Katastrophen der Menschheit: Zugunglück von Langenweddingen am 06.07.1967
Katastrophen geschehen nicht einfach. Sie sind meist eine Verwicklung von unglücklichen Umständen, von menschlichen und technischen Einwirkungen. Diese Katastrophe war gänzlich vermeidbar gewesen, hätte man die festgestellten Mängel auch zeitnah behoben. Baupfusch, eine bei Hitze durchhängende Telefonleitung, in die sich Schrankenbäume verheddern konnten, schlechte Sicht auf dem Bahnüberhang und Ignoranz führten zum Tode von 94 Todesopfern, meist Kindern. Diese Katastrophe war die größte in der Geschichte der DDR.
Die bei Magdeburg liegende Ortschaft Langenweddingen mit derzeit 1948 Einwohnern liegt an der Bahnstrecke Magdeburg – Thale.
Der Bahnübergang am Bahnhof Langenweddingen war zum Unglückszeitpunkt aufgrund hängenden Sträuchern etc. laut Zeugen unübersichtlich für den örtlichen Fahrdienstleiter. Über dem Übergang hingen Versorgungsleitungen, darunter auch ein Telefonkabel der Deutschen Post, das bei großer Hitze durchhing und sich ständig mit den Schrankenbäumen verhedderten. Mit der Folge, dass der Bahnübergang nicht vorschriftsmäßig gesichert werden konnte. Zum Ärgernis des Fahrdienstleiters benötigte die Freimachung der Schrankenbäume aus der Telefonleitung einige Zeit.
Dass es ständige Probleme mit den Schranken und dem nicht gesicherten Bahnübergang gab, waren sowohl der Bahn als auch der Deutschen Post bekannt; dagegen wurde allerdings nichts unternommen.
Und so nahm das Unglück seinen Lauf…..
Am Morgen des Unglückstages gegen 08.00 h war ein Personenzug aus Richtung Magdeburg nach Thale mit 50 Schulkindern unterwegs, die sich auf ihr Ferienlager freuten. Gleichzeitig fuhr ein mit 15.000 Litern beladener Tanklaster Richtung Bahnübergang. Er fuhr zum Gummiwerk nach Ballenstedt.
Ihm näherte sich ein Autobus mit 34 Reisenden. Wir haben jetzt einen Personenzug, einen Tanklaster und ein Autobus, die sich dem Bahnhof näherten.
Die Katastrophe
Gegen 08.06 h brach die Hölle über die kleine Stadt Langenweddingen herein.
Weil sich der Personenzug mit den Schulkindern auf Ausflug dem Bahnhof näherte, schloss der Fahrdienstleiter die Schranken – die sich zum Aller Unglück zusammen wieder einmal in der Telefonleitung verfingen. Der Bahnübergang war also nicht vorschriftsgemäß gesichert, der Bahnübergang war offen, obwohl sich ein Zug näherte.
Trotz mehrmaliger Versuche des Schrankenwärters, die in der tiefhängenden Telefonleitung verfangene Schranke zu befreien, blieb diese in der Leitung hängen.
Währenddessen ging der Autoverkehr am Bahnübergang weiter, es herrschte wohl Berufsverkehr. In der Hektik stoppte der Fahrdienstleiter nicht den einfahrenden Zug und vergaß diesen gänzlich, als er den Autobus erblickte, der sich dem Bahnhof näherte. Er stürzte aus seinem Leitstand und konnte den Bus noch rechtzeitig stoppen.
Den Tanklaster, der sich nun im Bahnübergang und auf dem Gleis des einfahrenden Zuges befand, hatte er nicht erblickt. Der Zugführer des bereits im Bahnhof eingefahrenen Zuges der Gegenrichtung erkannte als erster die drohende Gefahr, er gab einen Nothalte-Laut durch seine Lokomotive ab, der im allgemeinen Geräuschpegel wohl unterging.
Der Zugführer des Personenzuges mit den Schulkindern nahm erst wenige Meter vor dem Bahnhof wahr, dass die Schranken oben waren und sich Fahrzeuge und Menschen auf dem Bahnübergang befanden und leitete die Notbremsung ein; es war zu spät, das Unglück nahm seinen Lauf…
Die Lokomotive des Personenzuges traf mit ihrem rechten Puffer den Tanklaster und riss diesen mit; der Tank platzte und ein Feuerball detonierte um 08.06 h mit einem gewaltigen Knall im morgendlichen Langenweddingen.
Das Benzin ergoss sich noch meterweit über dem Bahnhof, es entstand ein Großbrand. In der Stadt gingen durch den Knall Fensterscheiben zu Bruch. Die Explosion war noch kilometerweit zu hören.
Die Folgen
Die behördliche Anzahl an Todesopfern wurde mit 94 angegeben, davon 44 Kinder aus dem Personenzug und dem Autobus. 77 Opfer verbrannten am Unfallort, der Rest verstarb im Krankenhaus.
Bahnhofgebäude wurden durch die Explosion und dem anschließenden Brand stark beschädigt und wieder neu aufgebaut.
Sowohl die örtliche Feuerwehr als auch die Feuerwehr aus Magdeburg waren umgehend zur Stelle, allerdings gab es am Bahnhof keinen Hydranten, so dass erstmal langwierig Wasser aus dem Dorfteich herangeschafft werden musste.
Doch das Löschwasser verdampfte mit einem lauten Zischen, als es die heißen Wracks mit den schreienden Menschen erreichte.
Gegen 10 Uhr war das Feuer gelöscht. Am 11.07.1967 fand die Beisetzung für die Opfer statt. Das Unglück diente letztendlich dazu, zahlreiche Vorschriften zu schaffen, die ein zweites Unglück wie dieses verhindern sollen. Zukünftig müssen Schrankenwärter vor Ort dem Fahrdienstleiter bestätigen, dass die Schranken geschlossen sind. Dieser hat sich zusätzlich vor dem Einfahren eines Zuges nochmals persönlich durch einen Fensterblick hiervon zu überzeugen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Langenweddingen
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnunfall_von_Langenweddingen
jeweils abgerufen am 16.04.2023
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