Der Erste Weltkrieg: Die Seeschlacht am Skagerrak vom 31.05.1916 – 01.06. 1916

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Der Erste Weltkrieg war nicht nur ein globaler Konflikt, der Millionen von Menschenleben forderte. Wir werden die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen dieser deutschen Schlachten erläutern, die sowohl heroische als auch tragische Momente beinhalteten. Der Erste Weltkrieg war auch ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte, der das Land und seine Bevölkerung nachhaltig prägte und der bis in die Gegenwart reicht.

Sonntag, 28. April 2024

“Die Seeschlacht am Skagerrak war die größte Seeschlacht der Geschichte. Sie war zugleich die letzte große Schlacht zwischen Linienschiffen und die einzige, in der sich die deutschen und britischen Hochseeflotten direkt gegenüberstanden.”

So beginnt der Historiker Michael Epkenhans seine Einführung in das Buch “Skagerrakschlacht. Vorgeschichte – Ereignis – Verarbeitung”, das er zusammen mit anderen Experten herausgegeben hat. Die Seeschlacht am Skagerrak, die im englischen Sprachraum als Battle of Jutland bekannt ist, fand vom 31. Mai bis zum 1. Juni 1916 in der Nordsee statt. Sie war der Höhepunkt eines jahrelangen Seekrieges zwischen Deutschland und Großbritannien, der das Schicksal Europas und der Welt beeinflussen sollte.

Das Ziel der Schlacht

Der Erste Weltkrieg war ein Stellungskrieg, in dem sich die Fronten an Land kaum bewegten. Die Seemacht Großbritannien hatte eine Seeblockade gegen Deutschland verhängt, die den Handel und die Versorgung des Landes stark einschränkte. Deutschland versuchte, mit U-Booten die britischen Handelsschiffe zu versenken, was zu einem unbeschränkten U-Boot-Krieg führte, der auch neutrale Schiffe bedrohte. Die deutsche Hochseeflotte war zahlenmäßig und qualitativ unterlegen, wagte es aber nicht, sich in einem offenen Gefecht mit der britischen Grand Fleet zu messen. Stattdessen versuchte sie, mit Vorstößen und Hinterhalten einzelne Teile der britischen Flotte zu isolieren und zu vernichten, um so das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verändern.

Der deutsche Flottenchef, Admiral Reinhard Scheer, hatte im Mai 1916 einen Plan ausgearbeitet, der darauf abzielte, die britischen Schlachtkreuzer, die unter dem Kommando von Admiral David Beatty standen, in eine Falle zu locken. Er schickte den Befehlshaber der deutschen Schlachtkreuzer, Vizeadmiral Franz von Hipper, mit fünf Schiffen und einer Reihe von Kleinen Kreuzern und Torpedobooten nach Skagerrak, einer Meerenge zwischen Dänemark und Norwegen. Hipper sollte die britischen Patrouillen angreifen und sich dann zurückziehen, um Beatty zu verfolgen. Scheer folgte mit der Hauptflotte, bestehend aus 16 Linienschiffen und weiteren Begleitschiffen, in einiger Entfernung. Er hoffte, dass Beatty Hipper verfolgen würde, ohne zu bemerken, dass er sich der deutschen Hauptflotte näherte, die ihn dann überraschen und vernichten würde.

Die Briten hatten jedoch durch den Bruch des deutschen Funkcodes von dem Plan erfahren und entschieden sich, ihn zu durchkreuzen. Der britische Flottenchef, Admiral John Jellicoe, schickte Beatty mit sechs Schlachtkreuzern und vier Schlachtschiffen sowie einer Reihe von Kleinen Kreuzern und Zerstörern entgegen. Er selbst folgte mit der Hauptflotte, bestehend aus 24 Linienschiffen und weiteren Begleitschiffen, in einiger Entfernung. Er hoffte, dass Beatty Hipper verfolgen würde, und dass er dann die deutsche Hauptflotte abfangen und einkesseln würde.

Der Verlauf der Schlacht

Die Schlacht am Skagerrak gliedert sich in vier Phasen: das Gefecht der Schlachtkreuzer, das Zusammentreffen der Hauptflotten, das Nachtgefecht und die Rückkehr in die Häfen.

Das Gefecht der Schlachtkreuzer

Am Nachmittag des 31. Mai 1916 sichteten die deutschen und britischen Aufklärungsschiffe sich gegenseitig und meldeten ihre Positionen an ihre Flottenchefs. Hipper und Beatty steuerten aufeinander zu und eröffneten um 15:48 Uhr das Feuer. Die Entfernung betrug etwa 18 Kilometer. Die deutschen Schlachtkreuzer waren besser gepanzert, aber die britischen hatten eine größere Feuergeschwindigkeit und Reichweite. Die britischen Schiffe schossen jedoch ungenau und trafen nur wenige Treffer, während die deutschen Schiffe mehrere Treffer erzielten, die schwere Schäden und Brände verursachten. Um 16:02 Uhr explodierte das britische Schlachtkreuzer Indefatigable nach einem Treffer in der Munitionskammer und sank mit fast allen Besatzungsmitgliedern. Um 16:26 Uhr ereilte das gleiche Schicksal das britische Schlachtkreuzer Queen Mary, das ebenfalls nach einer Explosion in der Munitionskammer unterging. Nur wenige Überlebende wurden gerettet.

Beatty war schockiert von dem Verlust seiner Schiffe, entschied sich aber, Hipper weiter zu verfolgen. Er hoffte, dass Jellicoe bald eintreffen würde, um ihm zu helfen. Um 16:43 Uhr sichtete er die deutsche Hauptflotte, die sich ihm von Südosten näherte. Er drehte sofort nach Norden, um sich Jellicoe anzuschließen. Hipper folgte ihm, während Scheer ihm Deckung gab. Um 17:05 Uhr traf Beatty auf die britischen Schlachtschiffe der 5. Schlachtgeschwader, die unter dem Kommando von Admiral Hugh Evan-Thomas standen. Er befahl ihnen, ihm zu folgen, und drehte nach Südosten, um die deutschen Schiffe erneut anzugreifen. Er wollte sie aufhalten, bis Jellicoe eintreffen würde.

Um 17:15 Uhr eröffneten die deutschen und britischen Schiffe wieder das Feuer. Die britischen Schiffe waren nun in der Überzahl, aber die deutschen Schiffe schossen immer noch genauer. Um 17:25 Uhr wurde das britische Schlachtkreuzer Princess Royal von einem 30,5-cm-Geschoss getroffen, das einen Brand auslöste. Um 17:35 Uhr wurde das britische Schlachtkreuzer Lion, das Beattys Flaggschiff war, von einem 38-cm-Geschoss getroffen, das die vordere Geschützturm zerstörte. Um 17:45 Uhr wurde das britische Schlachtkreuzer Tiger von zwei 30,5-cm-Geschossen getroffen, die ebenfalls Brände auslösten. Die deutschen Schiffe blieben weitgehend unbeschädigt.

Das Zusammentreffen der Hauptflotten

Um 17:55 Uhr sichtete Jellicoe die deutsche Hauptflotte, die sich ihm von Süden näherte. Er befahl seiner Flotte, sich in einer Linie aufzustellen, um die deutschen Schiffe zu kreuzen. Er wollte sie von ihrer Basis abschneiden und ihnen den Rückzug verwehren. Er hatte den Vorteil der größeren Zahl, der besseren Position und der besseren Sicht. Die Sonne stand hinter ihm und blendete die deutschen Schiffe. Um 18:15 Uhr eröffnete er das Feuer. Die deutschen Schiffe gerieten unter schweres Feuer und erlitten mehrere Treffer. Um 18:17 Uhr wurde das deutsche Linienschiff Pommern von einem Torpedo getroffen und sank mit allen Besatzungsmitgliedern.

Um 18:30 Uhr wurde das deutsche Linienschiff Seydlitz von einem 38,1-cm-Geschoss getroffen, das die hintere Munitionskammer traf. Die Explosion wurde nur knapp verhindert, indem die Flutventile geöffnet wurden. Das Schiff nahm viel Wasser auf und wurde stark behindert.

Scheer erkannte, dass er in eine Falle geraten war und dass er sich nicht länger einem offenen Gefecht stellen konnte. Er befahl seiner Flotte, um 180 Grad zu wenden und sich nach Süden zu begeben.

Das Nachtgefecht

Die Nacht brach herein, und die beiden Flotten zogen sich voneinander zurück. Die deutschen Schiffe versuchten, den britischen Verfolgern zu entkommen, während Jellicoe seine Flotte neu formierte. Die Dunkelheit machte die Navigation schwierig, und die Kommunikation zwischen den Schiffen war eingeschränkt. Dennoch kam es zu mehreren Begegnungen und Gefechten.

Um 22:30 Uhr sichtete der deutsche Leichte Kreuzer Wiesbaden die britische Flotte und eröffnete das Feuer. Andere deutsche Schiffe schlossen sich an, und es kam zu einem chaotischen Gefecht. Die britischen Schiffe antworteten mit schwerem Feuer, und die deutschen Schiffe zogen sich zurück. Um 23:20 Uhr sichtete der deutsche Leichte Kreuzer Elbing die britische Flotte und eröffnete ebenfalls das Feuer. Die britischen Schiffe antworteten erneut, und es kam zu einem weiteren heftigen Gefecht. Um 00:15 Uhr sichtete der deutsche Leichte Kreuzer Rostock die britische Flotte und eröffnete das Feuer. Die britischen Schiffe antworteten erneut, und es kam zu einem dritten Gefecht. Die deutschen Schiffe zogen sich schließlich zurück, und die britischen Schiffe verloren den Kontakt.

Die Rückkehr in die Häfen

Am Morgen des 1. Juni 1916 versuchte Scheer, mit seiner Flotte nach Deutschland zurückzukehren. Jellicoe folgte ihm, aber die deutschen Schiffe entkamen ihm. Die britischen Schiffe waren erschöpft und hatten wenig Munition. Jellicoe entschied sich, die Verfolgung abzubrechen und nach Scapa Flow zurückzukehren. Die deutschen Schiffe erreichten Wilhelmshaven und wurden von der Bevölkerung begeistert empfangen. Scheer wurde als Held gefeiert, obwohl die Schlacht militärisch gesehen ein Unentschieden war.

Quellenangaben

  1. Epkenhans, Michael (Hrsg.): “Skagerrakschlacht. Vorgeschichte – Ereignis – Verarbeitung”

  2. Tarrant, V. E.: “Jutland: The German Perspective”

  3. Campbell, John: “Jutland: An Analysis of the Fighting”

  4. Massie, Robert K.: “Castles of Steel: Britain, Germany, and the Winning of the Great War at Sea”

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