Katastrophen in unterirdischen Höhlen: Cave of the Swallows (Sótano de las Golondrinas), Mexiko (13.04.1966)
Höhlen sind faszinierende Portale in eine geheime Welt, deren Gefahren oft von außen nicht erkennbar sind. Rutschige Oberflächen, fehlendes Licht und unerforschte Tiefen sind nur einige der Risiken. In manchen Höhlen ereigneten sich schlimme Katastrophen, von denen wir in dieser Reihe nun berichten. Steigen Sie mit uns hinab in die Tiefen, aber bleiben Sie stets dicht hinter uns.
“Es war wie ein Sprung ins Nichts. Wir hatten keine Ahnung, wie tief die Höhle war, oder ob wir jemals wieder herauskommen würden.” – Randy Sterns, einer der Überlebenden der Katastrophe
Die Schwalbenhöhle (Sótano de las Golondrinas) ist die zweittiefste Höhle in Mexiko und eine der größten natürlichen Vertikalschächte der Welt. Sie liegt im Bundesstaat San Luis Potosí, im Osten des Landes, und ist seit langem bekannt bei den lokalen Huastec-Indianern. Die Höhle hat eine elliptische Öffnung von etwa 50 mal 60 Metern, die sich nach unten glockenförmig auf etwa 150 mal 300 Meter erweitert. Der Boden der Höhle ist etwa 330 Meter unter dem niedrigsten Punkt der Öffnung und 370 Meter unter dem höchsten Punkt. Die Höhle ist nach den vielen Vögeln benannt, die in den Löchern an den Wänden nisten, vor allem Weißkragenseglern und Grünsittichen. Jeden Morgen und Abend kann man beobachten, wie die Vögel in spiralförmigen Flügen aus und in die Höhle hineinfliegen.
Die erste dokumentierte Befahrung der Höhle erfolgte am 27. Dezember 1966 durch die amerikanischen Höhlenforscher T. R. Evans, Charles Borland und Randy Sterns. Sie waren von den Huastec-Indianern zu der Höhle geführt worden und seilten sich mit Hilfe von Stahlseilen und Karabinerhaken in die Tiefe ab. Sie waren die ersten Menschen, die den Boden der Höhle erreichten und die geheimnisvolle Welt unter der Erde erkundeten. Sie fanden eine dicke Schicht aus Guano (Vogelkot) vor, in der sich ein kleiner Bach eingegraben hatte. Sie entdeckten auch eine Reihe von engen Schächten, die noch tiefer in die Höhle führten, und die sie “The Crevice” (Die Spalte) nannten. Die tiefste Stelle, die sie erreichten, war etwa 510 Meter unter der Oberfläche. Sie verbrachten mehrere Stunden in der Höhle, bevor sie sich wieder nach oben seilten. Sie waren begeistert von ihrer Entdeckung und planten, bald wiederzukommen.
Doch ihre nächste Expedition sollte zu einem Drama werden, das ihnen fast das Leben kostete. Am 13. April 1966 kehrten sie mit vier weiteren Höhlenforschern, John Fish, John Fogarty, Pete Sprouse und Terry Raines, zu der Schwalbenhöhle zurück. Sie hatten mehr Ausrüstung dabei, um die Höhle genauer zu vermessen und zu kartieren. Sie hatten auch eine Kamera dabei, um Fotos von der Höhle zu machen. Sie waren optimistisch und voller Vorfreude auf ihre Abenteuer.
Sie begannen ihren Abstieg um 10 Uhr morgens. Sie seilten sich nacheinander in die Höhle ab, wobei sie an verschiedenen Punkten anhielten, um die Höhle zu vermessen und zu fotografieren. Sie waren fasziniert von der Schönheit und der Größe der Höhle, die sie mit ihren Lampen erhellten. Sie sahen die Vögel, die an den Wänden hingen, und hörten ihr lautes Geschrei. Sie spürten die Feuchtigkeit und die Kälte, die von unten aufstieg. Sie waren glücklich und stolz, Teil eines historischen Unternehmens zu sein.
Doch ihr Glück sollte nicht lange anhalten. Gegen 13 Uhr bemerkten sie, dass etwas nicht stimmte. Sie hörten ein lautes Donnern, das von oben kam. Sie sahen, wie sich der Himmel über der Öffnung verdunkelte. Sie spürten, wie der Wind stärker wurde. Sie erkannten, dass ein Gewitter aufgezogen war, das sie in eine tödliche Falle verwandeln konnte.
Sie wussten, dass sie schnell handeln mussten. Sie wussten, dass sie in Gefahr waren, von einem Blitz getroffen zu werden, wenn sie sich an den Stahlseilen befanden. Sie wussten auch, dass die Höhle sich mit Wasser füllen konnte, wenn es stark regnete. Sie wussten, dass sie keine Chance hatten, zu überleben, wenn sie in der Höhle eingeschlossen wurden. Sie wussten, dass sie so schnell wie möglich nach oben klettern mussten.
Sie begannen ihren Aufstieg in Panik. Sie versuchten, sich gegenseitig zu helfen, aber sie hatten kaum Kontakt zueinander. Sie konnten sich nur schwer orientieren, da die Höhle dunkler wurde. Sie konnten sich nur schwer bewegen, da die Seile nass und rutschig wurden. Sie konnten sich nur schwer atmen, da die Luft dünner wurde. Sie konnten nur hoffen, dass sie rechtzeitig die Oberfläche erreichen würden.
Doch nicht alle schafften es. John Fish, der als letzter abgestiegen war, war auch der letzte, der aufstieg. Er war etwa 100 Meter unter der Öffnung, als er von einem Blitz getroffen wurde. Er starb sofort. Sein Körper blieb an dem Seil hängen, das er benutzt hatte. Die anderen hörten seinen Schrei, aber sie konnten nichts für ihn tun. Sie mussten weiterklettern, um ihr eigenes Leben zu retten.
Die anderen fünf erreichten die Oberfläche nach mehreren Stunden des Kampfes. Sie waren erschöpft, unterkühlt und traumatisiert. Sie waren froh, am Leben zu sein, aber sie trauerten um ihren Freund. Sie konnten seinen Körper nicht bergen, da das Gewitter weiterhin tobte. Sie mussten die Höhle verlassen und Hilfe suchen.
Die Nachricht von dem Unglück verbreitete sich schnell. Die mexikanischen Behörden und die Medien wurden aufmerksam. Eine Rettungsaktion wurde organisiert, um den Körper von John Fish zu bergen. Mehrere Höhlenforscher aus Mexiko und den USA beteiligten sich an der Aktion, die mehrere Tage dauerte. Sie mussten die Höhle trockenlegen, die Seile reparieren und den Körper vorsichtig nach oben bringen. Sie schafften es schließlich, John Fish die letzte Ehre zu erweisen. Er wurde in einem Sarg aus der Höhle getragen und später in den USA beerdigt.
Die Katastrophe in der Schwalbenhöhle war ein Schock für die Höhlenforschergemeinschaft. Sie zeigte, wie gefährlich und unberechenbar die Höhle sein konnte. Sie zeigte auch, wie mutig und leidenschaftlich die Höhlenforscher waren, die sich in diese Welt wagten. Sie zeigte, wie wichtig es war, die Höhle zu erforschen und zu schützen.
Die Schwalbenhöhle ist heute ein beliebtes Ziel für Höhlenforscher, Abenteurer und Touristen. Sie ist eine der 13 Naturwunder Mexikos und ein nationales Denkmal. Sie ist auch ein Ort des Gedenkens an John Fish und alle anderen, die ihr Leben in der Höhle verloren haben. Sie ist eine Höhle der Faszination, aber auch der Gefahr.
Quellen
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Evans, T. R., Borland, C., & Sterns, R. (1967). The discovery and exploration of Sótano de las Golondrinas. The NSS Bulletin, 29(2), 47-60.
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Fish, J. (1967). The tragedy in Sótano de las Golondrinas. The NSS Bulletin, 29(2), 61-64.
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James, D. (2009). Blind descent: The quest to discover the deepest place on earth. Random House.
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López, J. A. (2010). Las 13 maravillas naturales de México. Planeta.
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Stone, W. (2004). Beyond the deep: The deadly descent into the world’s most treacherous cave. Grand Central Publishing.
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