Katastrophen der Menschheit: Tod in der Pike-River-Mine am 19.11.2010

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Katastrophen geschehen nicht einfach. Sie sind meist eine Verwicklung von unglücklichen Umständen, von menschlichen und technischen Einwirkungen. Diese Katastrophe war gänzlich vermeidbar gewesen, hätte man vorher die Auswirkungen der örtlichen bedingten Grubengase bei der Planung mit einkalkuliert. Mangelnder Explosionsschutz, ungenügender Brandschutz und vorsätzliches Ignorieren der Arbeitsschutzbestimmungen seitens der Betreiber, führten am 19.11.2010 zum tragischen Grubenunglück Neuseelands, bei dem 29 Bergleute starben. Ihre Körper wurden bis heute nicht aus der behördlich verschlossenen Grube geborgen.

Ausgangslage

Die Pike-River-Mine liegt in Neuseeland, nahe bei Greymouth. Nach verschiedenen Problemstellungen wurde das Bergwerk dann doch im Jahre 2009 in Betrieb genommen. Der Betreiber, Pike River Coal, vermeldete ein Jahre später, 2010, dass die ersten 100.000 Tonnen Kohle nach Indien verschifft wurden.

Das gesamte Vorhaben, an dieser Stelle ein Kohlebergwerk zu betreiben, stand nicht unter einem guten Stern. Ganz im Gegenteil. Denn das Bergwerk hatte zunehmend mit dem Schlagwetter, leicht entzündlichen Grubengasen, zu kämpfen.

Schlagwetter-Explosionen sind hinterhältig und hochgefährlich. Sie kommen unvermutet und plötzlich. Jedes Bergwerk achtet daher auf die Gaswerte und eine gute Bewetterung. Es existieren Schutzvorrichtungen, um die Auswirkungen einer Schlagwetter-Explosion entgegenzuwirken und die betreffenden Kumpel untertage zu schützen.

Die Katastrophe

Und dass es mit den Grubengasen große Probleme gab, die dringend gelöst werden mussten, zeigte der November 2010. Kaum war das Bergwerk knapp ein Jahr im Betrieb, ereignete sich am 19.11.2010, gegen 15.44 h, eine Schlagwetter-Explosion. Eine unbekannte Anzahl von Bergleuten waren gerade in die Grube eingefahren, als das Unglück geschah.

Zwei Bergleute konnten sich mit leichten Verletzungen nach draußen retten; 29 Mann saßen im Bergwerk fest.

Rettungsversuche liefen an, gestalteten sich allerdings wegen den Gaswerten mit fast 95 % Metankonzentration in der Luft als schwierig.

Zweite Explosion am 24.11.2010, 14.37 h

An diesem Tag gab es eine erneute Schlagwetter-Explosion, die den Rettungskräften deutlich zeigte, dass mögliche Rettungsversuche der eingeschlossenen Bergleute mit Vorsicht zu erfolgen hatten.

Denn Rauch und Gase der Explosion zogen ausgerechnet durch einen Wetterschacht ab, in dem vorher Rettungskräfte Rettungsversuche durchführten. Durch Geräusche wurden diese glücklicherweise vorher vor der Explosion gewarnt und konnten sich in Sicherheit bringen.

Im Nachhinein stellten die Experten fest, dass die Auswirkungen und Stärke dieser zweiten Explosion so gewaltig waren, dass es keine Überlebensmöglichkeiten für die Eingeschlossen gab.

Dritte Explosion 26.11.2010, 15.39 h

An diesem Tag ereignete sich eine leichte Explosion.

Vierte und letzte Explosion 28.11.2010, 13.55 h

An diesem Tage ereignete sich die vierte und letzte Explosion, die nochmals bewies, dass es für die Rettungskräfte zu gefährlich war, dieses Bergwerk zu betreten; was auch nach dieser Explosion eh unmöglich wurde.

Denn durch die Explosion ereignete sich jetzt ein Grubenbrand, der durch Sauerstoff aus dem Wetterschacht geschürt wurde. Weiter wurde durch den Grubenbrand das Fördergerüst beschädigt, und das Feuer entzündete im Umkreis des Schachtes oberirdisch die Vegetation.

Die Gesamtlage war demnach außer Kontrolle, es ereignete sich jetzt ein unkontrollierter Grubenbrand, den die Eingeschlossenen nicht überleben würden.

Rettungsversuche

Nach der ersten Explosion gab es seitens der Rettungskräfte dahingehende Befürchtungen, die Gase in der Grube seien zu hoch. Daher fuhr die Grubenwehr nicht ein. Tatsächlich ergaben Probebohrungen, dass der Metangehalt 95 % )!) betrug. Die kleinste Zündung ergäbe also eine weitere Explosion.

Die Rettungsmannschaften entschlossen sich daher dazu, hier ferngesteuerte Roboter zur Erkundung nach den Eingeschlossenen einzusetzen. Dies war sicherer, als weitere Menschenleben zu gefährden. Der erste Roboter drang gut 550 m in die Grube vor, als er durch Wasser einen Kurzschluss erlitt.

Ein zweiter Roboter sollte den in der Grube gestrandeten Roboter herausholen und dann weiter nach den Verschütteten suchen. Nach der zweiten Explosion wurde dieses Vorhaben gänzlich aufgegeben.

Man informierte die Öffentlichkeit, dass es keine Möglichkeit gab, dass die Eingeschlossenen die Explosion überlebt hatten. Die weiteren Einsätze in der verunfallten Grube seien daher nur noch Bergungsoperationen. Nach der vierten Explosion wurden alle Operationen in diesem Bergwerk eingestellt.

Der ausgelöste unkontrollierte Grubenbrand sollte durch ein aus Australien eingeflogenen Inertgasgenerator gelöscht werden.

Behördlicher Verschluss des Bergwerks

Am 14.01.2011 wurde das Bergwerk behördlich versiegelt.

Untersuchungen und Nachwirkungen

Am Unglückstag wurde mit der behördlichen Untersuchung des Unfalls begonnen. Leider ließ sich die Ursache der Explosionen nicht genau herausfinden.

Fest stand, dass sich Metanexplosionen durch zu hohe Metangas-Konzentrationen ereigneten. Näheres und die Ursachen konnten nicht ermittelt werden, da das Betreten des Bergwerks einerseits durch die Versiegelung unmöglich andererseits durch die hohe Gaskonzentration zu gefährlich war.

Befürchtungen der Angehörigen der Verschütteten, dass der Betreiber die Sicherheitsvorschriften nicht allzu genau nahm, bewiesen sich im Rahmen der Unfalluntersuchungen als zutreffend.

Die Betreiber nahmen es billigend in Kauf, dass für Profit Menschenleben aufs Spiel gesetzt wurden. Sicherheits- und Arbeitsschutzvorschriften wurden bewusst nicht eingehalten. Bergleute wurden vorsätzlich unnötigen Gefahren ausgesetzt.

Besonders empörend finde ich es (der Autor dieses Artikels), dass sich die Bergleute vor der ersten Explosion schriftlich und mehrfach über die Arbeitsbedingungen und den zu hohen Gaswerten beim Arbeitgeber beschwerten; seitens der Betreiber geschah aufgrund den Beschwerden hingegen nichts. Es wurde nichts unternommen, diese Bedingungen abzustellen.

Die Untersuchung ergab zusammenfassend, dass die Betreiber mehr Wert auf die Kohleförderung legten als auf die Sicherheit der Mitarbeiter.

29 Menschen, die bis dato nicht geborgen werden können, bezahlten hierfür mit ihren Leben.

Durch Gründung der Pike-River-Recovery-Agency 2018 sollten die Unfalluntersuchungen erneut aufgenommen, und die Leichname der Bergleute aus dem Bergwerk geborgen werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Ungl%C3%BCck_der_Pike-River-Mine

jeweils abgerufen am 26.04.2023

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