Die neue elektronische Patientenakte der AOK Rheinland/Hamburg – erste Eindrück

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Seit dem 01.07.2021 müssen deutsche Krankenkassen ihren Versicherten einen Zugang zu ihrer elektronischen Patientenakte (EGA) ermöglichen. Dies geschieht zunächst durch Apps für das Smartphone. Derzeit existiert kein anderer elektronischer Zugang. Versicherte, die kein Smartphone besitzen oder Smartphone nutzen wollen, haben derzeit lediglich die Möglichkeit, mittels ihrer Versichertenkarte beim jeweiligen Arzt offline einen Zugang zu erlangen. In den nächsten Monaten soll es auch möglich werden, per Webseite auf die EGA zuzugreifen.

Ältere Menschen benachteiligt

Da die ältere Generation vermehrt weder über ein Smartphone noch einen Internetanschluss verfügt, findet hier eine Benachteiligung statt, die bewusst eingeführt wurde. 

Testphase

Seit dem 01.07.2021 befindet sich die EGA in einer Testphase. Bei der AOK App “Mein Leben” ist dies ebenso. An eine Dauernutzung ohne permanente Anmeldung zur App ist derzeit nicht zu denken. Das eigene Einstellen von Dokumenten seitens des Patienten ist in dieser Phase – nach meiner Erfahrung – gänzlich unmöglich, da einerseits die Geschwindigkeit der App zu langsam abläuft, andererseits zwar ein Dokument ausgesucht werden kann, bis man die ersten Daten zum Dokument in der App eingegeben hatte, erneut eine Anmeldung erfolgen muss. Wie gesagt, derzeit findet befindet sich das gesamte Projekt aller deutschen Krankenkassen in einer Testphase, es liegt bei diesem Manko nicht an der App.

Ich denke, dass derzeit der jeweilige Arzt von sich aus Dokumente in die EGA einfügen muss, zumal für das jeweilige Dokument Zusatzangaben als Metadaten angegeben werden müssen, die am Besten der jeweilige Arzt einfügt, damit der Patient keine Fehler zum Dokument anlegt.

Was funktioniert derzeit problemlos?

Sie können Ihre Notfalldaten eingegeben, Ihre Medikamente als Medikament eingeben und Ihren Behandler für die EGA suchen und Freigaben erteilen. Eigene Dokumente einzustellen ist, wie oben erwähnt, derzeit zwar möglich, aber aufgrund der Geschwindigkeit praktisch unmöglich.

Die angelegten Notfalldaten ermöglichen Ihrem Arzt, diese Daten in seinem Praxissystem einzufügen.

Wie gelangt man zu seiner EGA?

Ganz einfach. Sie laden auf Ihrem Smartphone die jeweilige App Ihrer Krankenkasse herunter (es gibt derzeit keine einheitliche App hierfür) und installieren diese. Benötigt wird Ihre Versichertenkarte und Ihr Personalausweis. Zur Identifizierung im Rahmen eines Videochat benötigen Sie Ihren Personalausweis.

Wollen Sie Ihre EGA offline nutzen, müssen Sie mit Ihrer Versichertenkarte und Ihrem Personalausweis in die jeweilige Geschäftsstelle gehen, wo Sie für die EGa freigeschaltet werden.

Sowohl offline als auch online erhalten Sie dann für Ihre Versichertenkarte per Post einen PIN. 

Ihre PIN

Diese PIn benötigen Sie nur, wenn Sie das System offline nutzen oder Ihrem Arzt in der App keine Freigabe auf Ihre angelegte EGA erteilen können, weil Sie Ihren Arzt nicht finden. Dann müssen Sie Ihren Arzt in der Praxis mittels Ihrer Versichertenkarte und der PIN manuell freischalten.

Arzt-Freigaben

Online suchen Sie in der App Ihren Arzt und können diesen sodann für Ihre App bzw. der EGA Freigaben erteilen. Theoretisch können dann mittels der EGA Daten und Dokumente zwischen Ihnen und Ihrem Arzt ausgetauscht werden, z. B. Arztbriefe oder Laborergebnisse vom Arzt zu Ihnen. Sie könnten auch eigene Dokumente einstellen und freigeben.

Die erteilten Freigaben und eingestellten Dokumente können Sie jederzeit widerrufen oder löschen. Sie sind Herr Ihrer Daten.

Persönliche Meinung

Insgesamt finde ich das System hervorragend, da ich als Patent Informationen zum Nachlesen in der App erhalte, die ich ansonsten niemals erfahren könnte, da diese Informationen im Praxissystem verborgen sind.

Bei einem Notfall, z. B. Krankenhauseinweisung, muss die Notfallaufnahme derzeit erst einmal mühselig den Hausarzt ermitteln und warten, bis dieser notwendige Dokumente faxt. Als Notarzt kann man sich auch nicht darauf verlassen, dass der schockierte Patient auch alle Angaben richtig wiedergibt, im Extremfall ist der Patient nicht ansprechbar und kann daher keine Angaben machen.

Jetzt erfährt das Krankenhaus mittels der Notfalldaten dringend benötigt Informationen (Angehörige, Medikamente und Ärzte) und kann elektronisch Befunde abrufen.

Mitunter lebensrettende Informationen, z. B. Allergien etc.

Der Nachteil derzeit ist die langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit der App, die der Testphase geschuldet ist. Im Laufe der nächsten Monate dürften sich hier wesentliche Verbesserungen ergeben, da weitere sinnvolle Informationen und Funktionen im System dazukommen, wie eAU, die elektronische Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung, das eBonusheft, das eleltronische Bonusheft beim Zahnarzt oder das eRezept. Bis nächstes Jahr sollen auch Zahnärzte, die derzeit noch nicht alle im System erfasst sind, und andere Heilberufe eingebunden werden.

Ggf. wird debattiert, ob auch das eImpfbuch bzw. der elektronische Nachweis von Schutzimpfungen hinzugefügt werden könnte.

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/elektronische-patientenakte.html

jeweils abgerufen am 28.08.2021

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