefe verloren geht, hinterlässt nicht nur menschliche Tragödien, sondern auch ökologische Spuren. Schon während der Suche wurden Ölfilme auf der Wasseroberfläche beobachtet. Im Wrack verblieben Diesel, Schmierstoffe und Batterien. Hurd Deep ist ein sensibler Lebensraum, in dem Strömungen Schadstoffe verteilen können. Auch wenn konkrete Messungen aus jener Zeit fehlen, gilt als sicher, dass Treibstoffe und Chemikalien über Jahre in kleinen Mengen austraten. Solche Einträge belasten Fische, Seevögel und das marine Ökosystem. Das Wrack der Affray ist damit nicht nur ein Mahnmal für die Opfer, sondern auch ein Beispiel für die langfristigen Folgen maritimer Katastrophen auf die Umwelt. 

Lehren und Erinnerung 

Die Katastrophe führte zu einer Neubewertung von Technik und Sicherheit. Schnorchelsysteme wurden verbessert, Materialermüdung stärker überwacht, Notfallprotokolle angepasst. Auch die Ausbildung erhielt neue Schwerpunkte. Die Affray wurde zum Lehrfall für die Risiken der Nachkriegszeit, in der alte Technik nachgerüstet und unter neuen Bedingungen eingesetzt wurde. Für die Royal Navy markiert sie den letzten Verlust eines U‑Bootes auf See. Für die Öffentlichkeit bleibt sie ein Symbol für die Gefahren der Tiefe und die Verantwortung, die Technik und Umwelt gleichermaßen betreffen. Das Wrack in Hurd Deep erinnert bis heute an die Grenzen menschlicher Kontrolle über das Meer. 

 

Quellen 

  • Wikipedia: HMS Affray (P421) 
  • Submariners Association: HMS Affray – Lost with all Hands 
  • RoyalMarinesHistory: Loss of HM Submarine Affray & 4 Man SBS team 
  • HMS Affray – Portrait of a Disaster 

 

 

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