Kultur, Erlebnis und Vielfalt: Strommangel in Oranienburg

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20. April 2024

Oranienburg ist eine Stadt im Landkreis Oberhavel in Brandenburg, die etwa 35 Kilometer nördlich von Berlin liegt. Sie hat rund 48.000 Einwohner und ist bekannt für ihre barocke Schlossanlage, ihre Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus und ihre florierende Wirtschaft. Doch seit kurzem steht Oranienburg auch für etwas anderes: für einen akuten Strom-Engpass, der die Stadt in eine Krise stürzt.

Die Stadtwerke Oranienburg haben am 10. April 2024 bekannt gegeben, dass sie vorübergehend keine neuen Hausanschlüsse mehr genehmigen können, weil das vorgelagerte Hochspannungsnetz keine ausreichende Leistung für die wachsende Stadt zur Verfügung stellen kann1. Das bedeutet, dass beispielsweise der Anschluss von Wärmepumpen und Ladeinfrastruktur für Elektroautos nicht mehr möglich ist. Auch neue Gewerbe- und Industrieflächen können derzeit nicht an das Netz angeschlossen und mit Strom beliefert werden. Bestehende Verträge sind von den Maßnahmen nicht betroffen, aber die Versorgungssicherheit ist gefährdet.

Die Ursache für den Engpass liegt in der mangelnden Planung und Koordination der Energiewende, die von der Bundesregierung und den Landesregierungen verantwortet wird. Die Energiewende soll den Ausstieg aus der Kernenergie und den fossilen Brennstoffen zugunsten erneuerbarer Energien wie Wind, Sonne und Biomasse ermöglichen. Das Ziel ist, bis 2030 mindestens 65 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen und bis 2050 klimaneutral zu werden2. Doch die Umsetzung dieser ambitionierten Ziele ist bisher von vielen Problemen geprägt, die sich in Oranienburg nun zuspitzen.

Eines der größten Probleme ist der Netzausbau, der mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien Schritt halten muss. Denn die erneuerbaren Energien sind volatil, das heißt, sie schwanken je nach Wetterlage und Tageszeit. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, muss der Strom daher über weite Strecken von den Erzeugungsstandorten zu den Verbrauchszentren transportiert werden. Dafür sind leistungsfähige Übertragungsnetze notwendig, die aber noch nicht ausreichend vorhanden sind. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind von den 7.700 Kilometern geplanten Stromtrassen erst 1.900 Kilometer genehmigt und nur 950 Kilometer gebaut2. Die Gründe für die Verzögerungen sind vielfältig: lange Planungs- und Genehmigungsverfahren, Bürgerproteste, Klagen von Umweltverbänden und fehlende Abstimmung zwischen Bund, Ländern und Kommunen.

Ein weiteres Problem ist die fehlende Anpassung des Strommarktdesigns an die erneuerbaren Energien. Das Strommarktdesign regelt, wie der Strom erzeugt, gehandelt und verteilt wird. Das derzeitige Strommarktdesign basiert noch auf dem Prinzip der konventionellen Kraftwerke, die bedarfsgerecht Strom produzieren können. Die erneuerbaren Energien hingegen sind nicht steuerbar und unterliegen starken Preisschwankungen. Das führt zu Über- und Unterangeboten, die das Netz destabilisieren und die Rentabilität der Kraftwerke gefährden. Um das zu vermeiden, braucht es einen flexiblen Strommarkt, der Anreize für Investitionen in Speicher, Netze und flexible Verbraucher schafft. Die Bundesregierung hat zwar einige Maßnahmen ergriffen, wie die Einführung eines CO2-Preises, die Reform der EEG-Umlage und die Förderung von Wasserstoff, aber diese reichen noch nicht aus, um die Energiewende zu einem Erfolg zu machen2.

Die Folgen dieser Versäumnisse sind in Oranienburg deutlich zu spüren. Die Stadt ist in den letzten Jahren stark gewachsen, sowohl in Bevölkerung als auch in Wirtschaft. Der Strombedarf ist entsprechend gestiegen, vor allem durch den Einsatz von Wärmepumpen und Elektroautos, die als klimafreundliche Alternativen gelten. Doch die Stadtwerke Oranienburg sind von der Hochspannungsnetzbetreiberin E.DIS Netz abhängig, die ihnen die benötigte Leistung nicht liefern kann. Die Stadtwerke treiben zwar seit 2023 den Neubau eines eigenen Umspannwerks voran, das voraussichtlich Ende 2026 den Betrieb aufnehmen wird, aber das ist zu spät, um den aktuellen Engpass zu beheben1. Die Bundesnetzagentur hat sich eingeschaltet und sucht nach Übergangslösungen, wie Batteriespeicher oder Notstromaggregate, aber diese sind teuer und ineffizient3.

Der Strom-Engpass in Oranienburg ist ein Symbol für das Scheitern der Energiewende, die von der Bundesregierung und den Landesregierungen schlecht geplant und umgesetzt wurde. Die Energiewende ist eine notwendige und sinnvolle Maßnahme, um den Klimawandel zu bekämpfen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Aber sie muss auch sozialverträglich und wirtschaftlich gestaltet werden, damit sie von den Bürgern akzeptiert und unterstützt wird. Dazu braucht es eine klare Strategie, eine effektive Koordination und eine faire Verteilung der Kosten und Nutzen.

Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren versagt, diese Voraussetzungen zu schaffen. Sie hat die Energiewende als grünes Prestigeprojekt verkauft, ohne die Konsequenzen für die Versorgungssicherheit, die Netzstabilität und die Strompreise zu bedenken. Sie hat die Verantwortung für die Umsetzung auf die Länder und Kommunen abgewälzt, ohne für eine ausreichende Finanzierung und Abstimmung zu sorgen. Sie hat die Interessen der konventionellen Energieerzeuger und der Industrie über die der Verbraucher und der Umwelt gestellt. Und sie hat die Sorgen und Bedenken der Bürger ignoriert, die unter den negativen Folgen der Energiewende leiden.

Die Stromkrise in Oranienburg ist ein Weckruf für die Bundesregierung, ihre Politik zu ändern. Sie muss die Energiewende endlich ernst nehmen und mit Nachdruck vorantreiben. Sie muss den Netzausbau beschleunigen und das Strommarktdesign reformieren. Sie muss die erneuerbaren Energien stärker fördern und die konventionellen Energien stärker besteuern. Sie muss die Bürger besser informieren und beteiligen. Und sie muss die Energiewende gerechter gestalten, indem sie die Kosten und Nutzen fair verteilt und die sozialen und regionalen Unterschiede berücksichtigt.

Die Energiewende ist eine Chance für Deutschland, eine Vorreiterrolle im Klimaschutz zu übernehmen und eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieversorgung zu sichern. Aber sie ist auch eine Herausforderung, die eine kluge und verantwortungsvolle Politik erfordert. Die Bundesregierung muss diese Herausforderung endlich annehmen und die Energiewende zum Erfolg führen. Sonst droht Oranienburg zum Schicksal vieler anderer Städte und Gemeinden in Deutschland zu werden, die unter dem Strommangel leiden.

Bei der letzten Bundestagswahl 2021 wählten die Bürger der Stadt Oranienburg vornehmlich die CDU, demnach links.

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