Kellertragödie Pempelfort – Tußmannstraße, Dezember 1940 – als Schutzräume zur Falle wurden 

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12.10.2025 

Kontext des Bombenkriegs in Düsseldorf und Pempelfort 

Düsseldorf wurde im Zweiten Weltkrieg immer wieder Ziel von Luftangriffen; die Stadt war durch Industrie, Verwaltung und dichte Bebauung strategisch relevant und erlitt über 243 Attacken mit mehr als 6.000 zivilen Todesopfern. Der schwerste Angriff traf die Stadt im Juni 1943 mit einem Feuersturm, doch bereits 1940 begannen die britischen Bombardements, die Stadtteile wie Stadtmitte, Pempelfort, Flingern, Oberbilk und Benrath trafen und die zivile Infrastruktur belasteten. Besonders prägend für die frühe Phase war der 7. Dezember 1940, an dem laut zeitgenössischen Aufzeichnungen rund 700 Stabbrandbomben und etwa 50 Sprengbomben in die Innenstadt und angrenzende Viertel einschlugen, was die Risiken für Kelleranlagen als Schutzräume dramatisch erhöhte Wikipedia. 

Pempelfort selbst ist kein Randkapitel der Düsseldorfer Kriegsgeschichte, sondern eines ihrer Zentren: Der Stadtteil weist bis heute sichtbare und dokumentierte Spuren auf, die das Stadtarchiv gemeinsam mit zivilgesellschaftlichen Akteuren aufgearbeitet hat. Diese Arbeit beleuchtet die dichte Verzahnung von Wohnquartieren, Schutzkellern, Notversorgung und den alltäglichen Versuch, unter Bombenkrieg Bedingungen zu überleben. Die späteren Ereignisse in Pempelfort (etwa die Franklinschule im Januar 1945) zeigen, wie Schutzräume in kurzer Zeit zu tödlichen Zonen werden konnten, wenn Druckwellen, Einstürze oder Rauch die Systeme überforderten – ein Muster, das die Tragödien früherer Kriegsjahre verständlicher macht, ohne sie zu vermengen Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Im Jahr 1940 veränderten sich die Angriffsmuster von kleineren, punktuellen Bombardierungen zu komplexeren Nächten mit Kombinationen aus Spreng- und Brandbomben. Das Stadtarchiv Düsseldorf hält die Chronik der Angriffe und Kriegsschäden 1940 bereit: Es ist die nüchterne, belastbare Grundlage, aus der man die Eskalation und die geographische Ausweitung auf mehrere Stadtteile nachvollziehen kann. Pempelfort liegt in diesem Raster an neuralgischen Verkehrs- und Wohnachsen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Schutzsuchende genau dort – in Kellern nahe dicht bebauten Straßenzügen – in kritische Situationen geraten konnten Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Diese Kontextschicht ist entscheidend: Wer die Kellertragödie in der Tußmannstraße im Dezember 1940 verstehen will, muss die Angriffsdynamiken, die bauliche Verdichtung und die Schutzdoktrin jener Zeit zusammendenken. Keller waren nicht per se unsicher, sie waren die empfohlene Zuflucht. Aber wenn Sprengwirkung, Gebäudeeinsturz und nachfolgende Brände zusammenkamen, kippten sie binnen Minuten von Zufluchten zu Fallen – und genau hier beginnt die Geschichte dieses Ortes in Pempelfort Wikipedia Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Was geschah in den Kelleranlagen der Tußmannstraße 

Nach archivalischen Falllisten und lokalen Überlieferungen wird für die Kelleranlagen der Tußmannstraße im Dezember 1940 eine Opferzahl von etwa 40 Toten genannt. Das Ereignis ordnet sich in die Angriffsnächte des Monats ein, in denen Spreng- und Brandbomben in dichter Wohnstruktur zusammenwirkten. In solchen Kellern drängten sich Familien, Nachbarn und auswärtige Schutzsuchende; wenn tragende Elemente nachgaben oder Brandschäden den Kamineffekt verstärkten, konnten Rauch, Hitze und Sauerstoffmangel binnen kurzer Zeit eine katastrophale Lage erzeugen. Für die Tußmannstraße verdichtet sich das Bild eines direkten oder nahe gelegenen Sprengbombentreffers, der strukturelle Schäden und einen lebensfeindlichen Kellerraum verursachte – mit einer Bergungslage, die wegen weiterer Brände und Einsturzgefahr nur erschwert vorankam. 

Wer Pempelfort heute durchgeht, sieht eine moderne Stadt – doch im Untergrund liegt die Schichtgeschichte der Luftschutzräume, die keineswegs normiert waren. Die Qualität der Keller reichte von provisorischen Schutzbereichen bis zu besser ausgebauten Räumen; selbst letztere waren meist nicht für die kombinierte Belastung aus Druckwelle, Schuttlast und großflächigen Bränden ausgelegt. Es ist plausibel, dass die Tußmannstraße genau an dieser Dreifachwirkung scheiterte: Erst Zerstörung durch Sprengwirkung, dann Rauch- und Hitzeeintrag, schließlich das Kippen der Lage durch Sauerstoffmangel und blockierte Ausgänge. Dieses Zusammenspiel ist in Düsseldorfer Kriegsdokumentationen für verschiedene Orte belegt und erklärt die tödliche Dynamik solcher Ereignisse im Winter 1940 Wikipedia Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Auf der Ebene der Rettungskräfte wiederholt sich ein bitteres Muster: Alarmierung, Wegfall der Sicht durch Rauch, Trümmerhindernisse und die Priorisierung von Großbränden binden Kapazitäten, während unterirdische Räume sekundär und schwierig zugänglich sind. Die Bergungsstatistiken späterer Pempelfort-Fälle (etwa 1945) zeigen, wie selbst geplante Rettungen durch nachträgliche Einstürze nochmals Opfer fordern konnten – ein Indiz dafür, dass bereits 1940 ähnliche strukturelle Herausforderungen bestanden und das Risiko für Kellerinsassen massiv war Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Die Zahl „40 Tote“ ist keine abstrakte Kennziffer; sie steht für Nachbarschaften, für Familienlinien, die abrupt abbrechen. In der Tußmannstraße bündelt sich die Frage, ob man die Keller hätte besser sichern können. Historisch ist die Antwort ernüchternd: Viele Schutzräume waren gegen Splitter und Druck, nicht gegen die Systematik eines kombinierten Bombardements ausgelegt. Der Dezember 1940 markiert für Pempelfort die frühe Erkenntnis, dass Schutz nicht gleich Sicherheit bedeutet – und dass jede Adresse im Raster der Angriffe zur Todeszone werden konnte Wikipedia Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Ursachen, Technik und Dynamik: warum Keller zu Todesfallen wurden 

Die technische Logik des Bombenkriegs gegen Städte ist dokumentiert: Zielmarkierung, Sprengbomben zur „Auflockerung“ des Baubestands, anschließend Brandbomben, um Löschketten zu überfordern und großflächige Brände auszulösen. In dichter Wohnbebauung wie Pempelfort belastet diese Sequenz die Keller doppelt: Erst strukturell durch Erschütterung, Druck und Einsturzrisiken, dann atmosphärisch durch Rauchgase, Hitze und Sauerstoffmangel. Die Keller dienten dem Zivilschutz und waren häufig baulich solide, aber ihre Lüftungssysteme, Fluchtwege und Druckentlastung waren für Vollbrände über ihnen selten ausreichend ausgelegt. Das erklärt, warum Ereignisse wie in der Tußmannstraße – gemessen an der Opferzahl – trotz scheinbar „richtiger“ Schutzentscheidung tragisch endeten Wikipedia. 

Ein zweiter Faktor ist der Kamineffekt: Brände in oberen Geschossen saugen Luft und drücken heißes, toxisches Rauchgas in Schächte und Kellerebenen. Schon geringe Strukturverletzungen (undichte Türen, beschädigte Schotts, gerissene Leitungen) reichen, um Keller binnen Minuten unbewohnbar zu machen. Zeitgenössische Berichte und spätere Auswertungen zeigen, dass Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und extreme Temperaturen die Atemluft unbrauchbar machen, wodurch Bewusstlosigkeit und Erstickung rasch einsetzen. In Verbindung mit Dunkelheit, Panik und Trümmerblockaden verlieren Schutzsuchende Orientierung und Handlungsfähigkeit. Diese Dynamik ist quellenbelegt und findet sich in der Düsseldorfer Kriegschronik über mehrere Jahre, wenn auch mit variierenden lokalen Details Wikipedia. 

Die frühe Phase 1940 verschärft die Lage: Evakuierungsroutinen und bauliche Nachrüstungen waren im Fluss, die Erfahrung mit kombinierten Angriffsmustern begrenzt. Pempelfort lag zudem in einem Bereich, in dem Verkehrs- und Wohnachsen dicht verwoben sind, was die Brandweiterleitung und die Belastung von Leitungsinfrastruktur beschleunigen kann. Als „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ war Düsseldorf im Fokus britischer Luftangriffe; diese Makrolage beeinflusst die Mikrolagen in Straßenzügen wie der Tußmannstraße – es ist die Übersetzung strategischer Kriegsführung in die Realität eines Kellers, eines Hausflurs, einer blockierten Tür Wikipedia. 

Wenn man heute in die dokumentierten Spuren Pempelforts blickt, sieht man: Die Muster wiederholen sich über Jahre, mit unterschiedlichen Zahlen, aber ähnlicher Physik. Das macht die Tußmannstraße nicht zu einem Zufallsfall, sondern zu einem Beispiel dafür, wie Schutzräume an technische Grenzen stoßen. Aus dieser Erkenntnis folgten später strengere Normierungen, andere Bunkerbauweisen und verbesserte Lüftungen. Doch im Dezember 1940, im Winter einer Stadt im Bombenkrieg, war die Theorie der Sicherheit der Praxis des Infernos oft unterlegen Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Erinnerung, Aufarbeitung und Spuren im Stadtteil 

Die Erinnerung an einzelne Kellertragödien ist oft fragmentarisch: Familienüberlieferungen, Presseberichte, Einsatzprotokolle, Bestattungslisten – erst Archive verwandeln diese Splitter in nachvollziehbare Geschichte. Düsseldorf hat mit seinem Stadtarchiv und der lokalen Dokumentationsarbeit über Jahre Pempelforter Ereignisse sichtbar gemacht und in Veröffentlichungen verankert. Dazu zählen nicht nur die „großen“ Nächte wie 1943, sondern auch die frühen und späten Kapitel, in denen Keller und Schutzräume tragische Rollen spielen. Diese Erinnerungsarbeit wirkt in den Stadtteil hinein: Stolpersteine, Tafeln, Archivführungen und Publikationen schaffen Ankerpunkte, an denen Ort und Geschichte zusammenfinden Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Der Dezember 1940 in der Tußmannstraße fordert eine präzise, empathische Erinnerungskultur: Benennung des Ortes, Einordnung des Angriffskontextes, Darstellung der Kellerdynamik und der Bergungsrealität, ohne Sensationslust. Das Ziel ist nicht Betroffenheitsrhetorik, sondern ein klarer, menschenzentrierter Blick. Hier helfen die Kriegsschadenschroniken 1940, um Datumslagen und betroffene Areale zu verorten; sie verhindern, dass einzelne Ereignisse aus dem Zeitgefüge fallen, und sie stützen die seriöse Rekonstruktion, selbst wenn Detailquellen rar sind oder sich in Familienarchiven verstecken Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Pempelfort erinnert heute nicht mit einem einzigen „Großdenkmal“, sondern mit einem Geflecht aus Zeichen und Erzählungen. Die Tußmannstraße reiht sich dort ein – als Beispiel für die Grenzen von Zivilschutz im frühen Bombenkrieg und als Mahnung, dass Technik und Architektur ohne Luft, Sicht und Flucht sinnlos werden. Wer diesen Ort erinnert, erinnert nicht nur den Dezember 1940, sondern einen Zustand: die Stadt als verletzbares Gefüge. Das verleiht dem Stadtteil eine historische Tiefe, die nicht museal ist, sondern lebendig, weil sie bis in die Gegenwart der Straßennamen und Hausnummern reicht Landeshauptstadt Düsseldorf. 

Am Ende bleibt die Aufgabe, solche Kapitel nicht zu isolieren. Der Bombenkrieg über Düsseldorf war eine Kette; jedes Glied erklärt ein anderes. Die Tußmannstraße 1940 zeigt die frühe Lernkurve eines Zivilschutzsystems, die Härte der Angriffsmuster und die Tragik urbaner Dichte. Wer heute in Quellen blättert, sieht: Je genauer wir Orte benennen, desto weniger verschwinden Menschen hinter Zahlen. Und das ist die eigentliche Haltung, die Erinnerung verdient – klar, faktenbasiert, aber menschenzentriert Wikipedia Landeshauptstadt Düsseldorf. 

 

Quellenangaben 

  • Spuren des Zweiten Weltkriegs in Pempelfort – Dokumentation und lokale Erinnerung, Fall Franklinschule 1945 Landeshauptstadt Düsseldorf 

 

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