Kriege und Konflikte – der Erste Weltkrieg (1914 – 1918)

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Die Welt ist seit 1945 von zahlreichen Kriegen und Konflikten geprägt, die Millionen von Menschenleben gefordert haben. Einige der größten und blutigsten Kriege waren der Zweite Weltkrieg, der Chinesische Bürgerkrieg, der Koreakrieg, der Vietnamkrieg, der Iran-Irak-Krieg und der Syrische Bürgerkrieg. Diese Kriege wurden aus verschiedenen Gründen geführt, wie zum Beispiel ideologische, ethnische, religiöse oder territoriale Konflikte. In dieser Artikelreihe werden wir einen Überblick über die wichtigsten Kriege und Konflikte seit 1945 weltweit geben und ihre Ursachen, Verläufe und Folgen analysieren.

Der Erste Weltkrieg war ein globaler Konflikt, der von 1914 bis 1918 in Europa, Asien, Afrika und auf den Ozeanen ausgetragen wurde. Er forderte etwa 17 Millionen Menschenleben und veränderte die politische und kulturelle Landschaft der Welt. Er gilt als die “Urkatastrophe” des 20. Jahrhunderts, die alle naiven Fortschrittshoffnungen zerstörte und die Zerstörungspotentiale der industriellen Moderne offenbarte1.

Die Ausgangslage

Der Erste Weltkrieg hatte mehrere Ursachen, die sich über Jahre oder Jahrzehnte angesammelt hatten. Zu den wichtigsten gehörten:

  • Der Nationalismus, der das Streben nach nationaler Einheit, Unabhängigkeit oder Größe förderte. Besonders in den Balkanstaaten, die sich vom Osmanischen Reich oder Österreich-Ungarn lösen wollten, war der Nationalismus stark ausgeprägt. Auch in Deutschland, Frankreich und Großbritannien gab es nationalistische Strömungen, die ihre Position als Großmächte behaupten oder ausbauen wollten.

  • Das Wettrüsten, das einen intensiven Wettbewerb um militärische Stärke und technologische Innovation auslöste. Die europäischen Mächte investierten massiv in ihre Armeen und Flotten, um sich gegenseitig zu übertreffen oder abzuschrecken. Besonders das Deutsche Reich und Großbritannien lieferten sich einen Rüstungswettlauf um die Vorherrschaft auf See.

  • Die Bündnissysteme, die die europäischen Mächte in zwei rivalisierende Blöcke teilten. Auf der einen Seite standen die Mittelmächte, bestehend aus dem Deutschen Kaiserreich und Österreich-Ungarn. Ihnen schlossen sich später das Osmanische Reich und Bulgarien an. Auf der anderen Seite standen die Entente-Mächte, bestehend aus Frankreich, Großbritannien und Russland. Ihnen schlossen sich später Italien, Japan, die USA und andere Staaten an. Die Bündnisse sollten eigentlich den Frieden sichern, indem sie einen Gleichgewichtszustand schufen. Sie erhöhten aber auch das Risiko eines großen Krieges, indem sie kleinere Konflikte eskalieren ließen.

  • Die Kolonialkonflikte, die Spannungen zwischen den europäischen Mächten um ihre Überseegebiete verursachten. Die europäischen Mächte hatten im 19. Jahrhundert große Teile von Afrika und Asien unter sich aufgeteilt und beanspruchten dort wirtschaftliche und politische Interessen. Besonders das Deutsche Reich, das erst spät zur Kolonialmacht wurde, strebte nach einem “Platz an der Sonne” und forderte eine Neuverteilung der Kolonien.

  • Die sozialen Konflikte, die Unzufriedenheit und Proteste unter den Arbeitern und Bauern hervorriefen. Die industrielle Revolution hatte zwar zu einem wirtschaftlichen Wachstum geführt, aber auch zu sozialer Ungleichheit, Ausbeutung und Verelendung. Die Arbeiterbewegung organisierte sich in Gewerkschaften und Parteien, um bessere Arbeitsbedingungen und politische Rechte zu fordern. Die Bauern litten unter dem Druck der Großgrundbesitzer und der Konkurrenz durch billige Agrarimporte.

Der Kriegsbeginn

Der unmittelbare Auslöser für den Ersten Weltkrieg war das Attentat von Sarajevo am 28. Juni 19142. An diesem Tag wurde der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand zusammen mit seiner Frau Sophie von einem serbischen Nationalisten namens Gavrilo Princip erschossen3. Princip war ein Mitglied der revolutionären Untergrundorganisation Mlada Bosna (Junges Bosnien), die in Verbindung mit dem serbischen Geheimdienst stand. Sein Motiv war die Befreiung Bosnien-Herzegowinas von der österreich-ungarischen Herrschaft und die Vereinigung aller Südslawen unter serbischer Führung.

Das Attentat löste eine diplomatische Krise aus, die innerhalb eines Monats zum Krieg führte. Österreich-Ungarn machte Serbien für das Attentat verantwortlich und stellte ihm ein Ultimatum, das eine Reihe von Forderungen enthielt, die seine Souveränität einschränkten. Serbien lehnte einige dieser Forderungen ab und bot an, den Konflikt vor einem internationalen Gericht zu klären. Österreich-Ungarn wertete dies als Ablehnung des Ultimatums und erklärte Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg.

Die Kriegserklärung löste eine Kettenreaktion aus, die die europäischen Bündnissysteme in Gang setzte. Russland, das sich als Schutzmacht der Slawen sah, mobilisierte seine Armee, um Serbien zu unterstützen. Das Deutsche Reich, das Österreich-Ungarn als seinen wichtigsten Verbündeten betrachtete, erklärte Russland am 1. August 1914 den Krieg und zwei Tage später auch Frankreich, das mit Russland verbündet war. Großbritannien, das sich zunächst neutral verhalten wollte, trat am 4. August 1914 in den Krieg ein, nachdem das Deutsche Reich Belgien überfallen hatte, um Frankreich aus dem Westen anzugreifen. Belgien war ein neutraler Staat, dessen Unabhängigkeit von Großbritannien garantiert wurde.

Innerhalb weniger Wochen waren fast alle europäischen Staaten in den Krieg verwickelt. Der Krieg breitete sich auch auf andere Kontinente aus, wo die Kolonien der europäischen Mächte in den Konflikt hineingezogen wurden. Der Erste Weltkrieg war damit zu einem Weltkrieg geworden.

Der Kriegsverlauf

Der Erste Weltkrieg war gekennzeichnet durch einen Stellungskrieg, der sich über vier Jahre hinzog und enorme Verluste an Menschen und Material verursachte. Die Fronten verliefen hauptsächlich durch Europa, aber auch durch Afrika, Asien und den Nahen Osten. Die wichtigsten Schauplätze waren:

  • Die Westfront, die sich von der Schweizer Grenze bis zur Nordsee erstreckte. Hier standen sich die deutschen Truppen auf der einen Seite und die französischen, britischen und später amerikanischen Truppen auf der anderen Seite gegenüber. Die Westfront war geprägt durch einen Grabenkrieg, bei dem sich beide Seiten in einem Netzwerk von Schützengräben verschanzten und nur wenige Meter Gelände gewannen oder verloren. Die Schlachten an der Westfront waren besonders blutig und verlustreich, wie zum Beispiel die Schlacht an der Somme (1916), bei der mehr als eine Million Soldaten getötet oder verwundet wurden.

  • Die Ostfront, die sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer erstreckte. Hier standen sich die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen auf der einen Seite und die russischen Truppen auf der anderen Seite gegenüber. Die Ostfront war weniger stabil als die Westfront und erlaubte mehr Bewegungsspielraum für beide Seiten. Die Schlachten an der Ostfront waren ebenfalls sehr heftig und kostspielig, wie zum Beispiel die Schlacht von Tannenberg (1914), bei der die deutsche Armee eine ganze russische Armee vernichtete. Die Ostfront endete mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk (1918), bei dem Russland große Gebiete an Deutschland abtreten musste.

  • Die Südostfront, die sich durch den Balkan und den Nahen Osten erstreckte. Hier standen sich die österreichisch-ungarischen und osmanischen Truppen auf der einen Seite und die serbischen, rumänischen, griechischen und britischen Truppen auf der anderen Seite gegenüber. Die Südostfront war ebenfalls sehr umkämpft und wechselhaft, wie zum Beispiel

  • die Schlacht von Gallipoli (1915-1916), bei der die britischen und französischen Truppen versuchten, die osmanische Hauptstadt Konstantinopel zu erobern, aber an der starken Verteidigung scheiterten. Die Südostfront endete mit dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen und osmanischen Reiche, die von ihren eigenen Völkern aufgelöst wurden.

  • Der Seekrieg, der sich auf die Kontrolle der Meere und der Handelswege konzentrierte. Hier standen sich die deutsche und die britische Marine gegenüber, die jeweils versuchten, die gegnerische Flotte zu vernichten oder zu blockieren. Die Seekrieg war geprägt durch den Einsatz von U-Booten, Minen, Torpedos und Schlachtschiffen. Die wichtigsten Seeschlachten waren die Schlacht von Jütland (1916), bei der sich die beiden Flotten ein unentschiedenes Gefecht lieferten, und die Schlacht von Skagerrak (1918), bei der die deutsche Hochseeflotte einen letzten Ausbruchsversuch unternahm, aber zurückgeschlagen wurde.

  • Der Luftkrieg, der eine neue Dimension des Krieges darstellte. Hier standen sich die deutschen und die alliierten Luftstreitkräfte gegenüber, die jeweils versuchten, die gegnerische Luftüberlegenheit zu erlangen oder zu brechen. Die Luftkrieg war geprägt durch den Einsatz von Flugzeugen, Zeppelinen, Ballons und Bomben. Die wichtigsten Luftschlachten waren die Schlacht um Verdun (1916), bei der die deutsche Luftwaffe einen massiven Bombenangriff auf die französische Festung führte, und die Schlacht um London (1917-1918), bei der die deutsche Luftwaffe einen strategischen Bombenkrieg gegen die britische Hauptstadt führte.

Der Erste Weltkrieg endete mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918, nachdem die Mittelmächte militärisch und politisch zusammengebrochen waren. Der Friedensvertrag von Versailles (1919) besiegelte das Ende des Krieges und legte die Bedingungen für den Nachkriegsordnung fest. Der Vertrag war jedoch sehr hart für das Deutsche Reich, das allein für den Krieg verantwortlich gemacht wurde und hohe Reparationen zahlen musste. Der Vertrag schuf auch den Völkerbund, eine internationale Organisation zur Sicherung des Weltfriedens. Der Erste Weltkrieg hatte jedoch tiefe Wunden hinterlassen, die den Weg für den Zweiten Weltkrieg bereiteten.

Quellen

: [Der Erste Weltkrieg – Bundeszentrale für politische Bildung] : [Attentat von Sarajevo – Wikipedia] : [Gavrilo Princip – Wikipedia] : [Waffenstillstand von Compiègne – Wikipedia]

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