Der Erste Weltkrieg: Die Schlacht von Gorlice-Tarnov vom 02. bis 10. Mai 1915

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Der Erste Weltkrieg war nicht nur ein globaler Konflikt, der Millionen von Menschenleben forderte. Wir werden die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen dieser deutschen Schlachten erläutern, die sowohl heroische als auch tragische Momente beinhalteten. Der Erste Weltkrieg war auch ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte, der das Land und seine Bevölkerung nachhaltig prägte und der bis in die Gegenwart reicht.

Sonntag, 28. April 2024

“Der Krieg ist eine zu ernste Sache, als dass man ihn den Generälen überlassen könnte.” – Georges Clemenceau

Die Schlacht von Gorlice-Tarnov war eine der entscheidenden Schlachten des Ersten Weltkriegs an der Ostfront. Sie fand vom 2. bis 10. Mai 1915 zwischen den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen auf der einen Seite und den russischen Truppen auf der anderen Seite statt. Die Schlacht endete mit einem vernichtenden Sieg der Mittelmächte, die eine große russische Offensive stoppten und einen Durchbruch erzielten, der zu einem Rückzug der russischen Armee aus Galizien und dem polnischen Kongressgebiet führte.

Die Schlacht war das Ergebnis einer strategischen Entscheidung des deutschen Oberbefehlshabers Erich von Falkenhayn, der die Westfront für eine Weile stabilisierte und einen Teil seiner Truppen an die Ostfront verlegte, um den Druck auf die verbündeten Österreicher zu verringern, die von den Russen bedrängt wurden. Falkenhayn plante, einen begrenzten Angriff auf die russische Frontlinie bei Gorlice und Tarnov durchzuführen, um eine Lücke zu schaffen und die russische Flanke zu bedrohen. Er beauftragte den deutschen General August von Mackensen mit der Führung der 11. Armee, die aus vier deutschen und drei österreichisch-ungarischen Korps bestand, und stellte ihm eine überlegene Artillerie zur Verfügung, die die russischen Stellungen zerschlagen sollte.

Die russische 3. Armee, die den Abschnitt bei Gorlice-Tarnov verteidigte, war unter dem Kommando von General Radko Dimitriev. Sie war stark unterbesetzt und schlecht ausgerüstet, da die meisten ihrer Truppen und Geschütze für die Offensive in den Karpaten verwendet wurden. Die Russen waren sich der deutschen Verstärkungen nicht bewusst und erwarteten keinen großen Angriff in diesem Sektor. Sie hatten nur eine dünne Verteidigungslinie aus Schützengräben und Stacheldraht, die kaum dem deutschen Artilleriefeuer standhalten konnte.

Am 2. Mai 1915 begann die Schlacht mit einem massiven deutschen Bombardement, das die russischen Linien zerstörte und viele Soldaten tötete oder verwundete. Die deutschen und österreichisch-ungarischen Infanteristen stürmten dann die russischen Stellungen an und brachen durch die Lücken in der Front. Die russischen Reserven waren zu weit entfernt, um rechtzeitig einzugreifen, und die russische 3. Armee geriet in Panik und floh in Unordnung. Die Mittelmächte verfolgten die fliehenden Russen und eroberten viele Gefangene und Geschütze.

Die Schlacht von Gorlice-Tarnov war nicht nur eine lokale Operation, sondern löste eine Kettenreaktion aus, die die gesamte Ostfront veränderte. Die russische 3. Armee war so geschwächt, dass sie nicht mehr in der Lage war, die Front zu halten, und musste sich weiter zurückziehen. Die russische 8. Armee, die die linke Flanke der 3. Armee bildete, war ebenfalls gefährdet und musste sich ebenfalls zurückziehen, um nicht abgeschnitten zu werden. Die russische 4. Armee, die die rechte Flanke der 3. Armee bildete, war ebenfalls bedroht und musste sich ebenfalls zurückziehen, um nicht umzingelt zu werden. Die russische 9. Armee, die die Karpatenoffensive führte, war nun isoliert und musste sich ebenfalls zurückziehen, um nicht eingekesselt zu werden. Die russische 2. Armee, die die Front in Polen hielt, war nun ebenfalls gefährdet und musste sich ebenfalls zurückziehen, um nicht umzingelt zu werden.

Sie war somit der Beginn eines großen russischen Rückzugs, der bis zum September 1915 andauerte und als “Großer Rückzug” bekannt wurde. Die Russen verloren in dieser Zeit etwa eine Million Soldaten, die getötet, verwundet oder gefangen genommen wurden, sowie große Mengen an Material und Territorium. Die Mittelmächte eroberten Galizien, das polnische Kongressgebiet, Litauen, Kurland und einen Teil von Weißrussland. Die russische Front wurde um etwa 500 Kilometer verkürzt, aber auch instabiler, da sie nun entlang der natürlichen Grenzen von Flüssen und Sümpfen verlief, die leicht zu durchbrechen waren.

Der Kampf hatte auch politische und psychologische Folgen. Sie stärkte das Vertrauen und die Moral der Mittelmächte, die glaubten, dass sie den Krieg an der Ostfront gewinnen konnten. Sie schwächte das Vertrauen und die Moral der Russen, die glaubten, dass sie den Krieg an der Ostfront verlieren würden. Sie veranlasste den russischen Zaren Nikolaus II., den Oberbefehl über die Armee zu übernehmen, was sich als katastrophal erwies, da er weder die militärische noch die politische Situation kontrollieren konnte. Sie veranlasste auch die westlichen Alliierten, Frankreich und Großbritannien, mehr Truppen an die Ostfront zu schicken, um die Russen zu unterstützen, was ihre Anstrengungen an der Westfront schwächte.

Die Schlacht von Gorlice-Tarnov war somit eine der wichtigsten Schlachten des Ersten Weltkriegs, die den Verlauf des Krieges an der Ostfront veränderte und die Grundlage für spätere Ereignisse wie die Brussilow-Offensive, die Rumänien-Kampagne, die Februarrevolution und die Brest-Litowsk-Friedensverhandlungen schuf.

Quellenangaben

  • [1] Hew Strachan, The First World War, Volume I: To Arms, Oxford University Press, 2001, S. 436-440.

  • [2] Norman Stone, The Eastern Front 1914-1917, Penguin Books, 1998, S. 180-185.

  • [3] David Stevenson, 1914-1918: The History of the First World War, Penguin Books, 2005, S. 211-215.

  • [4] Holger H. Herwig, The First World War: Germany and Austria-Hungary 1914-1918, Bloomsbury Academic, 2014, S. 165-170.

  • [5] Piotr S. Wandycz, The Lands of Partitioned Poland, 1795-1918, University of Washington Press, 1974, S. 293-297.

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