Katastrophen in unterirdischen Höhlen: Nutty Putty Cave, USA (2009) 

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Höhlen sind faszinierende Portale in eine geheime Welt, deren Gefahren oft von außen nicht erkennbar sind. Rutschige Oberflächen, fehlendes Licht und unerforschte Tiefen sind nur einige der Risiken. In manchen Höhlen ereigneten sich schlimme Katastrophen, von denen wir in dieser Reihe nun berichten. Steigen Sie mit uns hinab in die Tiefen, aber bleiben Sie stets dicht hinter uns. 

Sonntag, 16. Juni 2024 

“Höhlenlöwen gibt es, die sind nur in ihren Höhlen Löwen.” – Manfred Hinrich, deutscher Schriftsteller 

Die Nutty Putty Cave ist eine Kalksteinhöhle westlich des Utah Lake im US-Bundesstaat Utah. Sie war bis zum Jahr 2009 ein beliebtes Ziel für Höhlenforscher und Höhlenwanderer, die sich von ihren engen und verwinkelten Gängen angezogen fühlten. Doch am 24. November 2009 wurde die Höhle zum Schauplatz einer Tragödie, die das Leben eines jungen Mannes forderte und die Höhle für immer verschloss. 

Der verhängnisvolle Ausflug 

John Edward Jones war 26 Jahre alt, verheiratet und Vater einer kleinen Tochter. Er war ein begeisterter Outdoor-Liebhaber, der gerne kletterte, wanderte und campierte. Er war auch ein erfahrener Höhlenwanderer, der schon als Kind mit seinem Vater und seinem Bruder Josh die Nutty Putty Cave erkundet hatte. Er wollte diese Erfahrung mit seiner Familie und seinen Freunden teilen, die ihn an Thanksgiving besuchten. Er organisierte eine Gruppe von zwölf Personen, darunter seine Frau Emily, sein Bruder Josh, seine Cousine Jennifer und einige Freunde. Sie reservierten online einen Termin für die Höhle, die nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern pro Tag zuließ. 

Die Gruppe traf sich am Nachmittag des 24. November 2009 am Eingang der Höhle, einem kleinen Loch in der Erdoberfläche. Sie trugen Helme, Stirnlampen, Handschuhe und warme Kleidung. Sie hatten auch Seile, Karabiner und Erste-Hilfe-Kits dabei. Sie waren aufgeregt und neugierig, die Höhle zu erforschen, die für ihre schmalen Passagen bekannt war. Die drei engsten Engpässe hatten die Namen “The Helmet Eater”, “The Scout Eater” und “The Birth Canal”. Der Geburtskanal war eine 25 mal 46 Zentimeter enge Passage, die nur von sehr schlanken Personen durchquert werden konnte. Am Ende des Geburtskanals gab es eine kleine Kammer, in der man sich umdrehen und zurückkriechen konnte. 

Die Gruppe teilte sich in zwei Teams auf, die jeweils einen erfahrenen Höhlenwanderer als Anführer hatten. John Jones führte das erste Team an, das aus vier Personen bestand. Er wollte den Geburtskanal finden, den er als Kind durchquert hatte. Er kroch kopfüber in eine Passage, die er für den Geburtskanal hielt, aber in Wirklichkeit eine andere, nicht kartierte Passage war. Er fand sich in einer vertikalen Sackgasse wieder, aus der er sich nicht mehr befreien konnte. Er steckte mit dem Kopf nach unten in einem Spalt fest, der nur 10 mal 18 Zentimeter groß war. Er konnte sich weder vorwärts noch rückwärts bewegen. Er rief um Hilfe, aber niemand hörte ihn. 

Der verzweifelte Rettungsversuch 

Josh Jones, der seinem Bruder gefolgt war, bemerkte nach etwa einer halben Stunde, dass etwas nicht stimmte. Er kroch zu der Passage, in der John steckte, und versuchte, ihn herauszuziehen. Er schaffte es, seinen Bruder an den Knöcheln zu packen, aber er konnte ihn nicht bewegen. Er rief die anderen Mitglieder des Teams an, die ihm zu Hilfe kamen. Sie versuchten, John mit einem Seil zu sichern, aber das Seil rutschte ab. Sie erkannten, dass sie professionelle Hilfe brauchten, und alarmierten die Rettungskräfte. 

Ein Team von 137 Rettungskräften, darunter Feuerwehrleute, Polizisten, Sanitäter und Höhlenretter, wurde mobilisiert, um John zu befreien. Sie mussten sich durch die engen und rutschigen Gänge der Höhle zwängen, um zu ihm zu gelangen. Sie versuchten, John mit verschiedenen Methoden zu befreien, unter anderem mit einem System von Seil- und Flaschenzügen, mit einem Bohrer, mit einem Schneidbrenner und mit einer Vakuumpumpe, um den Ton um seinen Körper zu entfernen. Sie versuchten auch, John medizinisch zu versorgen, indem sie ihm Sauerstoff, Flüssigkeit und Schmerzmittel verabreichten. Sie sprachen mit ihm, um ihn bei Bewusstsein und moralisch zu halten. Sie versuchten, ihn zu beruhigen und ihm Hoffnung zu geben. 

Aber alle Bemühungen waren vergebens. John steckte zu tief und zu fest in dem Spalt, um ihn herauszuziehen. Er litt unter dem enormen Druck auf seinen Körper, der seine Blutzirkulation und seine Atmung behinderte. Er litt auch unter Unterkühlung, da die Temperatur in der Höhle nur etwa 10 Grad Celsius betrug. Er verlor nach und nach das Bewusstsein und das Leben. Nach über 27 Stunden in der Falle erlitt er schließlich einen Herzstillstand. Er wurde für tot erklärt, am 25. November 2009 um 23:57 Uhr. 

Das Ende der Nutty Putty Cave 

Die Rettungskräfte versuchten noch, Johns Leiche aus der Höhle zu bergen, aber sie stießen auf technische Schwierigkeiten. Die Höhlendecke in der Nähe seiner Leiche wurde durch eine Sprengung zum Einsturz gebracht und die Nutty Putty Cave schließlich eine Woche nach seinem Tod dauerhaft mit Beton verschlossen. In der Nähe des Eingangs wurde eine Plakette zur Erinnerung an John angebracht. Er wurde in seiner Heimatstadt Stansbury Park, Utah, beerdigt. Er hinterließ seine Frau Emily, seine Tochter Elizabeth, die damals 13 Monate alt war, seine Eltern, seine Geschwister und viele Freunde. 

Johns Tod war der erste und einzige Todesfall in der Nutty Putty Cave, die seit 1960 von Tausenden von Menschen besucht worden war. Er war aber nicht der erste, der in der Höhle stecken geblieben war. Zwischen 1999 und 2004 gab es sechs verschiedene Personen, die in einer der engen Passagen der Höhle stecken blieben, die aber alle aus ihrer Lage befreit werden konnten. Die Höhle war schon vor Johns Unfall aus Sicherheitsgründen zeitweise geschlossen worden, wurde aber 2009 wieder geöffnet, nachdem ein Höhlenmanagementplan unterzeichnet und ein Online-Reservierungssystem eingerichtet worden war. Nach Johns Unfall wurde die Höhle jedoch endgültig für die Öffentlichkeit gesperrt. 

Die Nutty Putty Cave war eine faszinierende und gefährliche Höhle, die viele Menschen anzog und herausforderte. Sie war ein Ort der Dunkelheit, der Stille, der Einsamkeit, aber auch der Faszination, der Herausforderung, der Entdeckung. Sie war aber auch ein Ort, der das Leben eines jungen Mannes kostete, der seine Leidenschaft für die Höhlenforschung ausleben wollte. Sein Schicksal ist eine Mahnung an alle, die sich in die Tiefe wagen, sich der Risiken bewusst zu sein und die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. 

Quellenangaben 

 

 

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