La Hague 1980 – Das Leck, das keiner sehen wollte
03.10.2025
Wie ich auf diese Geschichte gestoßen bin
Manchmal stolpert man über ein Thema, das einen nicht mehr loslässt. Bei mir war es ein unscheinbarer Satz in einem alten Umweltbericht: „Im Januar 1980 kam es in La Hague zu Leckagen in unterirdischen Lagertanks.“
La Hague – das klingt erstmal nach einem hübschen Küstenort in der Normandie. Aber hier steht eine der größten Wiederaufarbeitungsanlagen für abgebrannten Kernbrennstoff weltweit. Und 1980 passierte dort etwas, das bis heute Spuren hinterlässt.
Was damals geschah – und warum es so brisant ist
Im Januar 1980 versagten gleich mehrere unterirdische Tanks, in denen hochradioaktive Flüssigabfälle lagerten. Die Ursache? Eine Mischung aus Korrosion, Materialermüdung und mangelhafter Überwachung der Füllstände.
Das Ergebnis: Mehrere hundert Kubikmeter radioaktiv belastetes Wasser liefen ins interne Abwassersystem – und ein Teil davon landete im Meer.
Die Liste der freigesetzten Stoffe liest sich wie ein „Who’s Who“ der Radionuklide: Tritium, Cäsium‑137, Jod‑129, Krypton‑85. Manche davon verschwinden relativ schnell, andere bleiben über Jahrtausende nachweisbar. Das Meer vergisst nicht.
Das Meer als stille Zeugin
Ich war selbst schon an der Küste der Normandie. Wunderschön, rau, voller Leben. Aber wenn man weiß, dass dort jahrzehntelang radioaktive Flüssigkeiten eingeleitet wurden, sieht man die Wellen anders.
Greenpeace und andere NGOs haben in den 1990ern Proben genommen – Wasser, Sediment, Muscheln – und fanden erhöhte Werte. Krypton‑85 in der Luft, Cäsium im Meeresboden. Die Betreiber verweisen auf Grenzwerte und sagen: Alles im Rahmen. Die Kritiker sagen: Rahmen hin oder her, es ist trotzdem eine Belastung.
Folgen für Tiere und Menschen
Sedimente sind wie ein Archiv. Was sich dort ablagert, bleibt. Muscheln, Krabben, Fische – sie alle nehmen Stoffe aus ihrer Umgebung auf.
Studien, unter anderem im British Medical Journal, fanden eine statistische Verbindung zwischen häufigem Strandbesuch und dem Konsum lokaler Meeresfrüchte mit einem erhöhten Leukämierisiko bei Kindern in der Region. Keine einfache Kausalität, aber genug, um Fragen zu stellen.
Warum wir darüber reden müssen
Das „Unglück“ von 1980 war kein lauter Knall. Es war ein langsames, unsichtbares Leck. Genau solche Ereignisse verschwinden schnell aus dem öffentlichen Bewusstsein – und bleiben doch in der Umwelt.
Für mich ist klar: Wir brauchen mehr Transparenz, gemeinsame Messprogramme von Betreibern und unabhängigen Stellen, und eine ehrliche Aufarbeitung solcher Vorfälle. Nicht als Fußnote, sondern als Mahnung.
Quellen
- Wiederaufarbeitungsanlage La Hague – Wikipedia
- Greenpeace Deutschland – Wiederaufarbeitung La Hague
- Deutsches Ärzteblatt – BMJ‑Studie zu Leukämie in der Region
- Nuclear‑Risks.org – La Hague Hintergrundinformationen
*****************************************************************************
Hat Ihnen der Beitrag gefallen? Haben Sie Fragen oder Anregungen?
Nutzen Sie bitte den Chat oder das Kontaktformular, wir freuen uns auf Ihre Nachricht!