Katastrophen der Menschheit:  Einsturz des Sampoong-Kaufhauses 29.06.1995

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Katastrophen geschehen nicht einfach. Sie sind meist eine Verwicklung von unglücklichen Umständen, von menschlichem und technischem Versagen. Kostenersparnis, Korruption, falsche Baumaterialien und eine schwache Gebäudestatik, trugen Mitschuld an einem Kaufhauseinsturz in Seoul, mit 502 Toten, 932 Schwerverletzten und 6 Vermissten. Es war die größte Katastrophe in Südkorea zur damaligen Zeit.

Beim Bau des Komplexes 1987 auf einer ehemaligen Mülldeponie wurde auf preiswertes Baumaterial und möglichst schnelle Fertigstellung des Gebäudes Acht gegeben. Sicherheit, Baustatik, Brandschutz etc. spielten keinerlei Rolle. Beim Bau kam, wie in Südkorea üblich, wohl auch Korruption vor, so dass falsche Baumaterialien Verwendung fanden. All dies führte zum späteren Kollaps des Gebäudes, das die statischen Belastungen nicht mehr tragen konnte.

Hergang

Das Shampoong-Gebäude bestand ursprünglich lediglich aus vier Stockwerken. Der Eigentümer bestand darauf, dass eine fünfte Etage auf dem ohnehin bereits durch fehlende Stützpfeiler geschwächtem Gebäude aufgesetzt wurde. Einwände der Verantwortlichen, dass dies zu einem Einsturz des Gebäudes führen könnte, wurden beiseite gewischt.

Obendrauf kamen noch drei weitere Faktoren, die letztendlich gemeinsam dem Gebäude den unvermeidlichen Todesstoß gaben: Um den Kunden Komfort zu geben, wurde auf dem fünften Stockwerk noch eine Klimaanlage gesetzt. Einwände, dass das Gewicht der Anlage verbunden mit den Vibrationen im Betrieb die Gefahr eines Gebäudeeinsturzes verstärken würden, wurden seitens des Eigentümers ignoriert.

Zwecks Brandschutz wurden an sämtlichen Rolltreppen Brandwände eingezogen, dabei die (ohnehin wenigen und geschwächten Stützpfeiler des Gebäudes) stellenweise verkleinert.

Statiker warnten, dass mit all den Änderungen an der Gebäudestatik das ursprüngliche Gesamtgewicht des Gebäudes auf diese Pfeiler um das 5-Fache (!) überschritten sei. Sie ahnen es, dem Eigentümer war dies gänzlich gleichgültig.

Der dritte Fakt war, dass die Klimaanlage auf dem Dach 1993 auf die andere Gebäudeseite verschoben werden sollte, da sich Nachbarn des Gebäudes über deren Lärm beschwerten. Wohl um “unnötige” Kosten zu sparen, wurde diese, anstatt mit einem teueren Kran versetzt zu werden, einfach auf dem Dach herübergerollt.

Es stellte sich später heraus, dass die Gebäudestruktur sich im Laufe der Zeit an das Gewicht der Klimaanlage auf der ursprünglichen Seite angeglichen hatte. Dort konnten die Pfeiler das Gewicht tragen. Auf der anderen Seite gerollt, wurden die Gebäudestruktur sowie die Statik nachhaltig derart geschwächt, dass ein Kollaps unvermeidlich war. Auch dies wurde dem Eigentümer von Statikern mitgeteilt.

Der Kollaps

Bereits Jahre vor dem Kollaps zeigten sich Risse in Pfeilern und Decken, die an Größe zunahmen. Es zeigte sich später, dass diese durch die Vibrationen der versetzen Klimaanlage auf dem Dach verursacht wurden, die die Gebäudestruktur in Bewegung versetzten.

Am Morgen des Ereignistages zeigten sich starke Risse in den Wänden sowie Pfeilern des 5. Stockes, die im Laufe des Tages beständig zunahmen. Die Restaurantbesitzerin beschwerte sich daher beim Manager. Dieser erkannte den Zusammenhang mit der Klimaanlage und schaltete diese ab. 

Als es einige Zeit später im Restaurant von der Decke Putz regnete, wurde die Etage geräumt. Einige Stunden später waren erste Knallgeräusche aus den oberen Etagen im Gebäude zu hören (später zeigte sich, dass sich die Bodenverankerungen von den Pfeilern lösten, weil diese durch das Gewicht langsam einknickten).

Als mit einem Knall die gesamte Decke der 5. Etage in die 4. stürzte, wurde das gesamte Gebäude geräumt.

Um 17.55 h hielten sich immer noch ca. 2.000 Personen im Gebäude auf, die Evakuierung war im vollem Gange, als die Klimaanlage durch die überlastete Decke in die 5. Etage und daraufhin durch die 4. Etage fiel; dies löste eine Kettenreaktion aus. Die gesamte Nordseite des Gebäudes mitsamt Kaufhaus stürzten ein.

Die Rettung

Geschätzte 1.500 Verschüttete waren zu beklagen, viele hundert starben. Die Rettung der Verschütteten gestalte sich als sehr schwierig, da noch Brände unter den Trümmern schwellten, und die Gefahr bestand, dass weitere geschädigte Gebäudeteile auf die Retter stürzten konnten.

Diese instabilen Teile mussten erst abgestützt werden, was wertvolle Zeit benötigte. Zur Rettung konnten auch keine schweren Geräte eingesetzt werden, die die schweren Teile beiseiteräumen konnten, da ansonsten Personen erdrückt würden.

Die Handarbeiten kosteten wiederum wertvolle Zeit. Erschwerend kam hinzu, dass durch die Rettungsarbeiten Gebäudeteile versetzt wurden, so dass Lasten die Verschütteten mit der Zeit erdrückten. Durch das eingesetzte Löschwasser bestand ebenso die Gefahr (da das Gebäude in die Untergeschosse stürzte), dass Verschüttete aufgrund der Menge des Wasser ertrinken würden.

Insgesamt war also die Rettung sehr schwierig. Unzählige Menschen halfen freiwillig bei der Bergung. Jeder, der Hände zum Helfen hatte, grub nach den Verschütteten. Es war die größte Bergungsmassnahme in Asien zu dieser Zeit. Aus dem In- und Ausland kamen Freiwillige, um zu helfen.

Nach einer Woche konnten nur noch Tote geborgen werden, so dass schwere Gerätschaften eingesetzt wurden, um die Trümmer nun endgültig zu beseitigen.

Der Einsturz löste Bestürzung innerhalb der Bevölkerung und Proteste aus. Die Menschen, insbesondere die Angehörigen, wollten von den Behörden Antworten darauf, wie dies geschehen konnte.

Es fand sich als Antwort, dass infolge des Baubooms statt auf Sicherheit und Haltbarkeit auf Schnelligkeit beim Bau der Gebäude im Lande gesetzt wurde.

Korruption und Gewinnsucht sorgten zusätzlich dafür, dass sich eine Baumafia entwickelte, die möglichst billiges Baumaterial verwendete.

Letztendlich wurden die Verantwortlichen des Gebäudemanagement bestraft. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Einsturz_des_Sampoong-Geb%C3%A4udes

jeweils abgerufen am 14.05.2022

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