Moderne Sagen – die hungrige Schlange, die ihren Besitzer ausmisst…

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In den Schatten unserer Städte flüstern die Stimmen der Vergangenheit, erzählen Geschichten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Urbane Legenden, gewoben aus Gerüchten und Halbwahrheiten, schleichen sich in unsere Gedanken ein und hinterlassen ein Echo des Zweifels. Sind es nur Märchen, erfunden um uns zu erschrecken, oder verbirgt sich in ihnen ein Körnchen Wahrheit? Dieser Artikel lädt dich ein, tief in die dunkle Welt der urbanen Mythen einzutauchen, wo das Unmögliche auf die Realität trifft und das Grauen einen Namen bekommt.

Moderne Sagen sind skurrile Anekdoten, die mündlich, per E-Mail oder über soziale Netzwerke weitergegeben werden und deren Quelle sich in aller Regel nicht zurückverfolgen lässt1. Sie stellen einen Wahrheitsanspruch, der oft nicht überprüfbar ist, und spielen mit den Ängsten, Vorurteilen oder Wünschen der Menschen. Eine der bekanntesten modernen Sagen ist die Geschichte von der hungrigen Schlange, die ihren Besitzer ausmisst. Diese Sage wird in verschiedenen Varianten erzählt, aber der Kern ist immer derselbe:

Ein Tierliebhaber hält eine große Schlange als Haustier, die plötzlich aufhört zu fressen und sich immer wieder neben ihrem Besitzer ausstreckt. Der besorgte Besitzer bringt die Schlange zum Tierarzt, der ihm eine schockierende Diagnose stellt: Die Schlange hungert sich absichtlich aus, um ihren Besitzer zu verschlingen, und misst ihn jedes Mal, um zu sehen, ob sie ihn schon schlucken kann.

Diese Geschichte ist natürlich völlig absurd, denn Schlangen sind nicht in der Lage, Menschen zu fressen, die größer sind als ihr Kopf. Außerdem würden sie sich nicht absichtlich verhungern lassen, um eine größere Beute zu erbeuten. Die Sage spielt jedoch mit der Faszination und dem Grauen, die Schlangen bei vielen Menschen auslösen, und mit der Vorstellung, dass ein vermeintlich treues Haustier sich als tödlicher Feind entpuppt. Die Sage ist auch ein Beispiel für eine modernisierte Volkssage, die Elemente aus älteren Erzählungen übernimmt und an die heutige Zeit anpasst. So gibt es in verschiedenen Kulturen Geschichten über Schlangen, die Menschen fressen oder sich in Menschen verwandeln können, wie zum Beispiel die Naga in Indien oder die Lamia in Griechenland2.

Die Sage von der hungrigen Schlange, die ihren Besitzer ausmisst, ist seit mindestens den 1990er Jahren im Umlauf und wurde in verschiedenen Medien verbreitet, wie zum Beispiel in Zeitungen, Fernsehsendungen oder Internetforen. Eine der frühesten schriftlichen Quellen ist ein Artikel aus dem Jahr 1993 in der britischen Zeitung The Sun, der von einem Fall in Südafrika berichtet, bei dem eine Python ihren Besitzer gefressen haben soll3. Dieser Artikel wurde jedoch später als Zeitungsente entlarvt, die auf einer falschen Meldung einer südafrikanischen Zeitung basierte. Trotzdem wurde die Geschichte immer wieder aufgegriffen und variiert, zum Beispiel in Bezug auf die Art der Schlange, den Ort des Geschehens oder die Rolle des Tierarztes. Eine häufige Variante ist, dass die Schlange ein Geschenk eines Ex-Partners ist, der sich so an seinem ehemaligen Liebhaber rächen will.

Die Sage von der hungrigen Schlange, die ihren Besitzer ausmisst, ist ein spannendes Beispiel für die Dynamik und die Funktionen moderner Sagen. Sie zeigt, wie solche Geschichten entstehen, sich verbreiten und verändern, je nachdem, wer sie erzählt, wann und wo sie erzählt werden und welche Botschaften sie vermitteln wollen. Sie zeigt auch, wie solche Geschichten die Emotionen und die Fantasie der Menschen anregen und ihnen einen Nervenkitzel oder eine Moral bieten. Die Sage ist daher nicht nur eine unterhaltsame Erzählung, sondern auch ein Spiegel der menschlichen Psyche und der gesellschaftlichen Verhältnisse.

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