Katastrophen der Menschheit – 03.03.2009, der Tag, an dem die Geschichte Kölns verschwand

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Katastrophen sind keine Zufälle. Sie sind das Ergebnis einer fatalen Kette von Ereignissen, die durch menschliches und technisches Versagen ausgelöst werden. Oft sind es kleine Fehler oder Nachlässigkeiten, die sich zu einer großen Krise aufschaukeln. Manchmal sind es auch bewusste Entscheidungen oder Risiken, die sich als fatal erweisen. In jedem Fall sind Katastrophen eine Herausforderung für die Menschheit, aus ihnen zu lernen und sie zu vermeiden. Denn Katastrophen haben nicht nur materielle Folgen, sondern auch emotionale und soziale. Sie können ganze Lebenswelten zerstören und tiefe Traumata hinterlassen.

Es war ein Dienstagmittag wie jeder andere. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, die Menschen gingen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach. Niemand ahnte, dass sich in wenigen Minuten eine der größten Tragödien der Stadtgeschichte ereignen würde.

Um 13:58 Uhr erschütterte ein lauter Knall die Severinstraße im Süden Kölns. Das Historische Archiv der Stadt Köln, das größte kommunale Archiv nördlich der Alpen, stürzte plötzlich in sich zusammen. Das Gebäude, das seit 1971 die wertvollsten Dokumente der Stadtgeschichte beherbergte, verschwand mitsamt Hunderttausenden von Schriftstücken in einem riesigen Krater. Zwei Nachbarhäuser wurden ebenfalls zerstört. Zwei junge Männer, die in einem der Häuser wohnten, kamen ums Leben. Sie hatten keine Chance, sich zu retten.

Die Ursache für den Einsturz war ein Fehler beim Bau einer neuen U-Bahn-Haltestelle unter dem Archiv. Die Arbeiter hatten eine Schlitzwand, die die Baugrube abstützen sollte, falsch eingebaut. Dadurch entstand ein Loch, durch das Wasser und Sand in die Grube eindrangen. Der Boden unter dem Archiv wurde unterspült und gab schließlich nach. Die Bauaufsicht hatte die Mängel nicht bemerkt oder ignoriert.

Die Rettungsmaßnahmen gestalteten sich schwierig und gefährlich. Die Feuerwehr musste sich durch Trümmer und Schlamm kämpfen, um zu den Verschütteten vorzudringen. Die Hoffnung, Überlebende zu finden, schwand mit jeder Minute. Erst nach zwei Tagen wurden die Leichen der beiden Opfer geborgen. Sie hießen Khalil G. und Kevin K. und waren 24 und 23 Jahre alt. Sie studierten an der Universität zu Köln und teilten sich eine Wohnung in dem eingestürzten Haus. Ihre Familien und Freunde trauerten um sie und forderten Gerechtigkeit.

Die Stadt Köln stand unter Schock. Der Einsturz des Archivs war nicht nur ein menschliches Drama, sondern auch ein kultureller Verlust von unschätzbarem Wert. Das Archiv bewahrte rund 27 laufende Kilometer Akten, 62.000 Urkunden, 329.000 Karten, Pläne und Plakate, 500.000 Fotos und 2.500 Tonträger und Videos auf. Darunter befanden sich Zeugnisse aus über 1000 Jahren Stadtgeschichte, wie die älteste Stadtrechtsurkunde von 1135, das Testament von Konrad Adenauer oder die Briefe von Heinrich Böll. Viele dieser Dokumente waren einzigartig und unwiederbringlich.

Die Bergung und Restaurierung des Archivguts dauerte mehrere Jahre. Etwa 95 Prozent der Bestände konnten geborgen werden, aber viele davon waren stark beschädigt oder unvollständig. Die Archivare und Restauratoren arbeiteten mit modernsten Methoden, um die Schätze zu retten. Sie wurden dabei von zahlreichen Freiwilligen und Spendern unterstützt. Das Archiv zog in einen Neubau am Eifelwall um, der 2027 fertiggestellt werden soll. Dort sollen die geretteten Dokumente wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Der juristische Aufarbeitung des Einsturzes zog sich über mehrere Jahre hin. 2018 sprach das Kölner Landgericht drei Angeklagte, die an dem U-Bahn-Bau beteiligt waren, frei. Das Gericht sah keine ausreichenden Beweise für eine fahrlässige Tötung oder eine Baugefährdung. Die Staatsanwaltschaft legte Revision ein, aber der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil 2020. Ein Zivilprozess, in dem die Stadt Köln und die Kölner Verkehrsbetriebe Schadensersatz von der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft Los Süd fordern, läuft noch.

Der 3. März 2009 bleibt als ein schwarzer Tag in der Erinnerung der Kölner. Der Einsturz des Archivs war eine Katastrophe, die nicht hätte passieren dürfen. Er zeigt, wie wichtig es ist, die Geschichte zu bewahren und zu schützen. Er mahnt auch, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und die Opfer zu ehren. Er erinnert daran, dass die Geschichte Kölns nicht nur aus Steinen und Papier besteht, sondern aus den Menschen, die sie geschrieben haben.

Quellen:

1 Der Krater von Köln – wdr.de

2 14 Jahre nach der Kölner Katastrophe: So steht es um das eingestürzte Stadtarchiv – t-online.de

3 Historisches Archiv der Stadt Köln – Wikipedia

4 14 Jahre später: Loch nach Archiv-Einsturz in Köln wird endlich geschlossen – tonight.de

5 Zehn Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs – Stadt Köln

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