Der Erste Weltkrieg: Die Schlacht bei Mahiwa/Deutsch-Ostafrika in 10/1917
Der Erste Weltkrieg war nicht nur ein globaler Konflikt, der Millionen von Menschenleben forderte. Wir werden die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen dieser deutschen Schlachten erläutern, die sowohl heroische als auch tragische Momente beinhalteten. Der Erste Weltkrieg war auch ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte, der das Land und seine Bevölkerung nachhaltig prägte und der bis in die Gegenwart reicht.
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Mai 2024
Eine der größten und blutigsten Schlachten dieses Krieges fand im Oktober 1917 in Ostafrika statt: die Schlacht bei Mahiwa. In diesem Artikel wollen wir die Hintergründe, den Verlauf und die Folgen dieser Schlacht beleuchten, die oft im Schatten der europäischen Kriegsschauplätze steht.
Hintergründe
Der Erste Weltkrieg war nicht nur ein europäischer Konflikt, sondern auch ein globaler. Die Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich und Belgien nutzten die Gelegenheit, um die deutschen Kolonien in Afrika anzugreifen und zu besetzen. Deutschland hatte seit dem Ende des 19. Jahrhunderts vier Kolonien in Afrika erworben: Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Ruanda und Burundi), Kamerun und Togo.
Die deutsche Schutztruppe, die diese Kolonien verteidigen sollte, bestand aus etwa 15.000 deutschen Offizieren und Unteroffizieren sowie 30.000 afrikanischen Soldaten, den sogenannten Askari. Ihr Kommandeur war Oberst Paul von Lettow-Vorbeck, ein erfahrener und fähiger Militär, der eine Guerilla-Taktik gegen die überlegenen alliierten Truppen anwandte. Er zog sich mit seinen Männern in das unwegsame Hinterland zurück, führte Überraschungsangriffe aus und versorgte sich mit erbeuteten Waffen und Munition. Sein Ziel war es, die alliierten Kräfte so lange wie möglich zu binden und von den europäischen Fronten abzulenken.
Die alliierten Truppen bestanden hauptsächlich aus britischen, südafrikanischen, indischen und nigerianischen Soldaten, die unter dem Oberbefehl von General Jan Smuts standen. Sie verfügten über eine deutliche Überlegenheit an Mannstärke, Artillerie, Flugzeugen und Schiffen. Sie versuchten, die deutsche Schutztruppe zu stellen und zu vernichten, doch diese wich immer wieder aus oder schlug zurück. Die alliierten Truppen mussten zudem mit den Schwierigkeiten des Klimas, der Krankheiten, der Logistik und der Kommunikation kämpfen. Der Krieg in Ostafrika wurde zu einem zermürbenden und kostspieligen Unterfangen, das bis zum Ende des Ersten Weltkriegs andauerte.
Die Schlacht
Im Oktober 1917 befand sich die deutsche Schutztruppe im Süden von Deutsch-Ostafrika, nahe der Grenze zu Portugiesisch-Ostafrika (heute Mosambik). Von Lettow-Vorbeck plante, die Grenze zu überqueren, um sich dort mit Nachschub zu versorgen und die portugiesischen Truppen anzugreifen. Er hatte etwa 1.500 Soldaten unter seinem Kommando, die in zwei Kolonnen aufgeteilt waren. Die eine Kolonne unter Major Georg Kraut marschierte nach Südosten, die andere unter von Lettow-Vorbeck selbst nach Südwesten. Die britischen Truppen unter General Jacob van Deventer verfolgten die deutschen Kolonnen mit etwa 6.000 Soldaten, die ebenfalls in zwei Gruppen geteilt waren. Die eine Gruppe unter Brigadier General P.S. Beves folgte Kraut, die andere unter van Deventer selbst folgte von Lettow-Vorbeck.
Am 15. Oktober 1917 kam es zum ersten Kontakt zwischen den beiden Gruppen bei Mahiwa, einem kleinen Ort etwa 100 Kilometer westlich von Lindi. Van Deventer griff die deutsche Kolonne unter von Lettow-Vorbeck an, die sich in einer günstigen Stellung befand. Die britischen Truppen mussten über offenes Gelände vorrücken, das von Maschinengewehren und Artillerie der Deutschen beherrscht wurde. Die Deutschen leisteten heftigen Widerstand und schlugen mehrere britische Angriffe zurück. Die britischen Verluste waren hoch, doch van Deventer ließ nicht locker. Er verstärkte seine Truppen mit weiteren Einheiten, die aus Lindi herbeigeeilt waren, und setzte den Druck auf die Deutschen fort. Die Schlacht dauerte drei Tage, vom 15. bis zum 18. Oktober, und war geprägt von erbitterten Nahkämpfen, Flankenmanövern und Gegenangriffen.
Ausgang
Die Schlacht bei Mahiwa endete mit einem deutschen Sieg. Die britischen Truppen mussten sich schließlich zurückziehen, nachdem sie etwa 2.700 Tote und Verwundete zu beklagen hatten. Die deutschen Truppen hatten etwa 600 Tote und Verwundete zu verzeichnen. Die Schlacht war die größte und blutigste des ostafrikanischen Kriegsschauplatzes und eine der größten deutschen Kolonialgefechte des Ersten Weltkriegs. Sie zeigte die hohe Kampfkraft und den Mut der deutschen Schutztruppe unter von Lettow-Vorbeck, die trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit einen überlegenen Gegner schlagen konnte. Sie zeigte aber auch die Entschlossenheit und die Opferbereitschaft der britischen Truppen unter van Deventer, die trotz der hohen Verluste den Kampf nicht aufgaben.
Folgen
Die Schlacht bei Mahiwa hatte jedoch keine entscheidenden strategischen Folgen für den Krieg in Ostafrika. Die deutsche Schutztruppe konnte zwar ihren Vormarsch nach Süden fortsetzen und im November 1917 die portugiesische Garnison bei Ngomano vernichten, doch sie war weiterhin von den alliierten Truppen umzingelt und isoliert. Die britischen Truppen erholten sich von ihrer Niederlage und setzten die Verfolgung der Deutschen fort. Der Krieg in Ostafrika wurde zu einem langen und mühsamen Guerillakrieg, der erst mit dem Waffenstillstand im November 1918 endete. Von Lettow-Vorbeck kapitulierte erst am 25. November 1918 in Abercorn in Nordrhodesien (heute Sambia), nachdem er von der deutschen Niederlage in Europa erfahren hatte. Er war der einzige deutsche Kommandeur, der den Krieg unbesiegt beendete. Er wurde von seinen Gegnern und seinen Soldaten gleichermaßen respektiert und bewundert. Er starb 1964 im Alter von 93 Jahren in Hamburg.
Quellenangabe
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Anderson, Ross. The Forgotten Front: The East African Campaign 1914-1918. Stroud: Tempus, 2004.
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Farwell, Byron. The Great War in Africa, 1914-1918. New York: W.W. Norton, 1989.
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Hoyt, Edwin P. Guerilla: Colonel von Lettow-Vorbeck and Germany’s East African Empire. New York: Macmillan, 1981.
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Paice, Edward. Tip and Run: The Untold Tragedy of the Great War in Africa. London: Weidenfeld & Nicolson, 2007.
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Strachan, Hew. The First World War in Africa. Oxford: Oxford University Press, 2004.
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