Moderne Sagen – das erste Date

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In den Schatten unserer Städte flüstern die Stimmen der Vergangenheit, erzählen Geschichten, die das Blut in den Adern gefrieren lassen. Urbane Legenden, gewoben aus Gerüchten und Halbwahrheiten, schleichen sich in unsere Gedanken ein und hinterlassen ein Echo des Zweifels. Sind es nur Märchen, erfunden um uns zu erschrecken, oder verbirgt sich in ihnen ein Körnchen Wahrheit? Dieser Artikel lädt dich ein, tief in die dunkle Welt der urbanen Mythen einzutauchen, wo das Unmögliche auf die Realität trifft und das Grauen einen Namen bekommt.

Moderne Sagen sind skurrile Anekdoten, die mündlich, per E-Mail oder über soziale Netzwerke weitergegeben werden und deren Quelle sich in aller Regel nicht zurückverfolgen lässt1. Sie stellen einen Wahrheitsanspruch, der oft nicht überprüfbar ist, und spiegeln Vorurteile, Ängste oder Wünsche der modernen Gesellschaft wider1. Eine der bekanntesten modernen Sagen ist die vom ersten Date, die in verschiedenen Varianten erzählt wird. Die Grundstruktur ist jedoch immer gleich: Ein Mann und eine Frau verabreden sich zu einem romantischen Abend, doch etwas geht schrecklich schief.

Die Sage vom ersten Date

Ein junger Mann lernt in einer Bar eine attraktive Frau kennen und kommt mit ihr ins Gespräch. Sie verstehen sich gut und beschließen, den Abend bei ihr zu Hause fortzusetzen. Sie fahren mit dem Auto der Frau zu ihrer Wohnung, die in einem abgelegenen Viertel liegt. Dort angekommen, bittet sie ihn, kurz im Auto zu warten, während sie noch etwas erledigt. Er stimmt zu und bleibt im Wagen sitzen. Nach ein paar Minuten hört er ein Klopfen an der Scheibe. Er dreht sich um und sieht einen Polizisten, der ihm mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtet. Der Polizist fordert ihn auf, auszusteigen und die Hände hochzuhalten. Der junge Mann ist völlig verwirrt und fragt, was los sei. Der Polizist erklärt ihm, dass er gerade noch rechtzeitig gekommen sei, um ihn zu retten. Die Frau, mit der er sich verabredet habe, sei eine berüchtigte Serienmörderin, die ihre Opfer in ihre Wohnung locke, um sie dort zu töten. In ihrem Kofferraum habe er mehrere Leichenteile gefunden, die sie von ihren früheren Dates abgeschnitten habe. Der junge Mann ist schockiert und dankt dem Polizisten für seine Rettung.

Die Hintergründe der Sage

Die Sage vom ersten Date ist ein Beispiel für eine moderne Kriminalsage, die das Motiv der falschen Identität aufgreift1. Sie spielt mit der Angst vor dem Unbekannten, dem Misstrauen gegenüber Fremden und dem Risiko, sich auf eine intime Beziehung einzulassen2. Sie warnt vor den Gefahren, die im Internet, in Bars oder anderen anonymen Orten lauern können, wo man leicht auf Betrüger, Psychopathen oder Mörder stoßen kann2. Sie zeigt auch, wie schnell sich Gerüchte verbreiten können, die oft auf Vorurteilen, Klischees oder Sensationslust basieren1.

Die Sage vom ersten Date ist nicht neu, sondern hat eine lange Tradition. Schon in der Antike gab es Geschichten von Frauen, die ihre Liebhaber töteten, wie zum Beispiel die griechische Göttin Aphrodite, die ihren Geliebten Adonis von einem Eber zerreißen ließ, oder die ägyptische Königin Kleopatra, die ihren Geliebten Antonius vergiftete3. Im Mittelalter gab es Legenden von Frauen, die als Hexen, Vampire oder Werwölfe entlarvt wurden, wie zum Beispiel die ungarische Gräfin Elisabeth Báthory, die angeblich Hunderte von Mädchen ermordete, um in ihrem Blut zu baden4. In der Neuzeit gab es Fälle von realen Serienmörderinnen, die ihre Opfer aus sexuellen oder finanziellen Motiven töteten, wie zum Beispiel die amerikanische Prostituierte Aileen Wuornos, die sieben Männer erschoss, oder die französische Heiratsschwindlerin Hélène Jégado, die mehrere ihrer Ehemänner vergiftete5.

Die Sage vom ersten Date ist also eine moderne Adaption eines alten Themas, das die Faszination und die Furcht vor der weiblichen Sexualität ausdrückt2. Sie reflektiert die gesellschaftlichen Veränderungen, die die Rolle der Frau, die Partnersuche und die Kommunikation beeinflussen2. Sie ist ein Spiegel der Zeit, in der sie erzählt wird, und variiert je nach Kontext, Kultur und Publikum1.

Die Wirkung der Sage

Die Sage vom ersten Date hat eine starke Wirkung auf die Zuhörer oder Leser, die sich mit dem Protagonisten identifizieren oder in eine ähnliche Situation geraten könnten2. Sie erzeugt Spannung, Neugier und Schauder, die die Aufmerksamkeit fesseln und die Emotionen anregen2. Sie regt auch zum Nachdenken, zum Diskutieren und zum Weitererzählen an, was die Verbreitung und die Variation der Sage fördert1. Sie kann auch eine pädagogische Funktion haben, indem sie vor den Risiken warnt, die mit der Suche nach Liebe verbunden sind, und zu einer kritischen Haltung gegenüber den Informationen anregt, die man im Internet oder anderswo erhält2.

Die Sage vom ersten Date ist somit eine moderne Sage, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist. Sie ist ein kulturelles Phänomen, das die menschliche Neugier, Fantasie und Kreativität zeigt. Sie ist ein Zeugnis der Zeit, in der wir leben, und ein Ausdruck unserer Ängste, Hoffnungen und Werte.

Quellenangabe

1: Brednich, Rolf Wilhelm: Moderne Sagen. Beck, München 1990.

2: Brunvand, Jan Harold: The Vanishing Hitchhiker

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