„Sturm auf dem Reichstag”: Was braucht man für eine gute Geschichte?

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Böse Jungs und Mädels, spannende Aktion und ein paar Helden, unsere Helden vom Reichstag. Am Samstag, 29.08.2020, forderte auf einer angeblichen Querdenker-Demo in Berlin Frau Kirschbaum im Rahmen einer Rede die Zuschauer auf, die Treppe des Reichstagsgebäudes zu stürmen. Gemäß dem staatlichen linksfaschistischen Narrativ sollten daraufhin tausende Querdenker aufgebrochen sein, das nahe Reichstagsgebäude zu stürmen, was allerdings keiner tat. Nur der heldenhafte Einsatz von drei angeblichen Polizisten, die sich dem gewalttätigen “rechten” Ansturm von “Coronagegnern” in den Weg stellten, soll es zu verdanken gewesen sein, dass das Gebäude noch stünde,  und nicht den “Rechten” in die Hände fiel. So das Narrativ. Doch – stimmt das auch?

Gastartikel

Redaktionelle Aufarbeitung: Legolas (05.08.2022)

In wenigen Tagen, am 29.08.2022, werden wir wieder an die Ereignisse erinnert, die sich vor zwei Jahren in Berlin ereigneten. Dort fanden zahlreiche Veranstaltungen und Demonstrationen mit Zehntausenden statt. Noch heute wird sich über die tatsächliche Anzahl der Besucher dieser Veranstaltungen gestritten. Fakt ist, dass Berlin von Menschenmassen überrannt wurde.

Diese Ereignisse und Veranstaltungen sind im Schatten eines geschichtlichen Ereignisses noch am gleichen Tage verblasst und gänzlich bedeutungslos geworden. Die Ursache dessen war eine kleine, unbedeutende Veranstaltung am Tage, weit weg vom späteren Ereignisort, dem deutschen Reichstag.

Bannmeile Reichstag….

Doch, weshalb weit weg vom Reichstag? Dem Reichstag umgibt eine Bannmeile, in der sämtliche politische Veranstaltungen eigentlich untersagt sind, es ist eine besondere Erlaubnisse für Veranstaltungen innerhalb der Bannmeile erforderlich. Und doch fand eine kleine Veranstaltung innerhalb dieser statt – ohne Erlaubnis. Niemand will es bemerkt haben, niemand hat diese unterbunden…

Vielleicht hat es keiner bemerken wollen; denn der Veranstalter wird zur “Reichsbürgerszene” gerechnet, er wurde in mehreren Verfassungsschutzberichten erwähnt, ist vorbestraft und ruft jedes Jahr wieder am Reichstag zum Sturm auf diesen auf. Bislang scheiterte dieser Sturm auf das Reichstagsgebäude an der Teilnehmerzahl. Doch an diesem Tage sollte es gelingen…

“Sicherheit” wurde groß geschrieben…

Für alle Berlinbesucher ersichtlich wurde die Sicherheit groß geschrieben, denn auf dem Dach des nahen Paul-Löbe-Hauses wurden gut sichtbar mehrere Polizeibeamte mit teueren Kameras positioniert, scheinbar um die Teilnehmermenge der Veranstaltungen zu überwachen und den Reichstag im Auge zu behalten. So scheint es zumindest oberflächlich. Oder wurde hier etwas gänzlich anderes überwacht?

Der ständig geldarme Veranstalter dieser kleineren Veranstaltung schien an diesem Tag über spendierfreudige Geldgeber zu verfügen, denn er besass urplötzlich eine exklusive Bühne mit Top-Ausstattung; wer waren diese spendierfreudigen Geldgeber, die all die Jahre vorher nicht den kleinsten Cent spendeten? Fragen über Fragen…

“Kommt zum Reichstag, Donald Trump ist hier….!”

Die am Tage nur mäßig besuchte kleine Veranstaltung wuchs zum Abend hin wie von Zauberhand ständig an, bis auf hunderten Teilnehmern. Wie konnte dies geschehen? Nun, es waren fleißige Bienchen unterwegs, die unbedarfte Passanten mit Hilfe von Megaphonen darüber unterrichteten, Donald Trump sei in Berlin eingetroffen:

Ein Megafon-Mann in gelber Weste (Gelbwesten!!) rief den Leuten zu:

[…] Trump ist in der Botschaft,

er hat uns eine halbe Stunde gegeben,

Wir haben uns hier zu versammeln,

um unsere Souveränität und den Friedensvertrag einzufordern,

daher bitte ich Euch Alle, kommt zurück auf dem Platz vor dem Reichstag!”

Was die Leute dann auch taten, denn das war es, was die Masse hören wollte.

Auch Frau Kirschbaum heizte die Masse an: In einer Rede vor dem Sturm der Reichstag-Treppe sagte Frau Kirschbaum:

“Kommt zum Reichstag, wir haben gleich gewonnen!”

Ah ja, Donald Trump in Berlin. Ohne Personenschutz, ohne dass ein Staatsempfang für den obersten Lehnsherrn stattfand, ohne dass die Bundesregierung davon etwas wüsste; was wollte er denn in Berlin und überhaupt: Wo war Donald Trump an diesem Tage eigentlich? Jedenfalls nicht in Berlin.

Jeder Normaldenkende hätte nach diesem Aufruf gestutzt, sein Smartphone gezückt und den persönlichen Terminplan des US-Präsidenten aufgerufen. Denn von diesem erfahren wir das Folgende:

08.00 h Telefonanruf

10.00 h Fahrt nach Andrews

10.25 h Ankunft in Andrews

10.35 h Weiterflug nach Lake Charles

Sie sehen anhand des öffentlichen Terminkalenders, dass der Präsident nicht einmal ansatzweise in der Nähe von Berlin war. Und Sie erkennen, wie einfach es heute ist, Lügen zu entlarven.

Doch nicht nur von Reden und Parolen angeheizte Besucher strömten auf den Platz des Reichstages zu, dort hielten sich auch sehr eigenartig aussehende “Besucher” auf, die auf irgend etwas zu warten schienen. Besucher mit ordentlichen Haarschnitt. Etwas von der Masse abweichenden Kleidungsstil. Sie waren an den Reden auf den Bühnen nicht interessiert. Sie standen in Zweier- und Dreiergruppen herum…

Frau Kirschbaum ließ verkünden, dass, wenn die Polizei ihre Helme absetze, dies das vereinbarte Zeichen dafür sei, zum Reichstagsgebäude zu stürmen. Die Polizisten würden sodann nicht gegen den Sturm einschreiten.

Frau Kirschbaum nutzte Minuten später die Gunst der Stunde, um die interessierte Masse vor dem Reichstag nochmals anzustacheln, als sie verkündete: 

Die Polizei hat die Helme abgesetzt!

Wir schreiben heute, hier in Berlin, Weltgeschichte!

Seht Euch um!

die Polizei hat die Helme abgesetzt!

Vor diesem Gebäude steht keine Polizei mehr!

Und Trump ist in Berlin!

Die gesamte Botschaft ist hermetisch abgeriegelt!

Wir haben fast gewonnen!

Wir brauchen Masse, wir müssen jetzt beweisen, dass wir Alle hier sind!

Wir gehen da rauf [zu den Reichstags-Treppen d. Verf.] und halten die Treppe!

Hier und Jetzt!

Und so hoch!

Wir werden gleich diese komischen kleinen Dinger niederwerfen [die Masken] und gehen da hoch!

Gehen friedlich auf die Treppe!

Und zeigen Präsident Trump, dass wir den Weltfrieden wollen!

Und wir die Schnauze voll haben!

(Ganz laut:) WIR HABEN GEWONNEN!! […]

Daraufhin stürmte die aufgehetzte Masse, die genau das hörte, was sie hören wollte, die Treppe des Reichstages, aber nicht das Gebäude!!

Wo waren die Polizisten….?

Vor dem Reichstagsgebäude standen zum Zeitpunkt des Massenansturms auf die Reichstagstreppe keine Polizei. Wo waren diese? Überhaupt schien die Berliner Polizei alles Mögliche zu bewachen – außer das Reichstagsgebäude. Wie das? Die abgestellten Polizeibeamten vor dem Reichstagsgebäude, die vorher an und auf der Treppe standen, waren abgezogen worden. Der damalige Innensenator Berlins, Herr Andreas Geisel, erklärte später dazu: “Es ist auch nicht so, dass nur oben die drei Kollegen standen, auch unten standen Kollegen, die aber schlichtweg überrannt wurden….”

Ach so. Dumm nur, wenn auf sämtlichen öffentlich zugänglichen Videos dieses geschichtsträchtigen Tages klar erkennbar ist, dass zwischen der Veranstaltung und der Reichstagstreppe keine Polizisten zu sehen waren!

Wir müssen daher nur ganz fest daran glauben, dass dort wirklich Polizisten das Gebäude schützen, dann sind diese auch dort! Ganz sicher!

Wo waren unsere drei Helden?

Auch unsere drei Helden, die angeblich das Gebäude mit ihrem Leben vor dem Ansturm der bösen, bösen Rechten schützten – waren nicht dort! Sie befanden sich mit Dutzenden anderen Kollegen seitlich des Reichstagsgebäudes in der Scheidemannstraße.

Erst als dort auch eine große Masse Menschen zum Reichstagsgebäude strömte, liefen die Polizisten mit der Masse dorthin mit. Doch sie kämpften sich nicht durch die Masse der Nadzis – sie warteten ruhig, bis sie nach oben gehen konnten.

Ein linkes Narrativ bricht in sich zusammen…

Ja, unsere tapferen drei Helden, tapfere und recke linke Kämpfer gegen die Rechten, die das Gebäude mit ihrem Leben verteidigten….gegen einen übermächtigen rechten Mob kämpften. Dies ist sachlich falsch; und ein weiteres linkes Narrativ, wie die Hetzjagd von Chemnitz auch, fällt in sich zusammen.

Keine Polizeihelden beschützten das Gebäude. Doch, was taten die Menschen auf der Treppe des Reichstages? Schlugen sie Scheiben ein? Verschütteten sie Brandbeschleuniger, um das Gebäude niederzubrennen? Drangen sie gewaltsam in das Gebäude ein, um es zu verwüsten? Mitnichten. Sie schauten durch die Fenster in das Innere. Ganz friedlich.

Sie schossen Selfies. Sie fertigten Fotos an. Die Menge war zivilisiert und friedfertig. Es gab keinerlei Sachbeschädigungen. Die friedlichen Leute freuten sich einfach, die Treppe mit friedlichen und zivilisierten Mitteln “erobert” zu haben.

Drei Helden und ein Blogger…

Doch nun folgte der gescriptete Auftritt unserer drei Polizeihelden. “Action, please…!”

Ein auf Youtube umtriebiger Blogger war so nah am Geschehen, dass scheinbar für andere Polizisten und Demonstranten kein Platz auf den Aufnahmen war. So nah, dass in seinen Aufnahmen irgendwie nur drei Polizisten und zwei Gruppen von Personen ihren Platz in der dieser Heldengeschichte fanden.

Wir erinneren uns alle an einer Gruppe mit fünf Leuten, die friedlich vor zwei Polizisten standen, deeskalierende Handbewegungen machten, als plötzlich die Polizisten ihre Schlagstöcke zogen und im “Kung-Fu-Stil” das Gebäude vor friedlichen Besuchern “schützen” mussten.

Und eigenartigerweise wurden bei diesem wilden Herumschlagen mit den Schlagstöcken kein Mensch verletzt. Wie geht das? 

“Action please!” – Der Auftritt von “Achtung Kontrolle”-Darsteller Karsten Bonack

Ein im Nebenberuf tätiger TV-Laiendarsteller hatte an diesem Tage als einziger “Polizist” weit und breit keinen Helm dabei. Er stand ganz alleine direkt vor dem Eingang des Reichstagsgebäudes, als er sich von einer wild gemischten Gruppe von Personen bedrängt fühlte. Wegen dem nicht vorhandenen Helm konnte man die angespannten Gesichtszüge des Laien-Beamtens aus allernächster Nähe wahrnehmen, da der Videoblogger dem Laien-Darsteller Bonack mehrfach ganz nahe war. Dieser schob urplötzlich eine Dame aus der nahen Personengruppe grob beiseite, was Tumulte innerhalb der Gruppe auslöste. Aufgrund der wilden Kamerabewegung ist nicht dokumentiert, was hier tatsächlich geschah.

Nachspiel und medialer linker Aufschrei….

Letztendlich wurde die Reichstagstreppe von den friedlichen Besuchern geräumt, während Frau Kirschbaum und ihre Megafone-Aufhetzer ungestört weiter rumplärren konnten.

Was auf dem “Sturm der Reichstagstreppe” folgte, war ein medialer linksfaschistischer Aufschrei in TV und den linken Zeitungen. Aus der Reichstagstreppe wurde das Reichstagsgebäude. Erste Bilder vom “Sturm auf dem Reichstag” wurden im Staatsfernsehen gezeigt, offensichtlich auch von der Kamera, die am Dach des Paul-Löbe-Hauses postiert war.

Das Hetzblatt BLÖD konnte sogar sagen, um wen es sich bei der Frau Kirschbaum handelte. Die BLÖD hatte die bis zum “Sturm auf dem Reichstag” völlig unbekannte Frau Kirschbaum “zufälligerweise” bereits am Tage vorher an anderer Stelle in Berlin interviewt und dabei die “richtigen” fragen gestellt; ah ja…

Was nun folgte war ein greller Aufschrei der Empörung von linksextremer Politik und systemhörigen Medien im gesamten Land. Wie konnte es sein, dass “Extremisten und Rechtsradikale”, die schwarz-weiss-rote Flaggen schwangen, die Stufen des Reichstages besetzten? Schrei, schrei..

Eine sehr gute Frage. Wie konnte genau dies in einer Bannmeile geschehen? Die Verantwortlichen hatten darauf eine gute Antwort: Der Reichstag sei ständig geschützt. Es habe sich lediglich nur an wenigen Minuten ein Versäumnis ereignet, und die Polizei hatte unverzüglich reagiert. Quasi ein “Unglücksfall” oder eben höhere Gewalt.

Puh. Gut, dass es die “drei Helden” gab, die das Hohe Haus der Deutschen vor diesen Rechtsradikalen noch schützen konnten, als ihre Kollegen “mal eben” nicht vor Ort waren und an der Scheidemannstraße um die Ecke Pause machten.

Und weil sie anstatt ihrer Kollegen, die kurz austraten, rechtzeitig (für Filmaufnahmen?) vor Ort waren und die Demokratie retteten, wurden sie innerhalb weniger Tage (so schnell kann es gehen) im Bundestag vom linksfaschistischen Bundespräsidenten geehrt. Der Held Bonack hatte später in einem Radio-Interview gestammelt:

[…]…Nein, also, es kam für uns absolut überraschend. Für uns am Ort selber gab es keinen Hinweis….[stammel, stammel…] Man hat ganz klar gesehen, die wollen da rein, und das galt es zu verhindern…[…].

Fragen, die sich stellen…

Nach nunmehr zwei Jahren gibt es immer noch unbelehrbare Rechte, Verschwörungsfanatiker, die es wagen, das Narrativ anzuzweifeln und sich sogar erdreisten, Fragen zu stellen. Fragen wie diese:

  • Weshalb wurden die Einsatzunterlagen der Berliner Polizei als geheim eingestuft?
  • Warum gibt es von dem allseits bekannten Video eine andere Version, wenn doch die gleiche Szene aus einer veränderten Perspektive aufgenommen wurde?
  • Und: Warum gibt es in dem o. g. Video dieses eine Bild, wo entlang der Säulen Demonstranten und Polizisten stehen müssten, die aber nicht vorhanden sind? 
  • Wurde dieser Moment gar an einem anderen Tag gedreht? 
  • Wenn ja, wurde dieses Motiv in das Video montiert? 
  • Wenn ja, wer ist der Verantwortliche und wo ist das Originalband?

War das nun wahlweise eine Tatsache, eine Geschichte oder gar ein Märchen? Entscheiden Sie!

Terminkalender Trump:

https://factba.se/calendar

Quelle für diesen Text:

https://www.youtube.com/watch?v=XCtCFvrzHg4

abgerufen am 02.09.2020 um 12.00 h

https://www.bild.de/bild-plus/regional/berlin/berlin-aktuell/corona-demo-in-berlin-sie-lotste-den-mob-zum-reichstag-72660054,view=conversionToLogin.bild.html

Film der Rede von BILD:

https://www.youtube.com/watch?v=-GivW0ecIj0

Interview und Stellungnahme von Fr. Kirschbaum unter:

https://www.youtube.com/watch?v=3yBS5hVq5K0&t=190s

https://www.youtube.com/watch?v=49eDZa13GRM&t=359s

https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_w%C3%A4hrend_der_COVID-19-Pandemie_Deutschland#Berlin

https://www.bild.de/news/leserreporter/leserreporter/melden-sie-sich-und-sprechen-sie-bei-bild-waren-sie-auf-der-reichstagstreppe-dab-72666936.bild.html

Jeweils abgerufen am 03.08.2022 um 17.00 h

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