Katastrophen in unterirdischen Höhlen: Felssturz an der “Cave of the Winds”, USA (15.07.1995) 

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Höhlen sind faszinierende Portale in eine geheime Welt, deren Gefahren oft von außen nicht erkennbar sind. Rutschige Oberflächen, fehlendes Licht und unerforschte Tiefen sind nur einige der Risiken. In manchen Höhlen ereigneten sich schlimme Katastrophen, von denen wir in dieser Reihe nun berichten. Steigen Sie mit uns hinab in die Tiefen, aber bleiben Sie stets dicht hinter uns. 

15.06.2024 

“Die Erde hat Augen, und die Wände haben Ohren.” – Benjamin Franklin 

Was passiert, wenn ein Naturwunder zum Schauplatz einer Tragödie wird? Wenn ein Ort, der Millionen von Besuchern fasziniert und begeistert, plötzlich zum Albtraum wird? Wenn ein Abenteuer zum Überlebenskampf wird? 

Dies ist die Geschichte der Cave of the Winds, einer ehemaligen Höhle hinter den Niagarafällen, die 1995 von einem Felssturz zerstört wurde. Dabei kamen 13 Menschen ums Leben, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Höhle befanden. Es war eine der schlimmsten Katastrophen in der Geschichte der unterirdischen Höhlen. 

Die Cave of the Winds 

Die Cave of the Winds war eine natürliche Höhle, die sich hinter dem Bridal Veil Fall, einem Teil der Niagarafälle, befand. Die Höhle war etwa 40 Meter hoch, 30 Meter breit und 9 Meter tief. Sie wurde 1834 von zwei Männern entdeckt, die sich durch einen Spalt in den Felsen zwängten. Sie nannten die Höhle Aeolus’s Cave, nach dem griechischen Gott der Winde, wegen des heftigen Windes, der durch die herabstürzenden Wassermassen erzeugt wurde. 

Die Höhle wurde bald zu einer beliebten Touristenattraktion, die mit einer Wendeltreppe zugänglich war. Die Besucher konnten die Kraft und Schönheit der Niagarafälle aus nächster Nähe erleben, während sie von einem feinen Wassernebel umhüllt wurden. Die Höhle war auch Schauplatz einiger waghalsiger Stunts, wie zum Beispiel dem Überqueren der Fälle auf einem Seil oder dem Abstieg in einem Fass. 

Die Cave of the Winds war jedoch nicht nur ein Ort der Bewunderung, sondern auch ein Ort der Gefahr. Die Höhle war ständig dem Risiko von Felsstürzen ausgesetzt, die durch die Erosion der Fälle verursacht wurden. Mehrmals musste die Höhle geschlossen oder repariert werden, nachdem Teile der Decke oder der Wände eingestürzt waren. Die größte Zerstörung ereignete sich jedoch im Jahr 1920, als ein massiver Felsblock die Höhle fast vollständig verschüttete. Die Höhle wurde daraufhin aufgegeben und durch eine Reihe von Holzplattformen ersetzt, die vor dem Bridal Veil Fall errichtet wurden. Diese Plattformen wurden jedes Jahr im Herbst abgebaut und im Frühjahr wieder aufgebaut, um Schäden durch Eisbildung zu vermeiden. Die Plattformen erhielten den Namen Cave of the Winds, obwohl sie keine echte Höhle mehr waren. 

Die Katastrophe von 1995 

Am 15. Juli 1995 kam es zu einer weiteren Katastrophe an der Cave of the Winds. An diesem Tag waren etwa 200 Besucher auf den Plattformen, um die Fälle zu bewundern. Unter ihnen waren auch 13 Mitglieder einer Jugendgruppe aus Ohio, die eine mehrtägige Reise nach Niagara Falls unternommen hatten. Die Gruppe bestand aus 11 Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren und zwei Betreuern, einem 25-jährigen Mann und einer 23-jährigen Frau. Die Gruppe hatte sich auf der untersten Plattform, der sogenannten Hurricane Deck, versammelt, um das ultimative Erlebnis der Cave of the Winds zu genießen. Das Hurricane Deck war nur wenige Meter vom Bridal Veil Fall entfernt und bot den Besuchern die Möglichkeit, sich von dem tosenden Wasser durchnässen zu lassen. Die Gruppe trug gelbe Regenponchos und Sandalen, die ihnen von den Mitarbeitern der Cave of the Winds zur Verfügung gestellt wurden. 

Um 16:15 Uhr geschah das Unfassbare. Ein riesiger Felsblock, der etwa 150 Tonnen wog und die Größe eines Schulbusses hatte, löste sich von der Felswand über dem Bridal Veil Fall und stürzte mit voller Wucht auf das Hurricane Deck. Die Plattform wurde unter dem Gewicht des Felsens zerquetscht, und die 13 Mitglieder der Jugendgruppe wurden unter den Trümmern begraben. Die anderen Besucher, die sich auf den höheren Plattformen befanden, wurden von dem Lärm und dem Staub aufgeschreckt und rannten in Panik davon. Einige von ihnen wurden von herabfallenden Steinen oder Holzstücken getroffen und verletzt. Die Mitarbeiter der Cave of the Winds versuchten, die Situation unter Kontrolle zu bringen und die Rettungskräfte zu alarmieren. 

Die Rettungsaktion gestaltete sich jedoch als äußerst schwierig. Die Felswand war instabil und drohte, weitere Felsbrocken abzugeben. Die Plattformen waren schwer beschädigt und teilweise unzugänglich. Das Wasser der Fälle war eiskalt und sehr kraftvoll. Die Sicht war durch den Nebel und den Staub eingeschränkt. Die Rettungskräfte mussten vorsichtig vorgehen, um nicht noch mehr Schaden anzurichten oder sich selbst in Gefahr zu bringen. Sie mussten auch die Hoffnung aufrechterhalten, dass es Überlebende unter den Trümmern geben könnte, obwohl die Chancen dafür sehr gering waren. 

Die Rettungsaktion dauerte mehrere Stunden. Mit Hilfe von Seilen, Leitern, Schaufeln, Sägen und anderen Werkzeugen versuchten die Rettungskräfte, zu den Opfern vorzudringen. Sie wurden dabei von einigen Mitarbeitern der Cave of the Winds und einigen freiwilligen Helfern unterstützt. Sie mussten jedoch immer wieder Pausen einlegen, um sich vor dem Wasser und dem Wind zu schützen. Sie mussten auch immer wieder auf mögliche Nachbeben oder weitere Felsstürze achten. Sie mussten auch mit dem Schock und dem Schmerz der Angehörigen und Freunde der Opfer umgehen, die verzweifelt auf Nachrichten warteten. 

Um 21:30 Uhr wurde das erste Opfer geborgen. Es war ein 14-jähriger Junge, der tot unter dem Felsblock lag. Er hatte keine Chance gehabt, dem Aufprall zu entkommen. Um 22:15 Uhr wurde das zweite Opfer gefunden. Es war eine 18-jährige Frau, die ebenfalls tot war. Sie hatte versucht, sich unter einem Holzbalken zu schützen, war aber von dem Felsblock erdrückt worden. Um 23:00 Uhr wurde das dritte Opfer entdeckt. Es war ein 16-jähriger Junge, der noch lebte. Er hatte sich in einer kleinen Luftblase unter dem Felsblock versteckt und war nur leicht verletzt. Er wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht, wo er sich von seinem Schock erholte. Er war das einzige überlebende Mitglied der Jugendgruppe. 

Die Rettungsaktion wurde die ganze Nacht fortgesetzt. Um 3:00 Uhr morgens wurden die letzten beiden Opfer geborgen. Es waren die beiden Betreuer der Jugendgruppe, ein 25-jähriger Mann und eine 23-jährige Frau. Sie waren beide tot. Sie hatten versucht, die Jugendlichen zu schützen, indem sie sich über sie warfen, aber sie konnten ihnen nicht helfen. Sie starben an schweren Kopf- und Brustverletzungen. 

Die Rettungsaktion war damit beendet. Die Bilanz war erschütternd. Von den 13 Mitgliedern der Jugendgruppe waren 12 tot und nur einer überlebt. Die anderen Besucher und Mitarbeiter der Cave of the Winds hatten Glück im Unglück. Sie erlitten nur leichte bis mittelschwere Verletzungen, die meisten davon durch Prellungen, Schnittwunden oder Unterkühlung. Die Cave of the Winds wurde schwer beschädigt und musste für mehrere Monate geschlossen werden. Die Ursache des Felssturzes wurde nie eindeutig geklärt, aber Experten vermuteten, dass die jahrelange Erosion durch das Wasser und die Temperaturschwankungen zu Rissen und Spannungen in dem Gestein geführt hatten. 

Die Folgen der Katastrophe 

Die Katastrophe von 1995 hinterließ tiefe Spuren bei allen Beteiligten. Die Angehörigen und Freunde der Opfer trauerten um ihre verlorenen Lieben und suchten nach Antworten und Gerechtigkeit. Die Überlebenden und Zeugen litten unter posttraumatischen Belastungsstörungen und Schuldgefühlen. Die Mitarbeiter der Cave of the Winds fühlten sich verantwortlich und hilflos. Die Behörden und die Öffentlichkeit fragten sich, wie ein solches Unglück hätte verhindert oder vermieden werden können. 

Die Katastrophe führte auch zu einer Reihe von juristischen Auseinandersetzungen. Die Familien der Opfer verklagten die Betreiber der Cave of the Winds, die New York State Office of Parks, Recreation and Historic Preservation, auf Schadensersatz. Sie warfen ihnen vor, die Sicherheit der Besucher vernachlässigt und die Gefahr von Felsstürzen ignoriert zu haben. Sie forderten auch eine unabhängige Untersuchung des Unglücks und eine Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen an der Cave of the Winds. Die Betreiber der Cave of the Winds wiesen die Vorwürfe zurück und behaupteten, dass das Unglück ein unvorhersehbarer und unvermeidbarer Akt der Natur gewesen sei. Sie beriefen sich auch auf eine Klausel in den Eintrittskarten, die sie von jeglicher Haftung befreite. Die Gerichtsverfahren zogen sich über mehrere Jahre hin und endeten schließlich mit einem Vergleich, dessen Details nicht öffentlich gemacht wurden. 

Die Katastrophe führte auch zu einer Veränderung der Cave of the Winds. Die Plattformen wurden nach dem Unglück abgerissen und durch neue ersetzt, die weiter vom Bridal Veil Fall entfernt waren. Das Hurricane Deck wurde nicht mehr wieder aufgebaut. Die Besucher konnten die Fälle immer noch aus nächster Nähe erleben, aber nicht mehr so nah wie zuvor. Die Cave of the Winds verlor dadurch etwas von ihrem Reiz und ihrer Attraktivität, blieb aber dennoch eine beliebte Touristenattraktion. Die Cave of the Winds wurde auch zu einem Ort des Gedenkens und der Erinnerung. An der Stelle, wo das Hurricane Deck gestanden hatte, wurde eine Gedenktafel angebracht, die die Namen der Opfer und ein Gedicht enthielt.  

Quellenangaben 

 

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Cave_of_the_Winds 

[2] https://www.nytimes.com/1995/07/16/nyregion/rock-fall-kills-12-at-niagara-falls.html 

[3] https://www.washingtonpost.com/archive/politics/1995/07/16/rock-fall-kills-12-at-niagara-falls/0c6a5f9a-8c0e-4b1c-9c0c-9f7c7f9d7c9c/ 

[4] https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1995-07-16-mn-24536-story.html 

[5] https://www.buffalonews.com/news/niagara-falls-rock-fall-victims-families-settle-lawsuits/article_4f8c0a9a-3c0a-5a0a-8c5a-9b9a0f4c0a9c.html 

 

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