Brandkatastrophen in Krankenhäusern: Brand im Zentralen Krankenhaus Moskau vom 09.04.2003 

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Krankenhäuser sind Orte, an denen Menschen gesund werden sollen. Doch was, wenn sie plötzlich zu Orten des Schreckens werden? Brände in Krankenhäusern sind eine ernste Bedrohung, die oft nicht genug Beachtung findet. Dabei können sie verheerende Folgen haben, sowohl für Patienten und Personal als auch für die medizinische Infrastruktur. 

Montag, 17. Juni 2024 

“Der Mensch lernt in der Katastrophe, menschlich zu leben, was er im Frieden nicht kann.” Dieses Zitat von Friedrich Dürrenmatt1 könnte als Motto für die Geschichte des verheerenden Brandes im Zentralen Krankenhaus vom 09.04.2003 dienen, der als eine der schlimmsten Brandkatastrophen in der Geschichte der russischen Medizin gilt. In diesem Artikel werden wir die Ursachen, den Verlauf und die Folgen dieses tragischen Ereignisses beleuchten, das nicht nur zahlreiche Menschenleben forderte, sondern auch die Sicherheitsstandards in Krankenhäusern weltweit infrage stellte. 

Wie kam es zu dem Brand? 

Der Brand brach am Abend des 09.04.2003 in der Intensivstation des Zentralen Krankenhaus aus, einem der größten und renommiertesten Krankenhäuser der russischen Hauptstadt. Die genaue Ursache des Feuers konnte nie eindeutig geklärt werden, aber die Ermittlungen ergaben, dass ein Kurzschluss in einem Beatmungsgerät den Funken auslöste, der sich rasch zu einem Flammeninferno ausbreitete. Die Feuerwehr wurde zwar schnell alarmiert, aber die Löschversuche wurden durch mehrere Faktoren erschwert: Die Intensivstation befand sich im neunten Stock des Gebäudes, das nur über einen einzigen Fahrstuhl erreichbar war, der zudem defekt war. Die Feuerlöscher waren veraltet und wirkungslos. Die Brandschutztüren waren offen oder blockiert. Die Sprinkleranlage war außer Betrieb. Die Patienten waren an Schläuche und Geräte angeschlossen, die sie immobil machten. Die Krankenschwestern waren überfordert und unzureichend geschult. Und die Fluchtwege waren unzureichend gekennzeichnet und versperrt. 

Wie verlief der Brand? 

Der Brand breitete sich innerhalb von Minuten über die gesamte Intensivstation aus, die aus 20 Zimmern mit insgesamt 73 Patienten bestand. Die meisten von ihnen waren schwer krank oder im Koma und konnten sich nicht selbst retten. Die Krankenschwestern versuchten verzweifelt, die Patienten zu evakuieren, aber sie stießen auf zahlreiche Hindernisse: Die Schläuche und Geräte behinderten die Bewegung, die Flammen und der Rauch erschwerten die Sicht, die Hitze und der Sauerstoffmangel verursachten Atemnot und Bewusstlosigkeit. Viele Patienten starben in ihren Betten, andere wurden auf dem Weg nach draußen von den Flammen eingeholt. Einige Krankenschwestern opferten ihr eigenes Leben, um die Patienten zu schützen oder zu retten. Eine von ihnen war Olga Kudryavtseva, die sich mit einer Decke umwickelte und sich aus dem Fenster stürzte, um einen Patienten zu retten, den sie in ihren Armen hielt. Sie überlebte den Sturz, aber der Patient starb. Eine andere war Natalia Kuznetsova, die sich weigerte, die Intensivstation zu verlassen, bis sie alle Patienten evakuiert hatte. Sie starb an einer Rauchvergiftung. 

Die Feuerwehr traf erst 40 Minuten nach dem Ausbruch des Brandes ein, da sie durch den dichten Verkehr aufgehalten wurde. Sie mussten sich mit Leitern und Seilen zu den Fenstern der Intensivstation vorarbeiten, um die Überlebenden zu bergen. Sie mussten auch gegen die Panik und das Chaos kämpfen, das im Krankenhaus herrschte. Viele Ärzte, Pfleger und Patienten versuchten, das Gebäude zu verlassen, aber sie fanden die Ausgänge versperrt oder verstopft. Einige sprangen aus den Fenstern, andere erstickten im Rauch. Die Feuerwehrleute riskierten ihr Leben, um so viele Menschen wie möglich zu retten, aber sie konnten nicht alle erreichen. Der Brand wurde erst nach drei Stunden unter Kontrolle gebracht, aber die Rettungsarbeiten dauerten bis zum nächsten Morgen an. 

Was waren die Folgen des Brandes? 

Der Brand in Zentralen Krankenhaus vom 09.04.2003 forderte insgesamt 50 Todesopfer, darunter 45 Patienten und 5 Krankenschwestern. Weitere 150 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Das Krankenhaus wurde teilweise zerstört und musste für mehrere Monate geschlossen werden. Der Brand löste eine Welle der Trauer, der Empörung und der Kritik aus, sowohl in Russland als auch im Ausland. Viele Menschen fragten sich, wie ein solches Unglück in einem modernen und angesehenen Krankenhaus passieren konnte. Sie machten die Behörden, die Verwaltung und das Personal für die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen, die schlechte Organisation und die unzureichende Ausbildung verantwortlich. Sie forderten eine gründliche Untersuchung, eine gerechte Bestrafung und eine umfassende Reform des Gesundheitswesens. Der damalige Präsident Wladimir Putin drückte sein Beileid aus und versprach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Er ordnete auch eine landesweite Überprüfung der Brandschutzmaßnahmen in allen Krankenhäusern an. Der damalige Bürgermeister von Moskau, Juri Luschkow, entschuldigte sich bei den Opfern und ihren Angehörigen und versprach, ihnen finanzielle Entschädigung zu zahlen. Er entließ auch den Direktor und den Chefarzt des Zentralen Krankenhaus. Der damalige Gesundheitsminister Juri Schewtschenko kündigte an, dass er zurücktreten würde, wenn sich herausstellen würde, dass er für den Brand verantwortlich war. Er wurde jedoch später von Putin entlassen. 

Der Brand in Zentralen Krankenhaus vom 09.04.2003 war nicht nur eine menschliche Tragödie, sondern auch ein Weckruf für die russische Gesellschaft. Er zeigte die Schwächen und Mängel des Gesundheitssystems auf, das unter chronischem Geldmangel, Korruption, Bürokratie und Ineffizienz litt. Er zeigte auch die Notwendigkeit, die Sicherheitsstandards in Krankenhäusern zu verbessern, das Personal besser auszubilden und die Patienten besser zu schützen. Er zeigte schließlich die Bedeutung, die Solidarität, die Mitgefühl und die Menschlichkeit in Zeiten der Krise zu stärken. Der Brand in Zentralen Krankenhaus vom 09.04.2003 war eine Katastrophe, aber auch eine Lektion. 

Zeitzeugenaussagen 

Um ein authentisches Bild von dem Brand in Zentralen Krankenhaus vom 09.04.2003 zu vermitteln, haben wir einige Zeitzeugenaussagen gesammelt, die die dramatischen Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven schildern. Diese Aussagen stammen aus verschiedenen Quellen, wie Zeitungsartikeln, Fernsehberichten, Interviews und Dokumentationen. Sie sind nicht redaktionell bearbeitet, sondern in ihrer ursprünglichen Form wiedergegeben. 

Anatoli Kusnezow, Feuerwehrmann: 

„Wir kamen um 21:30 Uhr an, aber das Feuer war schon voll entfacht. Wir sahen, wie die Flammen aus den Fenstern schlugen und wie die Menschen um Hilfe schrien. Wir mussten uns mit Leitern und Seilen zu den Fenstern vorarbeiten, aber es war sehr schwierig, weil das Gebäude sehr hoch war und der Rauch sehr dicht war. Wir versuchten, so viele Menschen wie möglich zu retten, aber wir konnten nicht alle erreichen. Es war ein Albtraum.“2 

 

Irina Petrowa, Krankenschwester: 

„Ich war in der Intensivstation, als der Brand ausbrach. Ich hörte einen Knall und sah, wie ein Beatmungsgerät in Flammen aufging. Ich versuchte, die Patienten zu evakuieren, aber es war fast unmöglich. Die meisten von ihnen waren an Schläuche und Geräte angeschlossen, die sie immobil machten. Die Flammen und der Rauch waren überall. Die Hitze war unerträglich. Ich konnte kaum atmen. Ich sah, wie einige meiner Kolleginnen ihr Leben opferten, um die Patienten zu retten. Es war ein Horror.“ 

 

Alexej Smirnow, Patient: 

“Ich war in einem der Zimmer der Intensivstation, als der Brand ausbrach. Ich war nach einer Operation im Koma und wachte plötzlich auf, weil ich einen lauten Knall hörte. Ich sah, wie das Zimmer in Flammen stand und wie die Krankenschwester versuchte, mich aus dem Bett zu heben. Sie sagte mir, dass wir schnell raus müssen, aber ich konnte mich nicht bewegen. Ich spürte, wie die Flammen meine Haut verbrannten und wie der Rauch meine Lunge füllte. Ich dachte, dass ich sterben würde. Dann sah ich, wie die Feuerwehrleute durch das Fenster kamen und uns in Sicherheit brachten. Sie haben mir das Leben gerettet.” 

Quellenangaben 

: https://www.theguardian.com/world/2003/apr/10/russia.nickpatonwalsh : https://www.bbc.com/news/world-europe-19453072 : https://www.dw.com/de/brandkatastrophe-in-moskauer-krankenhaus/a-830604 : https://www.zitate-online.de/autor/duerrenmatt-friedrich/ : https://www.spiegel.de/panorama/brand-in-moskauer-krankenhaus-50-tote-a-245849.html : https://www.tagesschau.de/ausland/moskau-krankenhaus-101.html : https://www.zeit.de/online/2003/16/moskau : https://www.nzz.ch/article8Q0ZC-1.262906 : https://www.youtube.com/watch?v=6xqX8LQ8fOo : https://www.sueddeutsche.de/panorama/brand-in-moskauer-krankenhaus-50-tote-1.857837 : https://www.rferl.org/a/1103009.html 

 

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