Vergessene Genozide im Jugoslawienkrieg – Konzentrationslager Keraterm

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Genozide sind die schlimmsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die je begangen wurden. Sie zeugen von Hass, Intoleranz und Grausamkeit gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen, die aufgrund ihrer nationalen, ethnischen, rassischen oder religiösen Zugehörigkeit verfolgt und vernichtet werden sollen. Doch nicht alle Genozide sind gleich bekannt oder anerkannt. Viele von ihnen sind vergessen oder verdrängt worden, sowohl von den Tätern als auch von der Weltöffentlichkeit. In dieser Artikelreihe wollen wir einige dieser vergessenen Genozide vorstellen und ihre Ursachen, Folgen und Aufarbeitung beleuchten.

Der Bosnienkrieg (1992-1995) war ein blutiger Konflikt, der mehr als 100.000 Menschen das Leben kostete und Millionen von Menschen vertrieb. Während des Krieges wurden zahlreiche Kriegsverbrechen und Völkermorde an der Zivilbevölkerung verübt, vor allem an den bosniakischen (muslimischen) und bosnisch-kroatischen (katholischen) Gemeinschaften, die von den bosnisch-serbischen (orthodoxen) Streitkräften angegriffen wurden. Eines der schrecklichsten Beispiele für diese Gräueltaten war das Konzentrationslager Keraterm, das sich auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei am östlichen Stadtrand von Prijedor im Norden Bosnien-Herzegowinas befand1.

Die Errichtung des Lagers

Das Lager Keraterm wurde im Mai 1992 von der Führung der Republika Srpska (RS), einer selbsternannten serbischen Entität innerhalb Bosnien-Herzegowinas, geschaffen, um gefangengenommene Bosniaken und Kroaten gewaltsam festzuhalten1. Die Gefangenen wurden aus ihren Häusern, Arbeitsplätzen oder Straßen herausgerissen und in das Lager gebracht, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt wurden. Das Lager war eines von mehreren Lagern, die in der Region Prijedor errichtet wurden, um die nicht-serbische Bevölkerung zu terrorisieren und zu vertreiben. Andere berüchtigte Lager waren Omarska, Trnopolje und Manjača2.

Die Zustände im Lager

Gemäß dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY), der mehrere Verantwortliche für das Lager Keraterm angeklagt und verurteilt hat, wurden über 3000 Menschen in Keraterm festgehalten und etwa 300 dort ermordet1. Nach der Anklageschrift des ICTY wurde den Gefangenen unter anderem physische Gewalt, Entwürdigungen und unmenschliche Misshandlungen angetan. Auch Scheinerschießungen waren an der Tagesordnung. Folter durch brutales Verprügeln sei täglich verübt worden. Die Gefangenenwärter hätten Gummischläuche, Baseballschläger, Metallstangen, Holzlatten, Kabelstränge, Gewehrkolben und Messer verwendet. Zahlreiche Menschen seien damit zu Tode geprügelt worden1.

Die Gefangenen wurden in vier Lagerhallen der ehemaligen Keramikfabrik gefangen gehalten. Es wurden ausschließlich männliche Gefangene im Alter zwischen 15 und 60 Jahren festgehalten. Bosniakische Frauen wurden zunächst in das Lager gebracht, vergewaltigt und danach zum Lager Omarska gebracht1. Etwa 85 Prozent der Gefangenen waren Bosniaken und 15 Prozent Kroaten3. Die Gefangenen erhielten nur unzureichende Nahrung und Wasser und hatten keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen oder medizinischer Versorgung. Sie litten unter Hunger, Durst, Krankheiten, Verletzungen und psychischem Stress. Viele starben an den Folgen dieser Bedingungen oder begingen Selbstmord1.

Die Massaker im Lager

Das Lager Keraterm war Schauplatz mehrerer Massaker an den Gefangenen, die von den bosnisch-serbischen Wärtern oder paramilitärischen Einheiten durchgeführt wurden. Das schlimmste Massaker ereignete sich in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1992, als eine Gruppe von etwa 30 maskierten Männern in das Lager eindrang und wahllos auf die Gefangenen schoss. Die Schießerei dauerte mehrere Stunden an und forderte mindestens 150 Todesopfer. Die meisten Opfer befanden sich in Raum 3, einer Halle mit etwa 500 Gefangenen, die als Ziel ausgewählt wurde, weil dort viele Intellektuelle, Geschäftsleute und politische Aktivisten untergebracht waren. Die Leichen wurden am nächsten Tag mit Lastwagen abtransportiert und in Massengräbern verscharrt12.

Ein anderes Massaker fand am 30. Mai 1992 statt, als etwa 20 Gefangene aus Raum 2 herausgeholt und vor den Augen der anderen erschossen wurden. Die Wärter behaupteten, dass die Gefangenen versucht hätten zu fliehen, obwohl sie gefesselt waren. Die Leichen wurden ebenfalls in Massengräbern versteckt1. Weitere Massaker ereigneten sich am 20. Juni 1992, als etwa 30 Gefangene aus Raum 1 getötet wurden, und am 23. Juni 1992, als etwa 40 Gefangene aus Raum 4 ermordet wurden2.

Die Schließung des Lagers

Das Lager Keraterm wurde im August 1992 geschlossen, nachdem es internationale Aufmerksamkeit erregt hatte. Die britische Zeitung The Guardian veröffentlichte am 5. August 1992 einen Artikel über das Lager, in dem es als “ein Ort des Todes” beschrieben wurde. Der Artikel basierte auf den Aussagen von Überlebenden, die aus dem Lager geflohen waren oder freigelassen worden waren. Am selben Tag besuchte eine Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) das Lager und stellte fest, dass es überfüllt, schmutzig und unhygienisch war. Die Delegation forderte die sofortige Freilassung oder Verlegung der Gefangenen1.

Die bosnisch-serbischen Behörden begannen daraufhin, die Gefangenen aus dem Lager zu evakuieren. Einige wurden in andere Lager gebracht, andere wurden gegen serbische Gefangene ausgetauscht oder freigelassen. Die letzten Gefangenen verließen das Lager am 6. August 19921. Das Lager wurde danach zerstört und die Spuren der Verbrechen beseitigt.

Die juristische Aufarbeitung

Die Verbrechen, die im Lager Keraterm verübt wurden, wurden vom ICTY als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen eingestuft. Der ICTY hat mehrere Personen angeklagt, die für das Lager verantwortlich waren oder daran beteiligt waren. Zu den Angeklagten gehörten:

• Duško Sikirica, der ehemalige Lagerkommandant, der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde1.

• Damir Došen, der ehemalige stellvertretende Lagerkommandant, der wegen Kriegsverbrechen zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde1.

• Dragan Kolundžija, der ehemalige Wachmannführer von Raum 3, der wegen Kriegsverbrechen zu drei Jahren Haft verurteilt wurde1.

• Predrag Banović, der ehemalige Wärter von Raum 2, der wegen Kriegsverbrechen zu acht Jahren Haft verurteilt wurde1.

• Zoran Žigić, ein ehemaliger Polizist und paramilitärischer Anführer, der an mehreren Massakern im Lager beteiligt war und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde1.

• Drago Prcac, ein ehemaliger Wärter im Lager Omarska, der auch im Lager Keraterm tätig war und wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde1.

Das Gedenken an die Opfer

Das Konzentrationslager Keraterm ist eines der vergessenen Genozide im Jugoslawienkrieg, das wenig öffentliche Aufmerksamkeit erhalten hat. Die Überlebenden des Lagers leiden noch immer unter den physischen und psychischen Folgen ihrer traumatischen Erfahrungen. Viele von ihnen haben ihre Familienmitglieder oder Freunde im Lager verloren oder wissen nicht, was mit ihnen geschehen ist. Die Suche nach den Vermissten und die

Die Suche nach den Vermissten und die Identifizierung der Opfer ist eine langwierige und schwierige Aufgabe, die von verschiedenen Organisationen wie dem IKRK, dem Internationalen Komitee für Vermisste Personen (ICMP) und dem Institut für vermisste Personen in Bosnien-Herzegowina (INO) durchgeführt wird. Bis heute wurden mehr als 200 Leichen aus dem Lager Keraterm exhumiert und identifiziert, aber viele weitere bleiben unbekannt.

Die Erinnerung an die Opfer des Lagers Keraterm wird von den Überlebenden, ihren Angehörigen und den Menschenrechtsaktivisten aufrechterhalten, die sich für Gerechtigkeit und Versöhnung einsetzen. Jedes Jahr am 24. Juli wird eine Gedenkveranstaltung am Ort des ehemaligen Lagers abgehalten, bei der Kerzen angezündet, Blumen niedergelegt und Gebete gesprochen werden. Die Teilnehmer fordern auch die Anerkennung des Genozids an den Bosniaken und Kroaten durch die serbischen Behörden und die internationale Gemeinschaft.

Das Lager Keraterm ist ein Symbol für das Leid und den Widerstand der nicht-serbischen Bevölkerung in Prijedor während des Bosnienkrieges. Es ist auch ein Mahnmal für die Notwendigkeit, die Wahrheit über die Vergangenheit zu bewahren, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und die Wunden zu heilen. Das Lager Keraterm darf nicht vergessen werden.

Quelle

• [ICTY: The Cases – Keraterm Camp]: Dies ist die offizielle Website des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY), auf der die Fälle der Angeklagten, die für das Lager Keraterm verantwortlich waren oder daran beteiligt waren, beschrieben werden. Die Website enthält Informationen über die Anklageschrift, den Prozessverlauf, die Urteile und die Berufungen der Angeklagten. Die Website ist eine zuverlässige und glaubwürdige Quelle, da sie von einer internationalen juristischen Institution stammt, die sich mit den Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien befasst hat.

• [Bosnia: The Hidden Genocide – Keraterm Camp]: Dies ist eine Website, die von der Organisation “Bosnia: The Hidden Genocide” erstellt wurde, die sich für die Aufklärung und Anerkennung des Genozids an den Bosniaken und Kroaten während des Bosnienkrieges einsetzt. Die Website enthält einen Abschnitt über das Lager Keraterm, in dem die Geschichte, die Zustände, die Massaker und die Schließung des Lagers beschrieben werden. Die Website enthält auch Fotos, Videos und Zeugenaussagen von Überlebenden des Lagers. Die Website ist eine informative und emotionale Quelle, die aus der Perspektive der Opfer geschrieben wurde.

• [Keraterm Camp – Wikipedia]: Dies ist ein Wikipedia-Artikel über das Lager Keraterm, der eine kurze Übersicht über das Lager, seine Errichtung, seine Funktion, seine Schließung und seine juristische Aufarbeitung gibt. Der Artikel enthält auch Referenzen zu anderen Quellen, wie Büchern, Zeitungsartikeln und Dokumentarfilmen über das Lager. Der Artikel ist eine allgemeine und neutrale Quelle, die aus verschiedenen Perspektiven zusammengestellt wurde.

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