Heiße Leitung, kalte Schulter – Würzburg und das Hitzetelefon, das keiner will 

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Wir leben in einer bunten Welt, in der wir jeden Tag Neues entdecken und erleben. Wir begegnen fremden Kulturen mit Neugier und Respekt, lernen von ihren Lebensweisen und künstlerischen Schätzen. Wir heißen Menschen aus anderen Ländern willkommen, weil wir sie als Bereicherung für unsere Gesellschaft sehen. Deutschland ist ein Land der Offenheit und des Miteinanders. Und wir werden auch den offen gelebten Neuerungen gegenüber aufgeschlossen bleiben. 

17.08.2025 

Würzburg wollte fürsorglich sein: Ein Hitzetelefon für Senioren musste deswegen her. Klingt nett – ruft an heißen Tagen zwischen 08:30 und 10:00 Uhr an, um ans Trinken und Lüften zu erinnern. Ein Vorwarnsystem mit Herz. Theoretisch. Praktisch? Drei Anmeldungen. In Worten: drei. 

Warum? Weil „unbekannte Nummer“ im Jahr 2025 ungefähr so einladend klingt wie „kostenlose Dachreinigung nur heute“. Und weil Senioren nicht darauf warten, dass eine Stadt ihnen mitteilt, dass es warm wird – das haben sie entweder schon am Thermometer gesehen oder auf der Stirn gespürt. 

Was bisher geschah 

Das Hitzetelefon ist Teil des Hitzeaktionsplans, also der kommunalen Antwort auf den Klimawandel. Es funktioniert in eine Richtung: Das Telefon ruft an, zurückrufen geht nicht. So wie beim Paketboten, der immer dann klingelt, wenn man gerade nicht da ist. Die Ehrenamtlichen wollen freundlich plaudern, Tipps geben und in der Leitung ein bisschen Empathie heucheln. Blöd nur, wenn am anderen Ende niemand abnimmt. 

Die Stadt hat inzwischen die Anmeldung „optimiert“. Jetzt kann auch jemand Drittes Oma oder Opa anmelden. Das klingt einerseits praktisch – andererseits wie die perfekte Vorlage für genau die Trickbetrüger, vor denen alle Angst haben. Ironie in Reinform. 

Vielleicht liegt’s ja am Wetter 

Es könnte auch einfach daran liegen, dass es heiß ist. Wer bei 34 Grad im Schatten versucht, den Kreislauf in Gang zu halten, legt sich nicht unbedingt einen neuen Service zu. Schon gar nicht, wenn man dafür Formulare ausfüllen muss. Klimawandel sorgt also nicht nur für tropische Nächte, sondern auch für träge Reaktionsmuster. 

Dass die Ehrenamtlichen motiviert sind, steht außer Frage. Dass die Idee charmant ist, ebenfalls. Aber vielleicht sollte man vorher überlegen, wie man Senioren davon überzeugt, dass es tatsächlich die Stadt ist, die anruft – und nicht Cousin Dieter aus „Kanada“, der dringend Geld braucht. 

Humor ist, wenn keiner abhebt 

Das Ganze hat einen leichten Loriot-Charme: Da sitzen gutmenschliche Freiwillige im klimatisierten Büro, wählen Nummern, und irgendwo in der Stadt lässt es dreimal klingeln – bevor der Hörer wieder in die Gabel fällt. Kein Drama, kein Skandal, nur ein weiteres Beispiel dafür, dass gute Ideen nicht automatisch gute Umsetzung bedeuten. 

Quellen: 

  • Radio Gong Würzburg: „Würzburg: Hitze-Telefon wird nicht richtig angenommen“, 13.08.2025 
  • Stadt Würzburg, Hitzeaktionsplan 

 

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