Moderne Sagen – der Anrufer

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In den Schatten unserer Städte flüstern die Stimmen der Vergangenheit, erzählen Geschichten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Urbane Legenden, gewoben aus Gerüchten und Halbwahrheiten, schleichen sich in unsere Gedanken ein und hinterlassen ein Echo des Zweifels. Sind es nur Märchen, erfunden um uns zu erschrecken, oder verbirgt sich in ihnen ein Körnchen Wahrheit? Dieser Artikel lädt dich ein, tief in die dunkle Welt der urbanen Mythen einzutauchen, wo das Unmögliche auf die Realität trifft und das Grauen einen Namen bekommt.

Moderne Sagen sind kurze Erzählungen, die sich mündlich oder schriftlich verbreiten und oft einen wahren Kern haben, aber auch erfundene oder übertriebene Elemente enthalten. Sie spiegeln die Ängste, Hoffnungen und Werte einer Gesellschaft wider und werden manchmal als urbane Legenden bezeichnet. Eine der bekanntesten modernen Sagen ist die des Anrufers, die in verschiedenen Varianten existiert, aber immer eine ähnliche Struktur hat: Ein junges Mädchen wird als Babysitter engagiert und erhält während ihrer Arbeit unheimliche Anrufe von einem Fremden, der sie bedroht oder belästigt. Die Spannung steigt, bis sie erfährt, dass der Anrufer sich im selben Haus befindet oder sogar das Kind ermordet hat.

Die Moderne Sage

Ein junges Mädchen wird als Babysitter engagiert. Nachdem die Eltern das Haus verlassen haben, schläft das Kind schnell ein und das Mädchen macht es sich auf der Couch bequem. Plötzlich klingelt das Telefon. Für den Fall, dass es die Eltern sind, nimmt sie ab, doch sie hört nur ein Atmen, niemand spricht in den Hörer. Sie legt auf. Kurz darauf klingelt das Telefon erneut. Wieder hört sie nur das Atmen. Sie fragt, wer da ist, aber bekommt keine Antwort. Sie legt wieder auf. Das Telefon klingelt ein drittes Mal. Diesmal hört sie eine verzerrte Stimme, die sagt: “Warum hast du aufgelegt? Ich weiß, wo du bist. Ich komme dich holen.”

Das Mädchen bekommt Angst und ruft die Polizei an. Die Polizei sagt ihr, dass sie versuchen werden, den Anrufer zu orten und dass sie in der Leitung bleiben soll. Das Telefon klingelt ein viertes Mal. Die Stimme sagt: “Ich bin im Haus. Ich sehe dich.” Das Mädchen schreit und rennt zur Tür. Die Polizei ruft sie an und sagt ihr, dass sie so schnell wie möglich weglaufen soll, denn der Anrufer ruft aus dem zweiten Stock an. Das Mädchen schafft es gerade noch, aus dem Haus zu fliehen, als sie die Sirenen hört. Die Polizei findet den Anrufer im Kinderzimmer, wo er das Kind ermordet hat.

Die Hintergründe

Die Moderne Sage vom Anrufer ist seit den 1950er Jahren bekannt und hat sich in verschiedenen Ländern und Medien verbreitet. Sie basiert auf einer wahren Begebenheit, die sich 1950 in den USA ereignete: Eine 13-jährige Babysitterin namens Janett Christman wurde in Columbia, Missouri, von einem Unbekannten ermordet, der durch ein Fenster in das Haus eingedrungen war. Der Täter wurde nie gefasst, aber es gab Gerüchte, dass er vor der Tat mehrmals angerufen hatte, um das Mädchen zu erschrecken. Die Geschichte wurde in Zeitungen und Magazinen veröffentlicht und löste eine Welle von Angst und Panik unter Babysittern aus. Sie inspirierte auch zahlreiche Filme, Bücher und Serien, wie zum Beispiel “When a Stranger Calls” (1979), “Scream” (1996) oder “Black Christmas” (1974).

Die Moderne Sage vom Anrufer spielt mit der Angst vor dem Unbekannten, dem Eindringen in die Privatsphäre und dem Verlust der Kontrolle. Sie thematisiert auch die Rolle der Frau als Opfer und die Verletzlichkeit von Kindern. Sie reflektiert die gesellschaftlichen Veränderungen, die mit der Verbreitung des Telefons, der Mobilität und der Emanzipation einhergingen. Sie zeigt, wie moderne Technologien sowohl eine Hilfe als auch eine Bedrohung sein können und wie die Kommunikation manipuliert werden kann. Sie appelliert an die Neugier und die Faszination für das Grauen, die viele Menschen haben.

Die Bedeutung

Die Moderne Sage vom Anrufer ist ein Beispiel für die Kraft und die Funktion von modernen Sagen. Sie sind nicht nur unterhaltsam, sondern auch lehrreich und warnend. Sie vermitteln Werte und Normen, die für eine Gesellschaft wichtig sind. Sie regen zum Nachdenken und zum Austausch an. Sie spiegeln die Realität wider, aber auch die Fantasie. Sie sind ein Ausdruck der Kultur und der Identität einer Gruppe. Sie sind ein Teil unseres kollektiven Gedächtnisses und unserer Vorstellungskraft.

Quellen

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