Kriege und Konflikte – Vietnamkrieg (1955 – 1975)

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Die Welt ist seit 1945 von zahlreichen Kriegen und Konflikten geprägt, die Millionen von Menschenleben gefordert haben. Einige der größten und blutigsten Kriege waren der Zweite Weltkrieg, der Chinesische Bürgerkrieg, der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der Iran-Irak-Krieg und der Syrische Bürgerkrieg. Diese Kriege wurden aus verschiedenen Gründen geführt, wie zum Beispiel ideologische, ethnische, religiöse oder territoriale Konflikte. In dieser Artikelreihe werden wir einen Überblick über die wichtigsten Kriege und Konflikte seit 1945 weltweit geben und ihre Ursachen, Verläufe und Folgen analysieren.

Der Vietnamkrieg war einer der längsten und brutalsten Kriege des 20. Jahrhunderts. Er dauerte von 1955 bis 1975 und kostete Millionen von Menschen das Leben. Er war nicht nur ein Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südvietnam, sondern auch ein Stellvertreterkrieg zwischen den Supermächten USA und Sowjetunion im Kalten Krieg. Er hatte weitreichende Folgen für die beteiligten Länder und die ganze Welt.

Die Vorgeschichte des Krieges

Vietnam war bis 1954 eine Kolonie von Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte die vietnamesische Unabhängigkeitsbewegung Việt Minh unter der Führung von Hồ Chí Minh gegen die französische Herrschaft. Der Indochinakrieg endete mit dem Sieg der Việt Minh und der Teilung Vietnams in zwei Staaten: Nordvietnam unter Hồ Chí Minh, der eine kommunistische Regierung einrichtete, und Südvietnam unter Ngô Đình Diệm, der eine autoritäre und antikommunistische Regierung führte.

Die Teilung Vietnams sollte nur vorübergehend sein, bis freie Wahlen über die Wiedervereinigung des Landes entscheiden sollten. Doch Ngô Đình Diệm weigerte sich, die Wahlen abzuhalten, weil er befürchtete, dass Hồ Chí Minh gewinnen würde. Stattdessen unterdrückte er die Opposition im Süden, vor allem die buddhistische Bevölkerung, die mehr als die Hälfte der Südvietnamesen ausmachte.

Die Unzufriedenheit mit der Regierung Diệm führte zum Aufstand der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (NLF), die auch als „Vietcong“ bezeichnet wurde. Die NLF war eine Guerilla-Organisation, die aus verschiedenen politischen und religiösen Gruppen bestand, die ein unabhängiges und demokratisches Südvietnam anstrebten. Die NLF wurde von Nordvietnam mit Waffen und Ausbildung unterstützt.

Die USA sahen in der NLF eine Bedrohung für ihre Interessen in Asien. Sie befürchteten, dass ein kommunistisches Vietnam den sogenannten Dominoeffekt auslösen würde, das heißt, dass andere Länder in der Region ebenfalls dem Kommunismus verfallen würden. Deshalb entschieden sie sich, Südvietnam militärisch zu helfen. Sie schickten zunächst Militärberater und finanzielle Hilfe, später auch Kampftruppen.

Der Verlauf des Krieges

Der Vietnamkrieg war ein asymmetrischer Krieg, das heißt, dass die beiden Seiten unterschiedliche Strategien und Waffen einsetzten. Die USA verfügten über eine enorme militärische Überlegenheit: Sie hatten mehr Soldaten, Flugzeuge, Schiffe, Panzer und Artillerie als Nordvietnam und die NLF zusammen. Sie setzten vor allem auf massive Luftangriffe, um den Feind zu zermürben und seine Nachschublinien zu zerstören. Sie bombardierten sowohl Ziele in Nord- als auch in Südvietnam sowie in den Nachbarländern Laos und Kambodscha.

Die NLF und Nordvietnam hingegen setzten auf einen Guerillakrieg: Sie vermieden direkte Konfrontationen mit den amerikanischen Truppen und führten stattdessen Überraschungsangriffe, Hinterhalte und Sabotageakte durch. Sie nutzten das schwierige Gelände Vietnams zu ihrem Vorteil: Sie versteckten sich im Dschungel, in Tunneln oder in Dörfern. Sie nutzten auch die Unterstützung der lokalen Bevölkerung, die oft unter den amerikanischen Bombardements litt.

Der Krieg war für beide Seiten sehr verlustreich: Schätzungen zufolge starben etwa 1,1 Millionen nordvietnamesische Soldaten und Kämpfer der NLF sowie etwa 254.000 südvietnamesische Soldaten. Die USA verloren etwa 58.000 Soldaten, ihre Verbündeten wie Südkorea, Australien oder Thailand weitere 6.000. Die Zahl der zivilen Opfer ist schwer zu ermitteln, liegt aber zwischen 400.000 und 2 Millionen.

Der Krieg war auch politisch sehr umstritten: In den USA wuchs die Opposition gegen den Krieg, vor allem unter der jungen Generation, die zum Militärdienst eingezogen wurde. Viele Amerikaner fragten sich, warum sie in einem fernen Land kämpfen sollten, das sie kaum kannten und dessen Bevölkerung sie nicht verstanden. Sie kritisierten auch die Grausamkeiten und Menschenrechtsverletzungen, die von beiden Seiten begangen wurden. Sie organisierten Demonstrationen, Streiks und Protestaktionen gegen den Krieg.

Der Wendepunkt des Krieges war die Tet-Offensive im Januar 1968: Die NLF und Nordvietnam starteten eine koordinierte Offensive gegen mehr als 100 Städte und Militärbasen in Südvietnam, darunter die Hauptstadt Saigon. Obwohl die Offensive militärisch ein Fehlschlag war, da sie von den amerikanischen und südvietnamesischen Truppen zurückgeschlagen wurde, hatte sie einen großen psychologischen Effekt: Sie zeigte, dass der Feind noch weit davon entfernt war, besiegt zu werden, und dass der Krieg noch lange andauern würde.

Der neue amerikanische Präsident Richard Nixon, der 1969 sein Amt antrat, beschloss, eine neue Strategie zu verfolgen: Er wollte den Krieg „vietnamisieren“, das heißt, er wollte die Verantwortung für den Kampf an die südvietnamesische Armee übergeben und gleichzeitig die amerikanischen Truppen schrittweise abziehen. Er hoffte, so einen „ehrenvollen“ Ausstieg aus dem Krieg zu finden.

Doch der Frieden war noch weit entfernt: Die Verhandlungen zwischen den USA und Nordvietnam in Paris zogen sich über Jahre hinweg. Die USA verstärkten ihre Luftangriffe auf Nordvietnam, um den Druck zu erhöhen. Nordvietnam verstärkte seine Unterstützung für die NLF und bereitete eine neue Offensive vor. Südvietnam war politisch instabil und korrupt und konnte sich nicht auf seine eigene Armee verlassen.

Der Friedensvertrag von Paris wurde schließlich im Januar 1973 unterzeichnet: Er sah einen Waffenstillstand vor, den Abzug aller amerikanischen Truppen aus Vietnam sowie die Anerkennung der NLF als legitime politische Kraft im Süden. Doch der Vertrag wurde von keiner Seite respektiert: Die Kämpfe gingen weiter, bis Nordvietnam im April 1975 eine Großoffensive startete und Südvietnam innerhalb weniger Wochen eroberte. Am 30. April 1975 marschierten nordvietnamesische Panzer in Saigon ein und hissten die rote Fahne über dem Präsidentenpalast. Der Vietnamkrieg war zu Ende.

Die Folgen des Krieges

Der Vietnamkrieg hatte verheerende Folgen für alle beteiligten Länder: Vietnam war verwüstet, Millionen von Menschen waren tot oder verwundet, Millionen waren zu Flüchtlingen geworden oder ins Exil gegangen. Die Wiedervereinigung Vietnams unter dem kommunistischen Regime bedeutete auch eine neue Diktatur, die keine politische Opposition oder Meinungsfreiheit zuließ. Viele Südvietnamesen wurden nach dem Krieg verfolgt, inhaftiert oder hingerichtet. Viele mussten in Umerziehungslagern arbeiten oder flohen mit Booten über das Meer.

Die USA erlebten eine tiefe politische und moralische Krise: Der Vietnamkrieg war der erste Krieg, den sie verloren hatten. Er hatte das Vertrauen in die Regierung erschüttert, die oft gelogen oder Informationen manipuliert hatte. Er hatte auch das Selbstbild der USA als moralische Führungsmacht beschädigt, die für Freiheit und Demokratie eintrat. Er hatte zudem die amerikanische Gesellschaft gespalten und polarisiert.

Der Vietnamkrieg hatte auch globale Auswirkungen: Er schwächte die Rolle der USA als Weltmacht und stärkte das Selbstbewusstsein anderer Länder, vor allem in Asien.

Er zeigte, dass ein kleines und armes Land sich gegen eine übermächtige Großmacht wehren konnte, wenn es einen starken Willen und eine hohe Opferbereitschaft hatte. Er inspirierte andere nationale Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt, die gegen den Kolonialismus oder den Imperialismus kämpften. Er veränderte auch die internationale Politik, indem er die Beziehungen zwischen den USA und China, der Sowjetunion und anderen Ländern beeinflusste.

Der Vietnamkrieg war ein historisches Ereignis, das die Weltgeschichte prägte. Er war ein Symbol für den Kalten Krieg, für den Kampf zwischen Kommunismus und Kapitalismus, für den Konflikt zwischen Ost und West. Er war aber auch ein Zeugnis für das Leid und die Tragödie von Millionen von Menschen, die in einem sinnlosen Krieg starben oder litten. Er war ein Krieg, der nicht vergessen werden darf.

Dieser Konflikt kostete 4 Millionen Menschen das Leben.

Quellen

  • Steininger, Rolf. (2020). Der Vietnamkrieg. Bundeszentrale für politische Bildung. 1

  • StudySmarter. (o.J.). Vietnamkrieg: Grund, Kämpfer, Verlauf & Ende. 2

  • ZUM-Unterrichten. (o.J.). Vietnamkrieg. 3

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