Weil sie Deutsche sind – Luftangriff vom 04.12.1944, als Heilbronn zur Hölle wurde
Mit dem Ziel, den deutschen Widerstand zu brechen und Deutschland für immer zu demütigen, ordnete Churchill, ein Mann, der Deutschland zutiefst verachtete, den totalen Bombenkrieg gegen das Reich an. Es begann eine Vernichtung deutscher Städte von ungekannter Brutalität, die unendliches Leid und Grauen für die Deutschen bedeutete.
„Ich will keine Vorschläge hören, wie wir kriegswichtige Ziele im Umland von Dresden zerstören können; ich will Vorschläge hören, wie wir 600.000 Flüchtlinge aus Breslau in Dresden braten können.“ Churchill
Heilbronn war eine der schönsten und bedeutendsten Städte Württembergs, mit einer reichen Geschichte und einer blühenden Industrie. Doch in einer einzigen Nacht wurde die Stadt fast vollständig zerstört, als britische Bomber einen verheerenden Angriff auf die Stadt flogen. Rund 6500 Menschen kamen ums Leben, viele weitere wurden verletzt oder obdachlos. Die historische Altstadt wurde zu einem Trümmerfeld, das von einem Feuersturm erfasst wurde. Wie kam es zu diesem Angriff? Was erlebten die Menschen in dieser Nacht? Und wie erinnert sich die Stadt heute an dieses Ereignis?
Ausgangslage
Heilbronn war im Zweiten Weltkrieg ein häufiges Ziel der Alliierten. Die Stadt lag an wichtigen Eisenbahnlinien und hatte einen Kanalhafen, der für den Nachschub von Kriegsmaterial genutzt wurde. Außerdem war die Stadt eine der größten Industriestädte Württembergs, die viele Rüstungsbetriebe beherbergte oder beherbergte. Im näheren Umkreis lagen auch eine Heeresmunitionsanstalt und mehrere in Stollen ausgelagerte Fabriken1.
Die Stadt war daher von einer gewissen strategischen Bedeutung für das Deutsche Reich, aber auch für die Alliierten, die versuchten, die deutsche Kriegswirtschaft zu schwächen und die Moral der Bevölkerung zu brechen. Die Alliierten führten eine sogenannte “Moral Bombing” Strategie durch, die darauf abzielte, durch Flächenbombardierungen von Städten das Ende des Krieges zu beschleunigen2.
Heilbronn war kein vorrangiges Angriffsziel der Alliierten, aber es lag auf der Strecke der von Nordwesten nach Südwestdeutschland einfliegenden Bomberverbände. Oft wurde die Stadt zum Ausweichziel, wenn das Wetter oder die Luftabwehr einen Angriff auf ein anderes Ziel verhinderten1.
Die Stadt war sich der Gefahr bewusst und hatte schon vor dem Krieg mit dem Ausbau des Luftschutzes begonnen. Es wurden zahlreiche Keller zu Schutzräumen ausgebaut und durch Mauerdurchbrüche miteinander verbunden. Es gab auch einige Hochbunker, wie den Theresienturm, der bis zu 1000 Menschen Platz bot1. Die Bevölkerung musste sich an die Verordnung zur Verdunkelung halten, die vorschrieb, dass ab Einbruch der Dunkelheit alle Fenster und Türen lichtundurchlässig verdeckt werden mussten1.
Angriffe bis zum 4. Dezember 1944
Schon vor dem schwersten Angriff am 4. Dezember 1944 war Heilbronn mehrfach bombardiert worden. Der erste Angriff erfolgte im Dezember 1940, als britische Bomber einige Brandbomben auf die Stadt abwarfen, die aber nur geringe Schäden anrichteten1. Danach gab es immer wieder Anflüge auf Heilbronn, die sich seit 1944 intensivierten.
Der erste größere Angriff fand am 10. September 1944 statt, als amerikanische Bomber rund 300 Spreng- und Brandbomben auf das Industriegebiet im Süden der Stadt abwarfen. Dabei wurden mehrere Fabriken getroffen oder beschädigt, darunter die Maschinenfabrik Knorr, die Salzwerke AG und die Süddeutsche Bremsen AG. Es gab etwa 100 Tote und 200 Verletzte1.
Zwischen dem 27. September und dem 30. Oktober 1944 kam es zu weiteren Angriffen auf Heilbronn, bei denen vor allem der Bahnhof und der Hafen angegriffen wurden. Dabei wurden mehrere Gleise, Brücken, Schiffe und Lagerhäuser zerstört oder beschädigt. Es gab auch einige Treffer in der Innenstadt, die mehrere Gebäude in Brand setzten, darunter das Rathaus, die Kilianskirche und das Theater. Die Zahl der Opfer ist nicht genau bekannt, aber es wird geschätzt, dass etwa 200 Menschen ums Leben kamen1.
Luftangriff am 4. Dezember 1944
Der schwerste und verheerendste Angriff auf Heilbronn fand am 4. Dezember 1944 statt. An diesem Tag flog die britische Royal Air Force (RAF) einen Großangriff auf Heilbronn, an dem 282 viermotorige Bomber vom Typ Lancaster und Halifax teilnahmen. Die Bomber starteten von verschiedenen Flugplätzen in England und flogen in mehreren Wellen über den Ärmelkanal und Frankreich nach Süddeutschland. Das eigentliche Ziel des Angriffs war eigentlich die Stadt Mannheim, aber wegen des schlechten Wetters und der starken Luftabwehr wurde Heilbronn zum Ausweichziel gewählt1.
Der Angriff begann um 19:20 Uhr und dauerte etwa eine halbe Stunde. Die Bomber warfen insgesamt rund 1500 Tonnen Bomben auf die Stadt ab, darunter etwa 1000 Tonnen Sprengbomben und 500 Tonnen Brandbomben. Die Sprengbomben sollten die Dächer der Häuser aufreißen und die Brandbomben sollten die entstehenden Brände anfachen. Die Bomben fielen vor allem auf die Innenstadt, aber auch auf einige Vororte wie Böckingen, Neckargartach und Sontheim1.
Die Wirkung des Angriffs war verheerend. Die meisten Gebäude in der Innenstadt wurden getroffen oder beschädigt, darunter fast alle historischen Baudenkmäler wie das Rathaus, die Kilianskirche, das Deutschhofkloster, das Fleischhaus und das Käthchenhaus. Viele Menschen kamen in ihren Häusern oder in den Kellern ums Leben, andere wurden von herabfallenden Trümmern erschlagen oder von den Flammen erfasst. Die Zahl der Toten wird auf rund 6500 geschätzt, davon etwa 3000 Kinder1. Etwa 10.000 Menschen wurden verletzt und etwa 40.000 obdachlos2.
Das Schlimmste war aber noch nicht vorbei. Kurz nach dem Abwurf der Bomben entstand ein sogenannter Feuersturm, der die Stadt in eine Hölle verwandelte. Ein Feuersturm ist ein Phänomen, das bei sehr großen Flächenbränden auftreten kann. Dabei entsteht ein starker Aufwind, der mehr Sauerstoff in das Feuer zieht und die Flammen noch höher schlagen lässt. Gleichzeitig entsteht ein starker Unterdruck am Boden, der Luft aus den umliegenden Gebieten ansaugt. Dieser Luftstrom kann zu einem Orkan werden, der alles mit sich reißt, was ihm im Weg steht2.
In Heilbronn erreichte der Feuersturm eine Temperatur von bis zu 1000 Grad Celsius und eine Windgeschwindigkeit von bis zu 200 Kilometern pro Stunde2. Er erfasste fast die gesamte Innenstadt und vernichtete alles, was noch stand oder brannte. Er riss auch viele Menschen mit sich, die versuchten zu fliehen oder sich zu retten. Viele erstickten oder verbrannten bei lebendigem Leib. Der Feuersturm dauerte etwa zwei Stunden an und ließ erst nach, als das Feuer keinen Brennstoff mehr hatte2.
Quellen:
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[1] Die Geschichte der Stadt Heilbronn im Zweiten Weltkrieg. Stadtarchiv Heilbronn.
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[2] Der Luftangriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944. Haus der Stadtgeschichte Heilbronn.
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